Moskau - Die Ankündigung kommt am Karsamstag völlig unvermittelt: Kremlchef Wladimir Putin lässt mitteilen, dass die russische Seite in ihrem Krieg gegen die Ukraine alle Feindseligkeiten für 30 Stunden einstellen will. Zeitgleich wird in Kiew Raketenalarm ausgelöst. Die Ukraine reagiert mit Skepsis auf Putins Ankündigung.
Was wurde in Moskau mitgeteilt?
Der Kreml erklärte,
Wie reagiert Kiew?
Selenskyj schilderte, was rund um die Ankündigung in der Ukraine passierte: "Was den neuen Versuch Putins betrifft, mit Menschenleben zu spielen, so erklingt gerade in vielen Teilen der Ukraine der Luftalarm." 45 Minuten vor Inkrafttreten der Feuerpause seien russische Kampfdrohnen am Himmel über der Ukraine gesichtet worden. Die Flugabwehr der Ukraine habe bereits das Feuer eröffnet. "Shahed-Drohnen an unserem Himmel entlarven Putins wahre Einstellung zu Ostern und zu Menschenleben", kritisierte Selenskyj.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erklärte: "Wir wissen, dass wir seinen Worten nicht trauen können und dass wir die Taten betrachten, und nicht die Worte." Der Krieg habe nur wegen Russland begonnen und dauere auch nur wegen Moskau weiter an, betonte er.
Gab es schon mal eine Feuerpause?
Schon im Januar 2023 hatte Putin eine einseitige, anderthalbtägige Feuerpause zum orthodoxen Weihnachtsfest angeordnet. Dies war damals von Kiew als Finte ausgelegt worden, damit Moskau Zeit für Truppenverlegungen gewinnt.
Lässt Russland die Waffen wirklich schweigen?
Nach mehr als drei Jahren Krieg und auch in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen sind die Hoffnungen darauf nicht allzu groß. So hatten vor einigen Wochen US-Vermittler mit Russland und der Ukraine in getrennten Gesprächen vereinbart, dass keine Objekte der Energieinfrastruktur mehr bombardiert werden sollen. Putin gab nach einem Telefonat mit US-Präsident
Der Ukraine-Beobachter Nico Lange warnte auf der Plattform X, Putins Worten Glauben zu schenken. "Wir kennen Putins Drehbuch: Große Osterwaffenruhe ankündigen, dann die Ukraine beschuldigen, sie hätte provoziert oder die Waffenruhe gebrochen."
Was könnte sich Moskau von der Ankündigung erhoffen?
Eine Atempause: Die russischen Streitkräfte hatten in den vergangenen Monaten ihre Gebietseroberungen im Osten der Ukraine nur langsam und unter hohen Verlusten ausgebaut. Zudem band die Rückeroberung der von ukrainischen Soldaten besetzten russischen Grenzgebiete bei Kursk viele Kräfte, die jetzt an andere Frontabschnitte verlegt werden könnten.
Putin dürfte zudem auf noch größere Gunst von US-Präsident Donald Trump hoffen. Dieser hatte erst am Samstag Kompromissbereitschaft beider Seiten eingefordert - was der Kremlchef jetzt wohl für sich beanspruchen wird.
Wie ist die Haltung der USA?
Trumps Regierung erhöhte den Druck auf die Konfliktparteien zuletzt erheblich. Außenminister Marco Rubio machte zuletzt deutlich, dass die USA innerhalb von Tagen austarieren wollten, ob sich ihre Bemühungen zur Beilegung des Konflikts weiter lohnten, ob sich der Krieg überhaupt beenden lasse. Trump selbst machte deutlich, dass er Kompromisse von beiden Seiten erwarte, wenn sie weiter die Vermittlung der USA wollten.
Was würde ein Ende der US-Vermittlungsversuche bedeuten?
Das ist völlig unklar. Keinesfalls ist gesagt, dass die USA dann in die Rolle des starken Unterstützers der Ukraine zurückkehren würden wie zu Zeiten der Regierung von Joe Biden. Vielmehr könnte Trump seinen Kurs der Wiederannäherung an Russland weiterverfolgen. Das ist eine Lesart der Worte von Außenminister Rubio, der gesagt hatte, wenn ein Ende des Kriegs nicht machbar erscheine, "dann müssen wir einfach weiterziehen".
Die USA haben ihren Kurs in der Ukraine-Politik drastisch geändert, seit Trump wieder Präsident ist. Unter Biden waren sie der wichtigste Unterstützer des angegriffenen Landes. Der Republikaner Trump hatte es immer wieder so dargestellt, als wäre es ein Leichtes, den seit mehr als drei Jahren dauernden Krieg rasch zu beenden. Doch auch nach drei Monaten im Amt ist ihm dies nicht gelungen. © Deutsche Presse-Agentur