• 21:51 Uhr: ➤ Evakuierungen um AKW Saporischschja: IAEA-Chef "extrem besorgt"
  • 21:20 Uhr: Russland wirft Ukraine "Terroranschlag" auf Autor Prilepin vor
  • 17:30 Uhr: Wagner-Chef will Kadyrows Ablöseangebot für Bachmut annehmen
  • 16:02 Uhr: "Historisches Ereignis": Kiew meldet Abschuss einer russischen Hyperschallrakete
  • 14:04 Uhr: Kremlnaher Schriftsteller bei Auto-Explosion verletzt - sein Fahrer tot
  • 10:01 Uhr: Militäranalyst: Ukraine hat geografischen Vorteil - aber auch ein Problem
  • 08:54 Uhr: Russisches Gericht ordnet U-Haft für zwei Theaterschaffende an

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➤ Evakuierungen um AKW Saporischschja: IAEA-Chef "extrem besorgt"

  • 21:51 Uhr

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist angesichts der angespannten Lage um das frontnahe ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja alarmiert. Die Situation werde immer unberechenbarer, und das Gefahrenrisiko in dem russisch besetzten AKW steige, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstagabend. "Ich bin extrem besorgt über die sehr realen Sicherheitsrisiken", warnte er in einem Lagebericht. "Wir müssen jetzt handeln, um einen drohenden schweren Atomunfall zu verhindern."

Die moskautreue Verwaltung im Gebiet Saporischschja kündigte am Freitag Evakuierungen an, darunter die Stadt Enerhodar, wo der Großteil des AKW-Personals lebt. Laut Grossi bleiben die Mitarbeiter zwar vor Ort, doch die Situation wird dennoch "zunehmend angespannt, nervenaufreibend und herausfordernd" für sie und ihre Familien. Dauerstress kann laut IAEA zu Fehlern und Unfällen im AKW führen kann.

Grossi forderte erneut eine Vereinbarung zwischen der Ukraine und Russland, um das AKW vor Angriffen zu schützen. Ursprünglich sei Moskau dem Plan positiv gegenübergestanden, während Kiew skeptisch gewesen sei, weil darin kein russischer Abzug aus dem Kraftwerk vorgesehen war, wie die Deutsche Presse-Agentur aus europäischen diplomatischen Kreisen erfuhr. Seit Kiew zuletzt eine positivere Haltung einnehme, aber gleichzeitig den Abzug der Russen fordere, zeige sich Russland nicht mehr so zustimmend, hieß es.

In näherer Zukunft wird mit einer ukrainischen Gegenoffensive gerechnet. Als eine Möglichkeit gilt dabei ein militärischer Vorstoß im Gebiet Saporischschja in Richtung der Küste des Asowschen Meeres. (dpa)

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Die Lage im Überblick

Seit 24. Februar 2022 führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote. Wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen mehr als 8,1 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa registriert (Stand: 2. Mai). Die Flüchtenden sind vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land in den meisten Fällen nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard hat die Ukraine aus Deutschland erhalten. (dpa)

Die weiteren Nachrichten zum Krieg in der Ukraine vom 6. Mai

Russland wirft Ukraine "Terroranschlag" auf Autor Prilepin vor

  • 21:20 Uhr

Russland hat die Ukraine für den Autobomben-Anschlag auf den kremlnahen Schriftsteller Sachar Prilepin verantwortlich gemacht und von einem "Terroranschlag" gesprochen. Die Ermittlungen seien zwar noch gar nicht abgeschlossen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. "Doch schon jetzt geht aus den Materialien (...) klar hervor, dass von einem erneuten Terroranschlag die Rede ist, der vom Kiewer Regime organisiert und ausgeführt wurde und hinter dem westliche Kuratoren stehen."

Ein Vertreter des ukrainischen Geheimdienstes SBU sagte auf Anfrage der Internetzeitung Ukrajinska Prawda, man werde eine Beteiligung an solchen Attentaten "weder bestätigen noch dementieren".

Der 47 Jahre alte Prilepin wurde am Samstagvormittag schwer verletzt, als ein an seinem Auto angebrachter Sprengsatz detonierte. Sein Fahrer starb. Prilepin ist ein überzeugter Anhänger des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Er hat auch schon dort gekämpft.

Kurz nach der Explosion, die sich in der russischen Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau ereignete, nahm die Polizei einen 1993 geborenen Mann als Tatverdächtigen fest. Der Gouverneur von Nischni Nowgorod, Gleb Nikitin, teilte mit, Prilepin sei mittlerweile operiert worden. Er habe mehrere Knochenbrüche erlitten. (dpa)

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Wagner-Chef will Kadyrows Ablöseangebot für Bachmut annehmen

  • 17:30 Uhr

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, trifft eigenen Angaben zufolge konkrete Vorbereitungen für den baldigen Abzug seiner Kämpfer von der Front in der Ostukraine. Er wolle ein Ablöseangebot des Chefs der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, annehmen, teilte Prigoschins Pressedienst am Samstag auf Telegram mit. Kadyrow hatte zuvor erklärt, Männer seiner Truppe "Achmat" könnten in der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut die Stellungen der Wagner-Söldner übernehmen.

Innerhalb der russischen Militärführung tobt mehr als ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ein offen zutage tretender Machtkampf. Prigoschin beschwerte sich zuletzt immer wieder öffentlich über angeblich fehlende Munition. Am Freitag dann kündigte der 61-Jährige an, seine Kämpfer aus diesem Grund aus Bachmut abzuziehen.

Nun veröffentlichte Prigoschin auch ein Schreiben an Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu, in dem er diesen auffordert, einen Befehl zur Übergabe der Stellungen an Kadyrows Männer zu erteilen. Bis zum kommenden Mittwoch um 0:00 Uhr solle diese Operation abgeschlossen sein, hieß es weiter.

Russlands Armee, die in der Region Bachmut bislang gemeinsam mit den Wagner-Truppen in äußerst verlustreichen Gefechten kämpft, äußerte sich weiter nicht zu Prigoschins Drohungen und Anschuldigungen. Schon am Freitag hatte das Verteidigungsministerium zu dem Thema geschwiegen. Stattdessen teilte die Behörde - ohne expliziten Bezug auf Prigoschin - mit, Schoigu habe angeordnet, Waffenlieferungen ins Kampfgebiet unter "besonderer Kontrolle" zu halten. (dpa)

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"Historisches Ereignis": Kiew meldet Abschuss einer russischen Hyperschallrakete

  • 16:02 Uhr

Der ukrainischen Luftwaffe ist eigenen Angaben zufolge der Abschuss einer russischen Hyperschallrakete vom Typ Kinschal gelungen. "Ich gratuliere dem ukrainischen Volk zu einem historischen Ereignis!", schrieb der ukrainische Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk am Samstag in seinem Telegram-Kanal. Die von Moskau immer wieder als eine der besten Raketen überhaupt angepriesene Kinschal sei in der Nacht zu Donnerstag mithilfe des US-Abwehrsystems Patriot über der Region Kiew abgefangen worden.

Zuvor hatte es in der Ukraine, die sich seit mehr als 14 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, bereits Spekulationen über einen angeblichen Kinschal-Abschuss gegeben. Militärblogger etwa veröffentlichten Fotos, die die Trümmerteile der Rakete zeigen sollen. Unabhängig überprüft werden konnten die Angaben zunächst nicht. Auch eine Reaktion von russischer Seite blieb aus.

Die acht Meter lange Kinschal-Rakete, deren Name auf Deutsch übersetzt "Dolch" bedeutet, ist besonders gefürchtet, weil sie extrem hoch und extrem schnell fliegen kann. Sie gilt deshalb als besonders schwer abfangbar. Sollte der ukrainischen Luftverteidigung ein solcher Abschuss tatsächlich geglückt sein, wäre das also nicht nur ein militärischer, sondern auch ein wichtiger symbolischer Erfolg. (dpa)

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Kremlnaher Schriftsteller bei Auto-Explosion verletzt - sein Fahrer tot

  • 14:04 Uhr

Der kremlnahe russische Schriftsteller Sachar Prilepin ist bei einem mutmaßlichen Anschlag verletzt worden. Der 47-Jährige sei am Samstag in seinem Auto in der Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau unterwegs gewesen, als ein am Fahrzeug angebrachter Sprengsatz detonierte, meldeten mehrere staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf die dortigen Behörden. Prilepins Fahrer sei getötet und der Schriftsteller selbst verletzt worden. Prilepins Pressedienst teilte zunächst mit, der Zustand des Autors sei "okay". Von Rettungskräften wurde er hingegen als schwer verletzt beschrieben.

Gouverneur Gleb Nikitin schrieb auf Telegram, Ermittler seien bereits an der Explosionsstelle unweit der Stadt Bor eingetroffen. Wer hinter dem mutmaßlichen Anschlag steckt, war zunächst unklar.

Prilepin, der in Deutschland etwa für sein 2012 in übersetzter Fassung erschienes Buch "Sankya" bekannt ist, gilt als großer Befürworter des von Präsident Wladimir Putin vor mehr als einem Jahr angeordneten Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zwischenzeitlich kämpfte der nationalistische Autor dort sogar selbst.

In sozialen Netzwerken meldete sich eine ukrainische Bewegung namens Atesch zu Wort und deutete an, hinter dem Anschlag auf Prilepin zu stecken. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als Partisanenbewegung von ethnischen Ukrainern und Krimtataren und hat in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge in von Russland besetzten ukrainischen Gebieten für sich beansprucht.

"Die Bewegung Atesch war seit Jahresbeginn hinter Prilepin her", hieß es in dem Text. Und weiter: "Wir hatten so ein Gefühl, dass er früher oder später in die Luft gesprengt wird." Die Glaubwürdigkeit der Mitteilung konnte zunächst nicht überprüft werden. (dpa)

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Militäranalyst: Ukraine hat geografischen Vorteil - aber auch ein Problem

  • 10:01 Uhr

Bei der angekündigten ukrainischen Offensive sieht Militäranalyst Niklas Masuhr einen geografischen Vorteil für die ukrainische Armee. Wenn sie an verschiedenen Stellen der Front vorstoße, habe sie kürzere Wege, wenn sie Truppen zur Verstärkung an Brennpunkte verlegen wolle.

Die russische Armee habe längere Routen, weil sie sich nur im besetzten Territorium in südlichen und östlichen Gebieten der Ukraine bewegen kann, sagte Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur.

Wie andere Analysten geht Masuhr auch davon aus, dass Elemente der Offensive bereits begonnen haben. Die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Logistik dürften eine vorbereitende Rolle spielen.

Frühere Erfolge der Ukrainer seien kein guter Indikator für einen möglichen Ausgang: "Die Gegenoffensiven der Ukrainer im Herbst waren eine andere Hausnummer", sagte Masuhr. "Die russischen Truppen waren geschwächt und den Ukrainern gelang es, sie teils zu isolieren und ihre Logistik zu zerstören."

Damals drängten die Ukrainer russische Truppen im Osten und Süden zurück und befreiten besetztes Territorium. Heute hätten die Russen Befestigungsstellungen an der Front. "Die Ukrainer haben im bisherigen Kriegsverlauf noch keine großen Vorstöße gegen eingegrabene, vorbereite russische Truppen durchgeführt", sagte Masuhr.

Mit größeren russischen Offensivbemühungen rechnet er nicht. "Nach dem Zustand der Truppen zu urteilen sind Russland keine Offensiven auf breiter Front wie am Anfang des Krieges zuzutrauen", sagte Masuhr.

Ukrainische Nachschubprobleme könnten mittelfristig dennoch zu einem Problem werden. "Falls insbesondere der Verbrauch der Luftabwehrmunition auf ukrainischer Seite es der russischen Luftwaffe erlaubt, eine größere Rolle zu spielen, verändert sich die Gleichung möglicherweise, zumindest phasenweise." Für das Durchbrechen der russischen Verteidigungsstellen brauche die Ukraine unter anderem Minenräumfahrzeuge, ebenso nach wie vor jede Menge Artilleriemunition. (dpa)

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Russisches Gericht ordnet U-Haft für zwei Theaterschaffende an

  • 08:54 Uhr

Ein Moskauer Gericht hat am Freitag Untersuchungshaft für die Theaterregisseurin Jewgenija Berkowitsch und die Dramaturgin Swetlana Petrijtschuk wegen "Rechtfertigung von Terrorismus" in einem ihrer Stücke angeordnet. Wie die russischen Nachrichtenagenturen berichteten, müssen die 38-jährige Berkowitsch und die 43-jährige Petrijtschuk bis zum 4. Juli in Gewahrsam bleiben. Ihnen drohten bei einer Verurteilung bis zu sieben Jahre Gefängnis.

Berkowitsch und Petrijtschuk waren am Donnerstag festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, in dem ausschließlich mit Frauen besetzten Stück "Finist, der tapfere Falke", "Terrorismus gerechtfertigt" zu haben. In dem preisgekrönten Werk geht es um russische Frauen, die im Netz rekrutiert werden, um Islamisten in Syrien zu heiraten.

Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete von rund hundert Menschen, die sich vor dem Gericht versammelten, darunter der Journalist und Nobelpreisträger Dmitri Muratow. Mehr als 3000 Menschen unterschrieben eine Online-Petition mit einem Aufruf zur Freilassung der beiden Frauen. Darin werden die russischen Behörden aufgerufen, "Mörder statt Dichter zu verfolgen". Berkowitsch hatte sich auch öffentlich gegen die russische Offensive in der Ukraine ausgesprochen. (AFP)

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Mit Material von dpa und AFP

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