• 21:56 Uhr: Estland liefert mutmaßlichen russischen Waffenschmuggler an USA aus
  • 21:39 Uhr: Selenskyj dämpft Erwartungen zu Rückeroberungen von Gebieten
  • 21:17 Uhr: ➤ Wladimir Klitschko zum Ukraine-Krieg: Man gewöhnt sich an den Tod
  • 19:17 Uhr: Minsk: Wagner-Kämpfer nun in Belarus und bilden Truppen aus
  • 17:41 Uhr: Ukraine: Brauchen für 2023 mehr Wiederaufbaugeld aus dem Ausland
  • 17:30 Uhr: Erdogan: Putin zu Verlängerung von Getreideabkommen mit der Ukraine bereit

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

➤ Wladimir Klitschko zum Ukraine-Krieg: Man gewöhnt sich an den Tod

  • 21:17 Uhr

Der frühere ukrainische Box-Weltmeister Wladimir Klitschko hat auf einem Forum zum Ukraine-Krieg in Chemnitz in bewegenden Worten seine Gefühle geschildert. "Jeden Tag, jede Nacht sterben Ukrainer, nicht nur Militärs, sondern auch Zivilisten, Frauen, Kinder. Man gewöhnt sich an die Bilder (...) Man gewöhnt sich daran, den Tod zu sehen und lebt weiter", sagte der 47-Jährige am Freitag auf einem Leserforum der Chemnitzer "Freien Presse". Man gewöhne sich auch an Explosionen. Der 24. Februar 2022 habe das Leben der Menschen in der Ukraine komplett verändert. Gerade jetzt im Sommer würden Pläne gemacht für die Ferien, für das Leben. Ukrainer könnten das so nicht: "Sie denken von Tag zu Tag."

Am 24. Februar 2022 waren russische Truppen in das Nachbarland einmarschiert. Seitdem setzt sich die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg zur Wehr.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verteidigte auf dem Forum vor knapp 300 Lesern die militärische Hilfe für das von Russland angegriffene Land. Niemand in der Welt schaue emotionslos auf diesen Krieg. Viele hätten Zweifel gehabt, ob militärische Hilfe richtig sei. Ohne Panzer und Flugabwehr hätte es noch mehr Opfer gegeben. Es brauche weitere militärische Unterstützung. Man könne sie erst einstellen, wenn der russische Präsident aufhöre, die Ukraine zu bombardieren und Menschen zu verschleppen und zu vergewaltigen. Das passiere tagtäglich in den Gebieten, die noch nicht befreit werden konnten. Dort werde täglich gemordet, gefoltert und vergewaltigt. (dpa)

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Die Lage im Überblick

Seit 24. Februar 2022 führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote. Wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen mehr als 5,9 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa registriert (Stand: 4. Juli). Die Flüchtenden sind vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land in den meisten Fällen nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Gepard-Panzer hat die Ukraine aus Deutschland erhalten. (dpa)

Russlands Angriff auf die Ukraine (inkl. russischer Verteidigungs-/Befestigungsanlagen) © dpa-infografik GmbH

Die weiteren Nachrichten zum Krieg in der Ukraine vom 14. Juli

Estland liefert mutmaßlichen russischen Waffenschmuggler an USA aus

  • 21:56 Uhr

Estland hat einen russischen Staatsbürger mit mutmaßlichen Verbindungen zu Russlands Geheimdienst FSB an die USA ausgeliefert, der bei der Umgehung von Sanktionen geholfen haben soll. Am Freitag sollte die Anklage gegen Wadim K. verlesen werden, wie die US-Justiz mitteilte. Der Angeklagte werde verdächtigt, dem Inlandsgeheimdienst FSB geholfen zu haben, sowohl militärische als auch zivil nutzbare Technologien und große Mengen an Munition von US-Firmen nach Russland zu schmuggeln, um die «russische Kriegsmaschinerie» zu unterstützen. Damit habe er gegen US-Ausfuhrkontrollen und Wirtschaftssanktionen verstoßen. Im Fall einer Verurteilung drohen K. bis zu 30 Jahre Haft.

Um seine kriminellen Aktivitäten zu verschleiern, habe der 48-Jährige Tarnfirmen genutzt, hieß es in der Mitteilung. Estland soll als Umschlagplatz gedient haben, um die aus den USA stammenden Güter nach Russland zu schmuggeln. Estnische Behörden nahmen K. auf Ersuchen der USA den Angaben nach am 27. Oktober 2022 fest, als er versuchte, etwa 35 verschiedene Arten von Halbleitern und elektronischen Bauteilen, von denen mehrere aus den USA stammten und der Ausfuhrkontrolle unterlagen, über nach Russland zu bringen. Am Donnerstag wurde er an die USA ausgeliefert.

Das US-Justizministerium betonte seine Anstrengungen, der russischen Aggression entgegenzuwirken. "Und wir werden diejenigen, die gegen US-Sanktionen verstoßen, um Moskaus Kriegsanstrengungen weiter anzuheizen, nicht schonen", sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Matthew Olsen laut Mitteilung, der die Abteilung für Nationale Sicherheit im Justizministerium leitet.

Die Auslieferung von K. ist auch mit Blick auf Versuche der US-Regierung, in Russland inhaftierte US-Amerikaner freizubekommen, bedeutsam. Im Fokus stehen derzeit der Journalist Evan Gershkovich und der ebenfalls wegen angeblicher Spionage in Russland inhaftierte Paul Whelan. Kremlchef Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit immer wieder in den USA inhaftierte russische Kriminelle durch einen Austausch mit in Russland verurteilten US-Amerikanern freibekommen.

US-Präsident Joe Biden hatte jüngst Hoffnungen auf Bewegung in Gesprächen mit Moskau über einen möglichen Gefangenenaustausch geschürt. Auf Gershkovich angesprochen sagte er am Donnerstag: "Es ist mir ernst damit, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um Amerikaner zu befreien, die unrechtmäßig in Russland oder anderswo festgehalten werden. Und dieser Prozess ist im Gange." (dpa)

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Selenskyj dämpft Erwartungen zu Rückeroberungen von Gebieten

  • 21:39 Uhr

Der ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat die Erwartungen an die laufende Kiewer Offensive gedämpft. "Wir müssen ganz klar - so klar wie möglich - begreifen, dass die russischen Streitkräfte in unseren südlichen und östlichen Gebieten alles ihnen Mögliche tun werden, um unsere Soldaten aufzuhalten", sagte Selenskyj am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache. Daher müsse man für jeden Kilometer, den die eigenen Truppen vorwärts kämen und für jeden Erfolg im Kampf dankbar sein, mahnte er. Die Aussage ist ein Indiz für die Schwierigkeiten, mit denen das ukrainische Militär bei seiner Offensive konfrontiert ist.

Nach dem Nato-Gipfel in Vilnius, von dem Selenskyj statt mit einer Einladung zum Nato-Beitritt mit Versprechungen der G7 über eine Sicherheitspartnerschaft zurückkehrte, galt die Aufmerksamkeit des Staatschefs nun wieder mehr den aktuellen Ereignissen an der Front. Bei einer Sitzung mit der Militärführung seien die Kampfhandlungen, die Versorgung der Truppen und die Abstimmung mit den Partnern bei den Waffen- und Munitionslieferungen abgesprochen worden, teilte der 45-Jährige mit. Daneben kündigte er auch noch eine anstehende Reform der Militärausbildung an.

Anfang Juni begannen die ukrainischen Truppen im Süden mit ihrer Offensive zur Rückeroberung von Gebieten, die Russland zu Beginn seines mehr als 16 Monate dauernden Angriffskriegs besetzt hatte. Bislang sind die Geländegewinne der Ukrainer gering. Beide Seiten berichten von schweren Kämpfen. (dpa)

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Minsk: Wagner-Kämpfer nun in Belarus und bilden Truppen aus

  • 19:17 Uhr

Söldner der russischen Privatarmee Wagner sind nach wochenlangen Spekulationen um ihren Verbleib nach Angaben aus Minsk nun in Belarus angekommen. Die Männer hätten als Ausbilder für eine Reihe militärischer Disziplinen nun die Arbeit aufgenommen, teilte das belarussische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Das Lager befindet sich demnach in Ossipowitschi rund 100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Minsk. Auf einem Video waren die maskierten Uniformierten nicht zu erkennen. Zu sehen waren aber Übungen an der Waffe auf einem Truppenübungsplatz.

Eine Moderatorin in einem Video des Ministeriums sagte, dass die Wagner-Söldner den belarussischen Streitkräften ihre Kampferfahrung vermittelten. Soldaten in dem Land, das unter Machthaber Alexander Lukaschenko ein enger Verbündeter Russlands ist und seine Gebiete auch für Angriffe auf die Ukraine hergibt, äußerten sich in dem Clip dankbar für die Unterweisungen. Lukaschenko hatte angekündigt, dass Wagner-Truppen sich in Belarus niederlassen würden.

Ausgebildet würden Soldaten der Territorialverteidigung, sagte der Offizier Maxim Pajewski vom belarussischen Generalstab. Zu sehen war auf dem Video ein Zeltlager für die Soldaten. In den vergangenen Tagen hatte es in sozialen Netzwerken angesichts von Truppenbewegungen auf den Straßen Spekulationen gegeben, dass die Wagner-Armee nun auf dem Weg sein könnte nach Belarus. (dpa/tas)

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Ukraine: Brauchen für 2023 mehr Wiederaufbaugeld aus dem Ausland

  • 17:41 Uhr

Die von Russland angegriffene Ukraine hat eine ungenügende internationale Finanzierung der für dieses Jahr geplanten Projekte für den "schnellen Wiederaufbau" beklagt. Von erwarteten umgerechnet rund 12,5 Milliarden Euro seien erst knapp 3,5 Milliarden Euro bereitgestellt worden, sagte Finanzminister Serhij Martschenko gemäß einer Mitteilung vom Freitag. Priorität habe der "schnelle Wiederaufbau", da er sichere Lebensumstände für die Ukrainer und eine wirtschaftliche Erholung sicherstelle, sagte Martschenko.

Zu den Hauptbereichen gehören wichtige Infrastruktur und der Energiesektor, die Reparatur von Häusern und die Minenräumung. Martschenko zufolge erwarte das Land allein für die Finanzierung des Haushaltsdefizits in diesem Jahr umgerechnet gut 38 Milliarden Euro von internationalen Geldgebern. Der Westen gewährt neben der Militärhilfen immer wieder auch Finanzspritzen, damit das Land seinen Haushalt und die laufenden Kosten decken kann.

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Unterstützung seit mehr als 16 Monaten gegen eine russische Invasion. Seitdem wurden Kiew eigenen Angaben nach von den Verbündeten finanzielle, militärische und humanitäre Hilfen im Gegenwert von mehr als 170 Milliarden Euro bereitgestellt. Mehr als die Hälfte des ukrainischen Haushalts hängt von Finanzierungen aus dem Ausland ab. (dpa)

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Erdogan: Putin zu Verlängerung von Getreideabkommen mit der Ukraine bereit

  • 17:30 Uhr

Der russische Staatschef Wladimir Putin ist nach Angaben seines türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan zu einer Verlängerung des am Montag auslaufenden Getreideabkommens mit der Ukraine bereit. Erdogan sagte am Freitag vor Journalisten, er habe mit Putin über das Abkommen zur Lieferung ukrainischen Getreides auf dem Weg über das Schwarze Meer gesprochen. Der Kreml-Chef und er "stimmen überein", dass die Vereinbarung verlängert werden solle.

Der türkische Präsident teilte nicht mit, wann er das Telefonat mit Putin führte. Erdogan sagte ferner, dass die Vorbereitungen für den Besuch des russischen Staatschefs im August in der Türkei liefen. Diesen Besuch hatte Erdogan bereits in der vergangenen Woche angekündigt.

Das Getreideabkommen war im Juli 2022 unter Vermittlung der UNO und der Türkei unterzeichnet worden, um die sichere Ausfuhr von ukrainischem Getreide durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer zu ermöglichen. Seither wurde das Abkommen mehrmals verlängert.

Russland beklagt allerdings, dass eine ebenfalls getroffene Vereinbarung, wonach es trotz Sanktionen Dünger und Lebensmittel exportieren darf, nicht eingehalten werde. UN-Generalsekretär António Guterres schickte Putin in dieser Woche jedoch einen Brief, indem er die Beseitigung von Hürden für den Export russischen Düngers befürwortete. Erdogan äußerte nun die Hoffnung, dass "wir mit diesem Brief die Verlängerung des Getreideabkommens sicherstellen können". (AFP/tas)

Über das Schwarze Meer exportiertes Getreide (nach Art und Zielland) © dpa-infografik GmbH

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Putin: Prigoschin lehnte Angebot für anderen Wagner-Anführer ab

  • 16:48 Uhr

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach eigenen Angaben den Kämpfern der Söldnergruppe Wagner angeboten, künftig unter einem anderen Befehlshaber zu dienen – dies wurde nach den Worten Putins aber von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin abgelehnt. Wagners Soldaten "hätten an einem Ort zusammengeführt werden und weiter dienen können", sagte Putin in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Interview mit der Zeitung "Kommersant".

Für die Söldner hätte sich dadurch "nichts geändert, sie wären von der Person geführt worden, die während der ganzen Zeit ihr eigentlicher Befehlshaber war", sagte Putin. Bei der von Putin bei einem Treffen mit der Wagner-Gruppe am 29. Juni vorgeschlagenen Person handelte es sich um einen Wagner-Kommandeur mit dem Decknamen "Sedoi" (Grauhaar), der in den vergangenen 16 Monaten die Söldner an der ukrainischen Front angeführt haben soll.

Zahlreiche anwesende Kommandeure hätten nach seinem Vorschlag mit dem Kopf genickt, der vorne sitzende Prigoschin habe den Vorschlag jedoch im Namen der Truppe abgelehnt, sagte Putin laut "Kommersant". Bei dem Treffen sollten nach Angaben des Staatschefs "mögliche Lösungen" für die Fortführung der Wagner-Gruppe nach dem Aufstand im Juni erörtert werden.

Der Wagner-Aufstand hatte die russische Führung inmitten des Ukraine-Konflikts erschüttert. Mehrere Stunden lang hatten Wagner-Kämpfer das Hauptquartier der russischen Armee in der Stadt Rostow am Don im Südwesten des Landes besetzt und waren Richtung Moskau vorgerückt. Der Aufstand endete am 24. Juni abends mit einer Vereinbarung unter Vermittlung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko. (AFP)

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Ukraine vermeldet weitere Geländegewinne im Süden bei Gegenoffensive

  • 15:19 Uhr

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive weitere Geländegewinne an der Südfront erzielt. Die ukrainischen Truppen seien im Verlauf dieser Woche 1,7 Kilometer weit in Richtung Süden und Südosten vorgestoßen, teilte Oberst Mykola Urschalowitsch von der Nationalgarde am Freitag mit. In ihrem Vormarsch seien die ukrainischen Angriffsverbände von Panzern unterstützt worden.

Urschalowitsch zufolge wollen die ukrainischen Einheiten in dem Gebiet ihre Gegenoffensive weiter in Richtung der Stadt Melitopol fortsetzen, die von den russischen Invasionstruppen besetzt ist. Die Ukraine hatte Anfang Juni ihre Gegenoffensive zur Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete im Osten und Süden des Landes gestartet. Der russische Widerstand ist vor allem in der Ostukraine groß. (AFP)

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Kreml erwägt Legalisierung von privaten Militärfirmen wie der Gruppe Wagner

  • 15:00 Uhr

Der Kreml zieht eine Legalisierung privater Militärfirmen und insbesondere der Söldnergruppe Wagner in Betracht, deren Existenz nach russischem Recht bislang nicht erlaubt ist. "Rechtlich betrachtet existiert die private Militärfirma Wagner nicht und hat auch nie existiert", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten. Es handele sich um eine "komplexe" Frage, die geprüft werden müsse, sagte Peswkow.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuvor der Zeitung "Kommersant" gesagt, dass die Wagner-Gruppe keinen legalen Status habe und dass dies in der Duma und in der Regierung diskutiert werden müsse. Am 24. Juni hatte ein Aufstand der Wagner-Gruppe die russische Führung inmitten des Ukraine-Konflikts erschüttert. Der Aufstand endete bereits nach einem Tag mit einer Vereinbarung unter Vermittlung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko. (AFP/tas)

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US-Institut sieht fragile Kommandostrukturen in Moskaus Ukraine-Krieg

  • 14:08 Uhr

Nach der Kritik des inzwischen abgesetzten russischen Generals Iwan Popow an der Kriegsführung in der Ukraine sehen westliche Experten schwere Probleme in Moskaus Kommandostrukturen. Popows Absetzung im Zuge seiner Kritik an Missständen und dem hohen Verlust russischer Soldaten bestätige, dass Moskaus Verteidigungsstellungen in der Ukraine "wahrscheinlich brüchig" seien, hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) vom Donnerstag (Ortszeit). Die Experten verwiesen auf ihre früheren Einschätzungen, nach denen die russischen Streitkräfte keine Reserven etwa für Rotationen hätten.

Im Falle eines Durchbruchs ukrainischer Kräfte bei deren Gegenoffensive blieben die russischen Stellungen ohne Unterstützung, meinten die ISW-Experten. Sie erwarten zwar, dass Popows Abgang unmittelbar allenfalls "marginale" Auswirkungen habe. Sie betonen aber: "Die immer fragilere russische Befehlskette könnte in Zukunft zu einer kritischen Kommando- und Kontrollkrise führen, in der die Unterstützung der Feldkommandeure für das russische Militärkommando immer schwächer werden könnte."

Popow, der die 58. Armee in der besetzten ukrainischen Region Saporischschja befehligt hatte, habe sich mit seiner Kritik auf eine Stufe mit anderen gestellt, hieß es. So hatte etwa der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, Generalstabschef Waleri Gerassismow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu Unfähigkeit vorgeworfen. Auch Popows Ziel könne es gewesen sein, Gerassimow als Oberbefehlshaber für den Krieg gegen die Ukraine zu beseitigen. Der Generalstabschef aber versuche, Kritik zu unterbinden und sie nicht zu Kremlchef Wladimir Putin durchdringen zu lassen. (dpa)

Nach Einschätzung der ISW-Experten sind die russischen Streitkräfte in der Defensive und setzen alles daran, ihre Stellungen zu halten. Derweil führe die ukrainische Armee ihre Gegenoffensive an mindestens drei Abschnitten der Front fort und verzeichne in einigen Regionen Gebietsgewinne. Die Offensive Kiews hat das Ziel, alle Gebiete von der russischen Besatzung zu befreien – einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Russland hatte seinen Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen. (dpa)

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Ukrainische Luftwaffe meldet Abschuss von 16 Angriffsdrohnen

  • 11:45 Uhr

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht 16 Angriffsdrohnen der russischen Streitkräfte abgeschossen. "Die Russen haben die Ukraine mit 17 im Iran hergestellten Angriffsdrohnen vom Typ Shahed-136/131 aus südöstlicher Richtung angegriffen", hieß es in einer Online-Erklärung der Luftwaffe vom Freitag.

"Als Ergebnis der Militäreinsätze wurden 16 Shaheds zerstört", teilte die Luftwaffe weiter mit. Für die Ukraine ist es bereits der vierte nächtliche Angriff mit Drohnen in Folge. Bei der Abwehr von Angriffen am frühen Donnerstagmorgen waren in der Region Kiew nach ukrainischen Angaben mindestens vier Menschen durch herabfallende Trümmerteile verletzt worden.

In der Stadt Krywyj Rih, dem Geburtsort des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, habe eine Drohne ein Verwaltungsgebäude zerstört und weitere Gebäude eines kommunalen Unternehmens beschädigt, teilte der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, am Freitag mit. Er veröffentlichte in seinem Telegram-Kanal auch Bilder der Schäden. Ein Mann sei verletzt worden. Es seien auch zwei Wohnhäuser beschädigt worden. Insgesamt habe es sechs Drohnenangriffe sowie Artilleriebeschuss gegeben, hieß es.

Russland berichtete vom Einsatz seiner Flugabwehr im Gebiet Woronesch, wo am Donnerstag drei Drohnen abgeschossen worden seien. In der in Nachbarschaft zur Ukraine gelegenen Region Kursk meldeten die Behörden den Absturz einer Drohne in der Stadt Kurtschatow, wo ein Wohnhaus beschädigt wurde. Vier Kilometer von der Stadt entfernt liegt das Kursker Atomkraftwerk. Verletzte gab es nach Angaben der Behörden bei keinem der Fälle.

Die Angaben der beiden Kriegsparteien zu den jüngsten Angriffen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Russland überzieht die Ukraine seit Tagen mit Drohnenangriffen, vor allem nachts gibt es Luftalarm. Die Ukraine setzt bei der Flugabwehr vor allem auf westliche Verteidigungssysteme und will diesen Schutz noch deutlich ausbauen. (AFP/dpa/tas)

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Britische Geheimdienste: Russische Atom-U-Boote nehmen nicht an Marine-Parade teil

  • 11:25 Uhr

Dass russische Atom-U-Boote nicht an einer Parade zum Tag der Marine teilnehmen, liegt nach Einschätzung britischer Geheimdienste auch an Sicherheitsbedenken. Es bestehe eine "realistische Möglichkeit", dass interne Sorgen nach der Meuterei der Privatarmee Wagner zu der Entscheidung beigetragen hätten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Vor allem aber dürfte der Schritt dazu dienen, Wartungsarbeiten zu ermöglichen und die Verfügbarkeit für Betrieb und Schulung aufrechtzuerhalten.

Das britische Ministerium zitierte russische Staatsmedien, dass die Atom-U-Boote der russischen Nordflotte erstmals seit Einführung des aktuellen Formats 2017 nicht am Tag der Marine in St. Petersburg am 30. Juli teilnähmen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor. (dpa)

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Putin wollte Wagner-Söldner weiter in Ukraine kämpfen lassen

  • 09:46 Uhr

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach eigenen Angaben den Söldnern der Privatarmee Wagner nach ihrer Revolte gegen die Militärführung angeboten, in der Ukraine weiter unter eigenem Kommando zu kämpfen. "Viele haben genickt, als ich das sagte", beschrieb Putin in der Tageszeitung "Kommersant" (Freitag) ein Treffen im Kreml mit der Privatarmee von Jewgeni Prigoschin. Prigoschin sei es aber auch gewesen, der das Angebot abgelehnt habe. "Nein, die Männer sind mit so einer Entscheidung nicht einverstanden", sagte Prigoschin nach Angaben von Putin.

Die Söldnertruppe Wagner kämpfte monatelang an der Seite regulärer Moskauer Truppen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Bekanntheit erlangte sie durch die monatelangen Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut.

Ende Juni ließ Prigoschin aber nach einem angeblichen Angriff russischer Truppen auf Wagner-Lager die Stadt Rostow am Don besetzen und schickte Militärkolonnen Richtung Moskau. Putin sprach damals von "Verrat". Kurz vor Moskau befahl Prigoschin nach Verhandlungen mit dem Kreml, bei denen Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko als Vermittler fungierte, den Rückzug.

Putin gestand im "Kommersant" nun indirekt auch ein, dass die russische Führung im Krieg gegen die Ukraine bewusst auf eine illegale Organisation gesetzt habe. "Wir haben kein Gesetz über private Militärorganisationen. Die Gruppe gibt es zwar, aber juristisch existiert sie nicht", sagte der Kremlchef. (dpa/tas)

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Pentagon: Wagner-Kämpfer derzeit nicht nennenswert an Kämpfen in Ukraine beteiligt

  • 08:17 Uhr

Die Söldner der russischen Wagner-Gruppe sind nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums derzeit nicht nennenswert an Kampfhandlungen in der Ukraine beteiligt. "In diesem Stadium sehen wir keine Wagner-Truppen, die sich in bedeutendem Ausmaß an Kampfeinsätzen in der Ukraine beteiligen", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Donnerstag vor Journalisten. Die USA hätten festgestellt, dass sich "die Mehrheit" der Wagner-Kämpfer immer noch in russisch besetzten Gebieten der Ukraine aufhalte.

Die bewaffnete Gruppe, die eine wichtige Rolle in Russlands Offensive in der Ukraine spielte, hatte mit einem Aufstand am 24. Juni versucht, die russische Militärführung zu stürzen. Wagner-Kämpfer hatten mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in der Stadt Rostow am Don im Südwesten des Landes besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt.

Der Aufstand endete aber noch am selben Tag mit einer Vereinbarung, die die Ausreise des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin nach Belarus vorsah. Den Wagner-Kämpfern stellte Präsident Wladimir Putin frei, sich der regulären Armee anzuschließen, ebenfalls nach Belarus auszureisen oder aber ins zivile Leben zurückzukehren. Der derzeitige Aufenthaltsort von Prigoschin ist unklar.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums übergab die Wagner-Gruppe der russischen Armee am Mittwoch zehntausende Waffen, Geschütze und Munition. (AFP)

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In Ukraine getöteter AFP-Journalist zum Ritter der Ehrenlegion ernannt

  • 06:32 Uhr

Der in der Ukraine getötete AFP-Journalist Arman Soldin ist posthum in die Ehrenlegion aufgenommen worden. Per Dekret des Präsidenten werde Soldin zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, hieß es in der Nacht zum Freitag im französischen Amtsblatt. Es handelt sich um die höchste Auszeichnung in Frankreich. Der Video-Koordinator war am 9. Mai bei einem Raketenangriff im Osten der Ukraine getötet worden.

Der 32-jährige Soldin war Teil eines fünfköpfigen Teams von AFP-Reportern, das ukrainische Soldaten an der Front begleitete. Die Journalisten gerieten am Rande von Tschassiw Jar nahe der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut unter russischen Raketenbeschuss. Soldin wurde tödlich getroffen, seine Kollegen konnten unverletzt entkommen.

Soldin arbeitete seit 2015 als Journalist für die AFP, zunächst als Praktikant im Büro in Rom, später wechselte er nach London. Seit dem ersten Tag der russischen Invasion berichtete Soldin aus der Ukraine. Freiwillig hatte er sich dem ersten AFP-Reporterteam angeschlossen, das einen Tag nach Kriegsbeginn in das Land geschickt wurde. Seit September lebte er dauerhaft in der Ukraine, koordinierte die Arbeit der Videojournalisten und reiste selbst regelmäßig an die Front im Osten und Süden der Ukraine.

Er sprach fließend Englisch, Französisch und Italienisch. Geboren in Sarajewo, besaß Soldin auch die französische Staatsbürgerschaft. (AFP)

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Mit Material von dpa und AFP

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