Die Ukraine ist von schweren russischen Angriffen getroffen worden – diese haben einmal mehr auf den Energiesektor des Landes abgezielt. Einige Teile der Ukraine sind mitten im Winter ohne Strom.
Massive russische Angriffe haben nach Angaben Kiews die ukrainische Energieinfrastruktur auch im Westen des Landes getroffen. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte Russland in der Nacht dutzende Raketen und Marschflugkörper auf Ziele hauptsächlich im Westen der Ukraine ab. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte "Hochpräzisions"-Angriffe auf Energieanlagen. Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kündigte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk an, Kiews Beitrittsprozess zur EU beschleunigen zu wollen.
Während Moskau behauptete, alle seine Ziele getroffen zu haben, erklärte die ukrainische Luftwaffe, 30 Raketen und 47 Drohnen seien abgefangen worden. Die Behörden hätten den "Betrieb unseres Energiesystems" aufrecht erhalten können, teilte Präsident
Russland zielt erneut auf Energiesektor
"Ein weiterer massiver russischer Angriff. Es ist mitten im Winter, und das Ziel der Russen bleibt das gleiche: unser Energiesektor", schrieb Selenskyj.
Das polnische Militär teilte mit, es habe angesichts der russischen Angriffe Kampfjets eingesetzt, um den polnischen Luftraum zu sichern. Es habe während des dreistündigen Einsatzes allerdings keine Verletzung des Luftraums gegeben, erklärte das operative Führungskommando in Onlinenetzwerken.
Ukrainische Behörden hatten im gesamten Land Luftalarm ausgelöst. Die Luftwaffe warnte in mehreren Teilen des Landes zudem vor Marschflugkörpern. "Krywyj Rih - gehen Sie in Deckung! Ein Geschoss ist von Süden her auf dem Weg zu Ihnen", schrieb die ukrainische Luftwaffe im Onlinedienst Telegram mit Verweis auf die zentral gelegene Geburtsstadt von Präsident Selenskyj.
Für die nördlich gelegene Region Tschernihiw, die zentral gelegene Region Poltawa und die südliche Region Mykolajiw ergingen ähnliche Warnungen. Eine "Gruppe Marschflugkörper" sei in Richtung der Hauptstadt Kiew unterwegs, hieß es weiter.
Keine Verletzten, aber mitunter große Schäden
Die Gouverneurin der westukrainischen Region Iwano-Frankiwsk, Switlana Onyschtschuk, schrieb in Onlinediensten: "Kritische Infrastruktureinrichtungen wurden in Prykarpattia angegriffen." Die Luftabwehr sei in der Region im Einsatz, es habe keine Verluste gegeben, die Situation sei "unter Kontrolle".
Behörden der an Polen grenzenden Region Lwiw erklärten, in den Bezirken Drohobytsch und Stryji sei kritische Infrastruktur getroffen worden. Auch hier habe es keine Verletzten gegeben, "aber es gab Schäden".
Auch in der Region Donezk und der südukrainischen Stadt Cherson wurde offiziellen Angaben zufolge Energieinfrastruktur getroffen. Teile Chersons waren demnach ohne Strom.
Stromausfälle mitten im Winter
Der ukrainische Netzbetreiber Ukrenergo schaltete in sieben Regionen des Landes zwischenzeitlich den Strom ab. Nach dem Angriff wurden die Beschränkungen wieder aufgehoben. Ukrenergo mahnte die Menschen jedoch, bis zum späteren Abend keine stromintensiven Geräte zu benutzen.
Die Ukraine hatte bei ihren bisher umfangreichsten Luftangriffen auf Russland seit Beginn des Krieges vor fast drei Jahren am Dienstag Fabriken und Energieknotenpunkte hunderte Kilometer von der Front entfernt getroffen. Das russische Militär warf Kiew vor, für einen der Angriffe Waffen aus den USA und Großbritannien genutzt zu haben und kündigte Vergeltung an.
Der ukrainische Präsident reiste unterdessen zu Gesprächen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Tusk nach Warschau. Tusk sagte, Polen werde seinen Vorsitz im EU-Rat dazu nutzen, die "festgefahrene Situation" im EU-Beitrittsprozess der Ukraine "aufzubrechen". Zusammen mit der Ukraine und den europäischen Partnern werde daran gearbeitet, den Beitrittsprozess "so weit wie möglich zu beschleunigen". (AFP/bearbeitet von lag)
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