Die ukrainische Offensive im russischen Nachbargebiet Kursk geht weiter. Doch wie viel befindet sich bereits unter der Kontrolle Kiews? Die Nachrichtenagentur AFP hat Berechnungen angestellt. Derweil stellt die Ukraine klar, unter welchen Voraussetzungen sie die Offensive beenden wird.

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Bei ihrer Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat die ukrainische Armee nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP bis Montagabend die Kontrolle über ein Gebiet von mindestens 800 Quadratkilometern erlangt. Die russische Armee eroberte demnach im selben Zeitraum 69 Quadratkilometer ukrainisches Territorium.

Die ukrainischen Streitkräfte waren am 6. August überraschend nach Kursk vorgedrungen. Dem ukrainischen Oberbefehlshaber Oleksandr Syrsky zufolge kontrollierte Kiew am Montag rund 1.000 Quadratkilometer der Region.

Nach russischer Darstellung ist das von der Ukraine eroberte Gebiet deutlich kleiner: Der amtierende Gouverneur der Region Kursk, Alexej Smirnow, hatte am Montag gesagt, die Ukraine sei auf einer Breite von 40 Kilometern zwölf Kilometer tief in russisches Gebiet vorgedrungen.

Die AFP-Berechnungen basieren auf Informationen des Washingtoner Instituts für Kriegsstudien (ISW), das sich bei seinen Analysen wiederum auf Informationen beider Kriegsparteien sowie auf Satellitendaten stützt.

Kiew: Offensive in Kursk endet bei Russlands Zustimmung zu "gerechtem Frieden"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, ein Ziel des ukrainischen Vorstoßes in Kursk sei es, den Krieg auf russisches Territorium zu verlagern. Die Ukraine will ihre Offensive im russischen Kursk nach eigenen Angaben beenden, wenn Russland einem "gerechten Frieden" zustimmt. "Je eher Russland der Wiederherstellung eines gerechten Friedens zustimmt, desto eher werden die Angriffe der ukrainischen Verteidigungskräfte auf russischem Territorium aufhören", sagte der ukrainische Außenamtssprecher, Heorhij Tychyj, am Dienstag vor Journalisten.

Der Vorstoß in der russischen Grenzregion sei "absolut legitim", insbesondere im Rahmen des in der UN-Charta festgelegten Selbstverteidigungsrechts, fügte er hinzu. Die Ukraine verfolge nicht das Ziel, russisches Gebiet zu annektieren, sagte Tychyj weiter. Im Gegensatz zu Russland sei die Ukraine "nicht auf fremdes Eigentum angewiesen".

Ukraine will Pufferzone schaffen

Stattdessen wolle die Ukraine in Kursk eine Pufferzone entlang der Grenze zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung und Armee schaffen. Allein seit Juni habe die russische Armee von Kursk aus mehr als 2.000 Angriffe auf die ukrainische Grenzregion Sumy ausgeführt, sagte Tychyj. Weil die Ukraine Russland mit den von den westlichen Verbündeten bereitgestellten Raketen nicht in der Tiefe treffen könne, müsse sie mit Soldaten gegen die angreifenden russischen "Militärkontingente" vorgehen.

Die Ukraine hatte im Sommer 2023 eine großangelegte Gegenoffensive in der Ukraine begonnen, die hinter den Kiewer Erwartungen zurückgeblieben war. Die ukrainischen Truppen eroberten damals 250 Quadratkilometer in den Regionen Donezk und Saporischschja zurück. Seit Beginn des laufenden Jahres konnte die Ukraine die Kontrolle über 20 Quadratkilometer ihres Gebietes zurückerlangen. Die russischen Truppen eroberten im selben Zeitraum 1.360 Quadratkilometer ukrainisches Territorium.

Seit dem Beginn seines Krieges in der gesamten Ukraine am 24. Februar 2022 erlangte Russland die Kontrolle über 65.891 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet. Zusammen mit der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim und den ebenfalls seit 2014 besetzten östlichen Regionen kontrolliert Russland 108.070 Quadratkilometer, also 18 Prozent, des ukrainischen Staatsgebietes. (afp/bearbeitet von mbo und ras)

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Teaserbild: © AFP/ROMAN PILIPEY