Deutschland will die Ukraine mit weiteren Haubitzen-Lieferungen unterstützen. Sechs Geschütze sollen noch in diesem Jahr geliefert werden. Unterdessen spricht Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Treffen in Ramstein persönlich vor und bittet die westlichen Verbündeten um mehr Waffen.

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Deutschland wird der Ukraine zwölf weitere Panzerhaubitzen 2000 für 150 Millionen Euro liefern. Sechs der modernen Artilleriegeschütze mit einer Reichweite von mehr als 30 Kilometern würden noch in diesem Jahr geliefert, sechs weitere im nächsten Jahr, kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein an.

Das sagte Pistorius bei einem Treffen in Ramstein. Außer dem Bundesverteidigungsminister war neben US-Verteidigungsminister Lloyd Austin überraschend auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor Ort.

Mit seiner Visite will Selenskyj offenbar den Ernst der Lage im Ukraine-Krieg deutlich machen. Die russische Armee rückt seit Monaten im Osten der Ukraine vor. Zugleich hatte das Land Anfang August selbst eine überraschende Offensive in der westlichen russischen Region Kursk begonnen.

Zu der Konferenz auf der größten US-Airbase außerhalb der Vereinigten Staaten hatte Austin die Mitglieder der Kontaktgruppe eingeladen. Dazu gehören etwa 50 Staaten. Es ist das insgesamt 24. Treffen der Kontaktgruppe, allerdings fanden die meisten Gespräche als Videokonferenz statt.

Selenskyj fordert Waffen mit größerer Reichweite

Selenskyj forderte bei den Gesprächen mit westlichen Verbündeten einmal mehr weitere Waffen im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. "Wir brauchen mehr Waffen, um die russischen Truppen von unserem Territorium zu vertreiben und besonders aus dem Gebiet Donezk", sagte Selenskyj bei der Eröffnungssitzung der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt.

Er forderte insbesondere Waffen mit größerer Reichweite. "Wir brauchen diese Mittel (...) nicht nur für die besetzten Gebiete der Ukraine, sondern auch für die russischen Gebiete, um Russland zu motivieren, um Frieden zu ersuchen." Zudem drängte er auf eine stärkere internationale Unterstützung der ukrainischen Luftabwehr, um sich besser gegen russische Angriffe verteidigen zu können.

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Die Welt verfüge "über genügend Luftverteidigungssysteme", um sicherzustellen, dass "russischer Terror" zu keinen Ergebnissen führe, sagte Selenskyj. Er forderte die internationalen Unterstützer auf, sich "aktiver" im Bereich der Luftverteidigung zu beteiligen. Die von den Verbündeten bereits gelieferten Kampfjets vom Typ F-16 seien "sehr effizient", sagte Selenskyj - aber es seien "wenige".

Die Ukraine wolle Frieden - im Gegensatz zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj. "Wir müssen Putin zwingen, Frieden zu suchen", fügte er an. "Wir müssen es so machen, dass die russischen Städte und sogar die russischen Soldaten darüber nachdenken, dass sie einen wirklichen Frieden brauchen." Putin stehe für Zerstörung. "Er will unsere Städte oder die Ruinen, die von ihnen übrig sind."

Deutschland ist nach den USA zweitgrößter Waffenlieferant für die Ukraine

Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Waffenlieferant der Ukraine. Die Bundesregierung hat in diesem Jahr mehr als sieben Milliarden Euro und im nächsten Jahr vier Milliarden Euro für die Ukraine im Haushalt eingeplant.

Danach soll die Hilfe umgestellt werden. Dann soll sie aus einem Kredit über rund 50 Milliarden US-Dollar (rund 45 Milliarden Euro) finanziert werden, die aus Zinserträgen aus eingefrorener russischer Staatsvermögen stammen. Wie das technisch umgesetzt werden soll, ist aber noch nicht geklärt.

Austin sagte, die Verbündeten der Ukraine müssten ihre Unterstützung verstärken. Es sei ein "kritischer Moment". US-Präsident Joe Biden habe ein zusätzliches Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 250 Millionen US-Dollar (rund 225 Millionen Euro) unterzeichnet, sagte Austin.

Selenskyj wird voraussichtlich Olaf Scholz treffen

Erwartet wird, dass Selenskyj später am Freitag von Ramstein nach Frankfurt/Main fährt. Dort soll er sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) treffen. Beide wollen am frühen Nachmittag zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammenkommen, wie ein Regierungssprecher bestätigt hatte.

Es ist Selenskyjs fünfter Besuch in Deutschland seit Kriegsbeginn. Zuletzt sprach er im Juni im Bundestag in Berlin. Am Abend wurde Selenskyj in Italien erwartet. (dpa/bearbeitet von ank)

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