Seit Wochen steht der ORF-Anchorman zu Unrecht in der Kritik. Mit seinem Totengräber-Gag über Mitterlehner lieferte er seinen Feinden aber Munition.
Manchmal sind die Dinge nicht so einfach. Zum Beispiel mit
Als der TV-Moderator den abtretenden niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll nach dessen undurchsichtiger, unter anderem mit Steuergeld dotierter Privatstiftung fragte, empfand dieser das als Majestätsbeleidigung. Noch vor laufender Kamera drohte Pröll Wolf mit Konsequenzen.
So etwas erlauben sich Politiker, die sich vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen Hofberichterstattung erwarten.
Wenig später blies Pröll zum Halali auf den politisch unabhängigen Journalismus im politisch nicht ganz so unabhängigen ORF. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, um zu erkennen, dass diese Attacke - der sich auch andere von Wolf gegrillte Politiker anschlossen – der Pressefreiheit galt.
Und es war nicht schwer, den populären ORF-Star gegen diese ungerechtfertigten Angriffe in Schutz zu nehmen. Wolf hatte die Zivilgesellschaft auf seiner Seite.
Dann machte er einen Fehler. Einen Beitrag über die Querelen der ÖVP, die zu Lasten des schwer angeschlagenen Parteichefs
Damit spielte Wolf auf Mitterlehners Spitznamen aus seiner Studentenverbindung, "Django", an. Der Gag sollte wohl verdeutlichen, dass Mitterlehners Tage als Parteichef gezählt waren.
Tatsächlich trat Mitterlehner tags darauf zurück. Armin Wolfs verunglückter Gag, meinte er, sei das letzte Puzzlestück auf dem Weg zu dieser Entscheidung gewesen. Er habe die Anmoderation als persönlich verletzend empfunden.
Was der Vizekanzler nicht dazu sagte: Er hat vor einem halben Jahr seine krebskranke Tochter verloren. Man kann sich vorstellen, dass die Assoziation mit "Totengräber" für ihn in diesem Zusammenhang besonders schmerzhaft war.
Er werde, kündigte Mitterlehner an, ein Volksbegehren für einen objektiven ORF unterstützen. Damit reihte sich der bisher zurückhaltende Vizekanzler in die Front der Wolf-Kritiker ein.
Um nicht missverstanden zu werden: Mitterlehner wäre so oder so zurückgetreten. Er hat auch die besondere Aufmerksamkeit, die ihm in seiner Abschiedsrede zuteil wurde, gezielt für ein Revanchefoul gegen Wolf genützt. Aber sein Ärger entspringt nicht wie jener Prölls gekränkter Eitelkeit, sondern einer verständlichen Kränkung.
Wolf hat seinen vielen Feinden eine Steilvorlage geliefert und es zugleich seinen Unterstützern schwer gemacht. Der Totengräber-Gag ist nicht zu rechtfertigen, es war ein Fehler.
Gut, dass sich Wolf entschuldigt hat.
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