Nach fünf Tagen intensiven Ringens rückte die Entscheidung in der Regierungskrise in Österreich näher. Machen SPÖ und ÖVP doch weiter? Die Spannung war begleitet von der Frage, ob ein neues gemeinsames Arbeitsprogramm so substanziell ist, dass es das Drama rechtfertigt.

Mehr aktuelle News

Mit einigem Optimismus haben die Koalitionspartner in Österreich ihre Verhandlungen zur Beendigung der Regierungskrise am Sonntag fortgesetzt. "Wir sind ganz knapp vor dem Ziel", sagte ÖVP-Chef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner vor Beginn der Runde.

Auch Kanzler Christian Kern (SPÖ) hatte zuvor davon gesprochen, dass eine Einigung auf ein überarbeitetes Regierungsprogramm "absolut in Reichweite" sei. Gesprächsbedarf gab es noch bei den Themen Sicherheit, Arbeitsmarkt, Wirtschaftspolitik und Integration.

Ziel ist ein Arbeits-Pakt mit einigen großen gemeinsamen Initiativen für die nächsten 18 Monate bis zum regulären Wahltermin im Herbst 2018.

Ergebnisse Sonntagnacht oder Montag

Mit einem Ende der Gespräche wird erst am späten Sonntagabend oder in der Nacht zum Montag gerechnet. Spitzenpolitiker von SPÖ und ÖVP beraten seit fünf Tagen über eine Fortsetzung oder ein Ende der Koalition.

Neben einer Einigung auf ein aktualisiertes Regierungsprogramm geht es nach den Worten von Kern darum, dass die bisher oft zerstrittene Koalition endlich als Team auftritt.

"Mit den Auseinandersetzungen, die wir uns in der Vergangenheit geliefert haben, mit diesem doch ziemlich unwürdigen Schauspiel, auch der gegenseitigen Bezichtigungen, muss Schluss sein", forderte der Regierungschef. "Das ist Sinn und Zweck der ganzen Übung", meinte der Kanzler weiter.

Tiefste Krise der Koalition

Die seit Ende 2013 regierende rot-schwarze Koalition war nach einem Ultimatum von Kern in der vergangenen Woche in ihre bisher tiefste Krise geschlittert. Der Regierungschef hatte mit dem Ende der Zusammenarbeit gedroht, sollten sich die Bündnispartner nicht endlich zu einem konstruktiven Miteinander durchringen.

Eine gewisse Sprengkraft schien die Forderung von Kern zu bergen, dass in einer demonstrativen Geste alle Minister alle Punkte des Paktes unterschreiben sollen.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat bereits angekündigt, dass er nur seinen Part unterzeichnen werde. "Würde ich alle Kapitel unterschreiben, dann wäre das so, als würde ich die Telefonrechnung meines Nachbarn bezahlen. Das mache ich ja auch nicht", sagte der Innenminister der Zeitung "Kurier".

"Alle sollen das unterzeichnen", bekräftigte dagegen SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder. Ziel sei es, künftig koalitionsinternes Störfeuer zu vermeiden.

Bei der Nationalratswahl im September 2013 hatten SPÖ und ÖVP trotz starker Stimmenverluste noch einmal mit zusammen 50,8 Prozent die Mehrheit der Mandate errungen.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.