in Rumänien hat es ein rechtsextremer Putin-Freund in die Stichwahl um die Präsidentschaft geschafft. Ein Ergebnis, mit dem wohl kaum jemand gerechnet hatte.

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Mit ihm hatte niemand gerechnet: In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Rumänien ist der rechtsradikale und russlandfreundliche Călin Georgescu mit rund 23 Prozent der Stimmen auf dem ersten Platz gelandet. In der Stichwahl am 8. Dezember wird er nun gegen die relativ unbekannte Mitte-Rechts-Politikerin Elena Lasconi antreten; der pro-westliche Regierungschef Marcel Ciolacu schied als Drittplatzierter aus dem Rennen.

So überraschend ist das Wahlergebnis, dass bei der Wahl am Sonntag kaum ein Reporter Georgescu bei der Stimmabgabe begleitet hatte. In den Umfragen vor der Wahl soll der Überraschungskandidat laut "Deutscher Welle" lange Zeit keine Rolle gespielt haben. Der 62-Jährige hatte in der Vergangenheit mit äußerst rechten Parolen von sich reden gemacht und in den Tagen vor dem Urnengang am Sonntag eine Tiktok-Kampagne gestartet, in der er ultimativ ein Ende der Hilfe für die Ukraine forderte.

Georgescu setzte auf Social-Media-Wahlkampf

Im Wahlkampf setzte Georgescu vor allem auf Onlinemedien. Bilder auf seinem Facebook-Account zeigen ihn, wie er Menschen freundlich die Hand schüttelt oder Wähler umarmt. Ein Video zeigt den erklärten Impfgegner, wie er ein Bad in einem vereisten Bergsee nimmt und verkündet, sein "Glaube an Gott" und sein starkes Immunsystem würden ihn vor Infektionen schützen.

"Das Internet ist der einzige Ort der freien Meinungsäußerung", sagte Georgescu kürzlich in einem seiner Videos. Sein Internet-Wahlkampf führte den 62-Jährigen offenbar zum Erfolg: Sein gutes Abschneiden sei unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass Georgescu unterhalb des öffentlichen Radars blieb, sagt der Soziologe Gelu Duminica. Daher sei der Rechtsradikale nicht zum Ziel verbaler Angriffe geworden, seine Äußerungen seien "nicht auseinandergenommen" worden.

Nach Einschätzung von Duminica fehlte es im Wahlkampf an "vertrauenswürdigen Politikern, die die Gesellschaft einen können". Viele unentschlossene Wähler, die sich von den etablierten Parteien "enttäuscht und alleingelassen fühlten", hätten Georgescu daher als eine Art "Retter" gesehen.

"Er scheint ein integerer Mann zu sein, seriös und patriotisch und in der Lage, eine Veränderung zu bewirken", meint auch die 70-jährige Maria Chis und lobt den grauhaarigen, adrett im Anzug und mit Krawatte auftretenden Georgescu.

Georgescu ist bekennender Putin-Fan

Georgescu ist diplomierter Agrarwissenschaftler. Seine Karriere begann er 1992 als Mitarbeiter des rumänischen Umweltministeriums, später wechselte er ins Außenministerium. Um das Jahr 2010 herum wurde er als möglicher kommender Regierungschef gehandelt. Doch erst zehn Jahre später stieg er richtig in die Politik ein. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie verbreitete er dann eifrig Verschwörungstheorien.

Zeitweise stand Georgescu der rechtsnationalistischen Partei AUR nahe, entfremdete sich nach umstrittenen Äußerungen jedoch von ihr. So äußerte er sich beispielsweise lobend über den faschistischen Diktator Ion Antonescu oder den judenfeindlichen faschistischen Politiker Corneliu Codreanu.

Immer wieder kritisiert Georgescu die Nato, seiner Ansicht nach eine "schwache Organisation". Das im rumänischen Deveselu stationierte Raketenabwehrsystem der Nato ist ihm ein Dorn im Auge. Der Stützpunkt an der Schwarzmeerküste gilt als einer der bedeutensten europäischen Standpunkte des Verteidigungsbündnisses. Militärhilfen für die Ukraine lehnt er ab und betont, Rumänien dürfe nicht "in einen Krieg hineingezogen werden, der nicht unser Krieg ist".

Während der Kreml am Montag versicherte, Georgescu "nicht gut zu kennen", äußerte dieser schon vor Jahren seine Bewunderung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin - "einen der wenigen Anführer", die diesen Namen wirklich verdienten, wie er es formulierte. (afp/ bearbeitet durch ras)

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