In der Türkei soll ein Prozess den Mord an einem ehemaligen Chef der rechtsextremen Ülkücü-Bewegung aufklären. Vor Gericht stehen insgesamt 22 Angeklagte, darunter der mutmaßliche Täter und mehrere ehemalige Anführer der auch Graue Wölfe genannten Bewegung, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Sie sind etwa wegen vorsätzlichen Mordes, versuchten Mordes und Anstiftung zu einer Straftat angeklagt. Der Fall schlägt in der Türkei hohe Wellen, auch weil viele einen politischen Mord vermuten.

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Sinan Ates, bis 2020 Chef der Bewegung, war am 30. Dezember 2022 durch mehrere Schüsse getötet worden. Sein Tod hab in der Türkei Anlass für zahlreiche Spekulationen über einen Machtkampf im türkischen ultranationalistischen Lager. Im Zentrum steht dabei auch die ultrarechte Partei MHP, der parlamentarische Arm der Bewegung und Partner der Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan. So wurde etwa gemutmaßt, Ates' Tod stehe im Kontext eines Konflikts um die Nachfolge von Parteichef Devlet Bahceli. Der Politikanalyst Murat Yetkin schrieb, das Verfahren könne eine "existenzielle Bedrohung" für die MHP sein und auch die Allianz zwischen Erdogans AKP und MHP schwächen.

Der deutsche Verfassungsschutz stuft die Ülkücü-Bewegung und ihre Ableger in Deutschland als rechtsextremistisch ein, deren Ideologie "Elementen wie Rassismus, Antisemitismus und einer Überhöhung des Türkentums" beinhalte. Sie werden für zahlreiche politische Morde zwischen den 60er und 90er Jahren in der Türkei verantwortlich gemacht.  © dpa

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