Die Kontroverse um die jüngsten Äußerungen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum Holocaust dauert an: Nach Israel, der EU, den USA und Deutschland verurteilten auch mehr als 200 prominente Palästinenser in einem offenen Brief "scharf die moralisch und politisch verwerflichen Äußerungen" des 87-Jährigen. Es sei nicht Abbas' "Aufgabe, Geschichtsunterricht zu erteilen", sagte einer der Unterzeichner, der Geschäftsmann Sam Bahour, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
Abbas hatte in einer Rede Ende August bei einem Kongress seiner Fatah-Bewegung im Westjordanland unter anderem erklärt, Adolf Hitler habe die Juden "nicht getötet, weil sie Juden waren". Hitler habe gesagt, dass er die Juden bekämpfe, "weil sie Wucherer seien". Die vergangene Woche bekannt gewordenen Äußerungen stießen auch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf scharfe Kritik. Er nannte sie "zutiefst antisemitisch und erbärmlich".
In ihrem am Sonntag veröffentlichten Brief schrieben zahlreiche bekannte Palästinenser: "Wir lehnen jeden Versuch ab, Antisemitismus, Nazi-Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Geschichtsrevisionismus in Bezug auf den Holocaust zu verharmlosen, falsch darzustellen oder zu rechtfertigen." Zu den Unterzeichnern gehörten die US-Abgeordnete Rashida Tlaib, der Historiker Rashid Khalidi und die Rechtswissenschaftlerin Noura Erakat.
Abbas' Fatah bezeichnete den Brief am Dienstag als "Erklärung der Schande". Abbas amtiert seit 18 Jahren als Palästinenserpräsident. © AFP
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