Das ging nach hinten los: Statt wie geplant über rechtes Gedankengut und Susanne Winters jüngsten Fauxpas zu diskutieren, drehte sich "Pro und Contra" vor allem um potenzielle Gefahren der sozialen Medien.

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Die Sendung

"Pro und Contra" am Montagabend wollte polarisieren. "Wie gehen wir mit unseren Rechten um?", lautete die zentrale Frage. Den Rechten im politischen Sinne, wohlgemerkt. Es diskutierten unter anderem Susanne Winter und Thilo Sarrazin darüber, welche Grenzen der Meinungsfreiheit es gibt, wie eine Gesellschaft mit rechtem Gedankengut umgehen muss und ab wann man eigentlich "rechts" ist.

Die Gäste

Susanne Winter, Nationalratsabgeordnete, ehemals FPÖ
Andreas Schieder, Klubobmann, SPÖ
Thilo Sarrazin, Autor von "Der neue Tugendterror" und "Deutschland schafft sich ab"
Florian Klenk, Chefredakteur, Falter
Cathrin Kahlweit, Wien-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung

Gute Einleitung

Eine antisemitische Tirade, die Susanne Winter öffentlich unterstützt hatte, stand Montagnacht im Mittelpunkt der Diskussion "Pro und Contra" auf Puls 4. Ein Nutzer hatte sich in einem sozialen Netzwerk über "Geldjuden" echauffiert, wofür er von Winter einen zustimmenden Kommentar erhielt.

Moderatorin Corinna Milborn leitete die Sendung mit einem Verweis auf die schrecklichen Folgen der Novemberpogrome von 1938 ein. Jedem Zuseher wurde so bewusst, welche Tragweite Hetze entwickeln kann.

Dementsprechend passiv reagierte die Nationalratsabgeordnete Susanne Winter - die bis vor Kurzem noch Mitglied der FPÖ war, aufgrund ihres Postings jedoch aus der Partei geworfen wurde.

Die nunmehrige "wilde" Abgeordnete bezeichnete ihr eigenes Handeln als fahrlässig: Sie habe "nicht genau hingesehen", was sie unterstützt habe.

In die Opferrolle schlüpfen wollte sie auch mit Aussagen wie: "Es gibt in der Politik keine Menschlichkeit mehr." Menschen seien nun einmal fehlerhaft. Mit Antisemitismus habe sie nichts am Hut.

Kritik an Susanne Winter

Zu erwarten war eine kontroverse Diskussion. Auf der einen Seite die ehemalige FPÖ-Politikerin und der umstrittene deutsche Autor Thilo Sarrazin. Auf der anderen SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder und die Journalisten Cathrin Kahlweit (Süddeutsche Zeitung) sowie Florian Klenk (Falter), deren Blätter als linksliberal gelten.

Selbst wenn man noch so schlampig über das Zitat gelesen habe, könne man den Kern der Aussage nicht übersehen, kritisierte Kahlweit. Sie warf Winter vor, den falschen Job gewählt zu haben. Winters Argument, sie hätte sich schlicht vertan, war für die Journalistin nicht nachvollziehbar.

Sehr emotional reagierte der sonst für seine Sachlichkeit bekannte Journalist Florian Klenk: "Sie rülpsen was im Netz und streiten dann ab, einen schlechten Geruch verbreitet zu haben."

Überraschend auch Kritik von Thilo Sarrazin an Susanne Winter: "Der Text, den Sie unterstützt haben, war in sich völlig inakzeptabel. Diese Art der Konspirationstheorie ist schwachsinnig, und Ihre Antwort war natürlich auch zumindest schwachsinnig."

Weg von den Rechten, hin zu Social Media

Mit dem Verlauf der Diskussion entfernten sich jedoch alle Beteiligten immer mehr vom eigentlichen Thema des Abends: "Eklat um Susanne Winter – Wie geht die Gesellschaft mit rechtem Gedankengut um?"

Debattiert wurde vor allem über die potenziellen Gefahren sozialer Netzwerke, in welchen sich Hetze immer weiter ausbreite. SPÖ-Politiker Andreas Schieder nutzte die Möglichkeit, sich von der FPÖ zu distanzieren.

Schieder betonte, gegen eine Koalition mit den Blauen zu sein: "Mit der FPÖ ist kein Staat zu machen." Susanne Winter warf mehrfach ein, sie sei froh, nur mehr Ex-Mitglied der FPÖ zu sein, da sie nun keinem Klubzwang mehr unterliege.

Grenzen der Meinungsfreiheit

Interessanter wurde die Sendung wieder, als Moderatorin Milborn von Susanne Winter erfahren wollte, was genau diese mit ihrer Aussage gemeint habe, sie dürfe Vieles nicht schreiben. "Wenn ich es nicht schreiben darf, möchte ich es Ihnen auch nicht sagen", antwortete eine verunsichert wirkende Winter.

Thilo Sarrazin, der zu den Vorfällen rund um die ehemalige FPÖ-Politikerin nur wenig zu sagen hatte, fand über sein aktuelles Buch ins Gespräch zurück. "Der neue Tugendterror" behandelt die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland.

Man könne seine Meinung nicht mehr offen sagen, kritisierte Sarrazin. Anders gestalte sich die Situation in sozialen Netzwerken. Was aber auch Nachteile bringe: Bei Facebook-Einträgen etwa agiere man ohne Gegenüber. "Da wird das Schlechteste im Menschen geweckt."

Kritik an der Regierung

Winter sieht in den sozialen Medien allerdings die Zukunft und betonte die Wichtigkeit des Rechts auf Meinungsfreiheit. Letztlich musste sie ihre Meinung meist alleine gegen die restlichen Diskutanten verteidigen.

"Sie können sagen was Sie wollen. Wenn ich Ihre Meinung ablehne, ist das keine Einschränkung der Meinungsfreiheit", betonte Klenk im Gespräch mit der fraktionslosen Nationalratsabgeordneten.

Die wohl kritischste Frage der gesamten Sendung stellte eine junge Frau im Publikum: "Frau Winter, Sie scheinen jetzt mit der FPÖ sehr unzufrieden zu sein. Wieso waren Sie dann so lange dabei?" Die Abgeordnete betonte daraufhin abermals, wie froh sie sei, keinem Klubzwang mehr zu unterliegen.

Florian Klenk teilte am Schluss der Sendung auch Kritik für die Bundesregierung aus. In Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise kursierten viele falsche Behauptungen im Netz, die ungerechtfertigte Vorwürfe gegen Asylwerber zum Inhalt hätten. "Ich vermisse, dass die Regierung hier Fakten schafft", sagte Klenk. Auf diese Weise überlasse man das Feld der FPÖ.

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