Streit sei der Auslöser gewesen. Im Verhör gestand der Polizeibeamte, seine 25-jährige Freundin, die im sechsten Monat schwanger war, erschossen und im Anschluss den gemeinsamen zweijährigen Sohn erwürgt zu haben.

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Sie habe ihm sein Geld weggenommen, ihn immer wieder körperlich attackiert und ihn in der Wohnung eingesperrt – als er am 2. Oktober schließlich die Trennung wollte, sei das Gespräch aus dem Ruder gelaufen. Schließlich habe er seine Dienstwaffe aus dem Kasten in der gemeinsamen Wohnung in der Bräuhausgasse im 5. Wiener Gemeindebezirk geholt, seine Freundin erschossen und wenig später den gemeinsamen 21 Monate alten Sohn im Nebenzimmer erwürgt.

Dienstwaffe widerrechtlich mitgenommen

Diese Schreckenstat gestand Daniel L. am Wochenende der Polizei – seinen ehemaligen Kollegen. Denn der gebürtige Steirer ist Polizist, was die Horrortat für viele Menschen noch viel unverständlicher macht. Zumal der Schuss aus seiner Dienstwaffe, einer Glock 17, kam, die er rein rechtlich gesehen gar nicht hätte mit nach Hause nehmen dürfen. Ein weiteres, noch viel schrecklicheres Detail: die 25-jährige Kärntnerin war im sechsten Monat schwanger. Das berichtete der ORF am Montag in der Sendung "Thema".

Als vermisst gemeldet: Täter wollte Mord vertuschen

Dass die Tat erst jetzt bekannt wurde liegt auch daran, dass Daniel L. versuchte, die Morde zu vertuschen. Am Tag nach dem Mord packte er die Leichen in den Kofferraum, wo sie die folgenden drei Tage bleiben sollten. In der Zwischenzeit meldete er seine Freundin und den Sohn als vermisst, reinigte die Wohnung, meldete sich ab Dienstag bei seiner Dienststelle krank. Am Mittwoch fuhr er mit den Leichen zu seinem Elternhaus nach Trofaiach in der Steiermark und versteckte die Leichen im Gestrüpp. Allerdings so offensichtlich, dass sie bald gefunden wurden. Zudem wurden die Beamten immer skeptischer, was die Geschichte mit der Vermisstenanzeige betraf.

Als schließlich ein Nachbar Blutspuren im Stiegenhaus fand und die Spurensicherung Blutspuren in der gemeinsamen Wohnung feststellen konnte, knickte der 23-Jährige ein. "Er hat angegeben, dass er die Tat zunächst vertuschen wollte, aber er aufgrund der Schwere der Last nicht mehr damit umgehen konnte und darauf hoffte, verhaftet zu werden", sagte Patrick Maierhofer von der Landespolizeidirektion Wien am Montag gegenüber dem ORF. Auch habe Daniel L. in den Verhören die zahlreichen Streits zwischen ihm und der Kärntnerin gestanden. "Er gab an, dass es in der Beziehung seit Monaten sehr intensiven Streit gab", so Maierhofer.

Paar lernte sich online kennen

2014 lernten sich der Steirer und die Kärntnerin im Internet kennen. Damals absolvierte er noch seine Polizeiausbildung in Krumpendorf am Wörthersee. Das Paar lebte gemeinsam in Kärnten. Erst seit Jänner 2016 war Daniel L. im Außendienst in Wien tätig.

Ein Polizist als Mörder?

Dass Daniel L. ein Polizist war, mit abgeschlossener Ausbildung und aktiv im Dienst, erschüttert derzeit viele. Thomas Müller, Kriminalpsychologe dazu: "Das wirkt deshalb erschütternd, weil hier ein Grundvertrauen in einen Berufsstand gebrochen wurde." So wie wir Piloten und Ärzten vertrauen würden, zählen laut Müller auch Polizisten zu einer Berufsgruppe die viel Vertrauen genießt. Doch wie kann ein Mensch wie Daniel L. überhapt die Eignungsprüfung bestehen? Maierhofer dazu: "Der Computertest ist abgestimmt auf die Erfordernisse im Polizeidienst. Er ist aber nur eine Momentaufnahme".

Eine Analyse des Charakters oder eine Entwicklung sei dadurch nicht möglich. Kriminalpsychologe Müller: "Dass jemand sein eigenes Fleisch und Blut tötet, da muss etwas vorhanden sein, was wir nicht kennen und was man möglicherweise gar nie erfahren wird. Es kann nichts verschlossener sein als die menschliche Seele." Dass ein Polizist zum Mörder wird, das hat es in Österreich in der Vergangenheit immer wieder gegeben.

Eine Chronologie:

1994: Ein Gendarm ersticht seine Ehefrau. Nach der Tat stellte sich der 39-jährige Beamte.
21. November 1998: In Oberpullendorf im Burgenland wird eine 32-jährige Kellnerin erschossen. Zwei Wochen später wird ein ehemaliger Polizist als Täter entlarvt. Er hatte zuvor den Dienst quittiert und als Nachtclubbesitzer Schulden angehäuft.
8. Mai 2001: Nach einem Scheidungsstreit tötet ein Beamter der Gendarmerie seine Frau mit 26 Stichen, im Anschluss rammt er sich selbst das Messer in die Brust, alarmiert zuvor jedoch die Polizei. Er überlebt und wird zu 16 Jahren Haft verurteilt.
17. Oktober 2009: Ein Polizist aus Frauenstein in Kärnten erschießt durch die Türe des Bauernhofs seinen Nebenbuhler. Der Landwirt wird schwer verletzt, dessen Sohn getötet. Nach der Tat erschießt sich der Polizist.
November 2010: Nach der Trennung erschießt ein Polizist seine 44-jährige Frau und seinen Nebenbuhler in Kärnten. Anschließend begeht der 49-Jährige Selbstmord.
15. März 2012: Ein 51-jähriger Polizist in Tirol ermordet seine Freundin, eine Bankchefin. Gleichzeitig verschwinden 333.000 Euro in Gold. Der Mann wollte sich nach Spanien absetzen, wird aber festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Wenig später erhängt er sich in der Zelle.

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