Die ORF-Sendung "Report" zeigte wie junge Männer in Österreich für den sogenannten Heiligen Krieg rekrutiert werden. Das Beispiel Oliver N. veranschaulicht, wie rasch die Radikalisierung stattfinden kann. Zudem stand das Thema Arbeitsplätze im Mittelpunkt. Welche Chancen haben anerkannte Asylwerber auf einen Job?

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"Report", das politische Fernsehmagazin des ORF, gab Einblicke, wie Dschihadisten in Österreich rekrutiert werden. Der Autor und Islamismus-Experte Ercan Nik Nafs räumte mit dem Klischee auf, junge Männer würden ausschließlich in Moscheen radikalisiert. Dies geschehe auch an unscheinbaren Orten wie kleinen Geschäften oder Internetcafés.

250 Männer starteten bisher von Österreich aus in den sogenannten Heiligen Krieg. 40 von ihnen starben, circa 70 sind wieder zurückgekommen. Ein Teil davon befindet sich im Gefängnis oder in U-Haft.

So wie Oliver N. der innerhalb weniger Monate vom normalen Jugendlichen zum Dschihadisten wurde. "Report" zitierte aus seinen Vernehmungsprotokollen und legte damit offen, wie leicht die Grenze vom normalen Menschen hin zum Radikalen, der bereit ist sein Leben aus religiösen Motiven zu opfern, überschritten werden kann.

Oliver N. war an Mädchen interessiert, hatte einen Job, eine Wohnung und trank regelmäßig Alkohol. Bis ihn ein Bekannter dazu brachte am Dschihad mitzuwirken. Außerdem habe eine afghanische Familie auf ihn eingeredet.

Wer nicht kämpfe würde sich versündigen. Für Oliver N. Grund genug als Darsteller eines Propagandavideos mitzuwirken und den Ungläubigen in Wien mit dem Abschlachten zu drohen. Er selbst wurde in seiner Rolle als Dschihadist bei einem Bombenangriff schwer verletzt und kam dann wieder zurück nach Österreich, wo er vor Gericht Reue zeigte.

Opfer einer Maschinerie

Der ORF präsentierte in der Sendung zahlreiche Ausschnitte aus sogenannten IS-Propagandavideos. Die Dschihadisten bedienen sich darin der von ihnen angeblich so verhassten westlichen Kultur.

Gut geschnittene und vertonte Aufnahmen, gestochen scharfe Bilder und viel Action sollen junge Männer davon überzeugen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Dass der ORF durch die Ausstrahlung dieser Bilder - wie so viele andere westliche Medien auch – selbst zum Kanal der Filmemacher wird, ist ein tragischer Nebeneffekt. Denn neben der Propaganda auf der einen Seite braucht es Rezipienten auf der anderen Seite, die bereit sind den Botschaften im doppelten Sinne Glauben zu schenken.

Viele junge Männer, die sich für den Dschihadismus hergeben, seien "Opfer einer Maschinerie und manipulierte Menschen", erklärt die Psychiaterin Gabriele Wörgötter. Sie unterstreicht, dass das Problem mit der Haft alleine nicht beseitigt werden könne. Es brauche dort eine entsprechende Betreuung, die zwar viel Geld koste, aber trotzdem zur Verfügung gestellt werden müsse.

Laut Ercan Nik Nafs spielt das Internet bei der Rekrutierung von Dschihadisten eine wichtige Rolle, viel entscheidender sei aber der persönliche Kontakt. Das scheint auch das Beispiel Oliver N. zu bestätigen. Er traf jenen Bekannten, der seinen Transfer ins Ausland organisierte in dessen BMW X6, um ein mögliches Abhören ihrer Gespräche auszuschließen.

Flüchtlinge ohne gute Ausbildung in der Mehrheit

Der eigentliche Schwerpunkt des Report lag auf dem Thema Arbeitsplätze. Monat für Monat gibt es neue traurige Rekorde, was die Zahl der Arbeitslosen betrifft.

Johannes Kopf, der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) befürchtet, dass die Zahlen auch 2016 und 2017 weiter steigen werden. Betroffen seien vor allem wenig Qualifizierte und wenig Gebildete. Neben dem Verlust von Arbeitsplätzen durch Roboter und neue Technologien ging der ORF vor allem der Frage nach, welche Chance anerkannte Flüchtlinge in Österreich auf eine Beschäftigung haben.

Wenige positive Beispiele stehen dafür, dass Hochqualifizierte immer Chancen haben werden. Egal ob EU-Bürger oder Asylwerber, wer englisch spricht und über Expertise in spezifischen Berufen verfügt, wird sich im Wirtschaftssystem auch durchsetzen. Probleme werden jene haben, die über wenig Bildung verfügen.

Kopf nennt als Beispiel einen Afghanen, der lediglich zwei Jahre seines Lebens eine Schule besucht habe. 20.483 anerkannte Flüchtlinge suchen derzeit einen Job in Österreich. Sie stellen 4,8 Prozent der 430.107 Arbeitssuchenden dar.

Das AMS führt mittlerweile Kompetenzchecks durch und möchte so eruieren, über welche Fähigkeiten jene die Asyl suchen verfügen.

Bisheriges Fazit: Die Flüchtlinge ohne gute Ausbildung stellen die Mehrheit dar. Als Lösung braucht es Bildungsangebote in Österreich für sie. "Die Integration ist alternativlos", stellt Johannes Kopf ganz klar fest. Und er weist darauf hin, dass ein Monat Mindestsicherung den Staat mehr koste als ein einmonatiger Deutschkurs.

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