Hasstiraden über Twitter, diplomatische Fehlgriffe und persönliche Fehden – Donald Trump ist der unberechenbarste US-Präsident der Geschichte. Seine emotionale Politik schadet nicht nur den USA, sondern weltweit. Bis nach Österreich sind die Auswirkungen seiner Dekrete zu spüren.

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Eines ist sicher: Donald Trump wird in die Geschichte eingehen. Als erster US-Präsident, der bereits wenige Wochen nach Amtsantritt die schlechtesten Umfragewerte aufweisen kann. Der 70-jährige Milliardär, der offen zum Kampf gegen "Political Correctness" aufruft, polarisiert. Und er spaltet dabei nicht nur die USA. Denn wer an seinem Handeln Kritik übt, wird via Twitter verunglimpft. So wie James Robart, jener Richter, der seinen "Muslim Ban" wieder aufhob. Jenes Dekret, das Menschen aus sieben muslimischen Ländern die Einreise in die Vereinigten Staaten untersagte.

"Muslim Ban" wirkt bis nach Österreich

Ein Dekret, das seither zu zahlreichen Protesten weltweit geführt hat, betrifft es doch beispielswiese auch zahlreiche gebürtige Iraner, denen es nicht möglich ist ihre Staatsbürgerschaft zurückzulegen, auch wenn sie bereits längst eine andere haben. Sowie der Wiener Psychiater Houchang Allahyari. Der Filmemacher mit iranischen Wurzeln lebt seit seinen Jugendjahren in Österreich, ist aber nun selbst vom Einreiseverbot betroffen. Genauso ein Großteil der Familie des studierten Mediziners – selbst jene, die bereits seit Jahrzehnten in den USA leben. Darunter seine Schwester Fereshteh Roder-Allahyari. Im Interview mit der ORF-Sendung "Thema" sagte sie, sie sei bei ihrer letzten Einreise das erste Mal überhaupt gefragt worden, was sie in den USA machen wolle – Roder-Allahyari lehrt in Philadelphia und lebt seit 33 Jahren dort. Viele Juden hätten sich bereits bei ihr gemeldet und ihr Mitgefühl bekundet, erzählte sie. Auch ihr Bruder ist beunruhigt: "Ich habe Angst", sagte er im Interview. Er wolle nicht mehr nach Amerika.

Amerikaner in Österreich: "Stellen Sie unbequeme Fragen"

Etwa 15.000 Amerikaner leben derzeit in Österreich. Darunter auch Student Alexander Zverov, dessen Stiefvater durch Trump wieder zu einem Job gekommen sei. Das erzählt Zverov im ORF-"Thema". Er befindet: "Die Leute sollten auf das System vertrauen. Trump kann nicht alles tun, was er will, es gibt eine Gewaltenteilung." Anders sieht das sein Studienkollege Andrew Hunt. Er bittet um Nachsicht gegenüber jenen Amerikanern, die Trump nicht gewählt hätten, ruft aber gleichzeitig dazu auf: "Stellen Sie Amerikaner unbequeme Fragen und bringen Sie sie zum Nachdenken. Denn unser Präsident hat Einfluss auf die gesamte Welt."

Helene von Damm: Trump zurückzunehmen gelinge niemandem

Eine, die weiß, wie groß dieser Einfluss ist, ist Helene von Damm. Die gebürtige Österreicherin wanderte 1959 in die USA aus, wo sie später Personalchefin im Weißen Haus wurde – unter US-Präsident Ronald Reagan. Im ORF-Interview übt sie starke Kritik an Trump: "Ich war mein ganzes Leben Republikanerin, aber ich fühle mich nicht mehr zu Hause. Die heutigen Republikaner sind Ideologen, dass waren sie vorher nie." Sie habe Freunde in Amerika, die nicht glauben würden, dass Trump vier Jahre an der Macht bliebe. Das sehe sie anders: "Ich habe im April mit Trumps erster Frau gesprochen und gefragt, ob ihn niemand zurücknehmen kann. Sie meinte: Das gelingt niemandem."

Portisch: "Widerstand Zeichen von lebendiger Demokratie"

Bleibt zu warten, ob sich zumindest die Europäische Union zu einem einheitlichen Vorgehen gegen Trumps Ausgrenzungspolitik aufraffen kann. Immerhin spricht er von Strafzöllen und Handelsbarrieren. Diesen stehen 34 Milliarden Dollar Exportvolumen in die USA pro Jahr gegenüber. Trump löse mit seinen Aussagen einen Handelskrieg aus, an dem man ihn hindern müsse, meint Journalisten-Legende Hugo Portisch. Zumindest etwas Positives kann der 90-Jährige der Gesamtentwicklung abgewinnen: "Das Volk leistet Widerstand und geht auf die Straße. Das ist ein Zeichen von lebendiger Demokratie."

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