NEOS-Chef Matthias Strolz eröffnet den Sommergespräche-Reigen im ORF. Er spricht sich für eine Amtszeitbeschränkung für Politiker aus, versucht, sich deutlicher von der ÖVP abzugrenzen, präzisiert seinen Vorschlag zur Flüchtlingsfrage und legt sich mit den Landeshauptleuten an.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Helene Tuma sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Im ORF starten die Sommergespräche traditionell mit der kleinsten Partei - so war nach der Absage von Frank Stronach am Montag NEOS-Chef Matthias Strolz als erster Parteichef bei Moderator Tarek Leitner zu Gast.

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Im Glasstudio vor dem Parlament sprach Strolz gewohnt aufgekratzt, aber manchmal etwas vorschnell, über viel Bekanntes und wenige neue Dinge.

Manche Spitze gegen die Regierungsparteien wollte er sich nicht verkneifen. Etwa: Während die ÖVP sich selbst erneuere, erneuerten die NEOS Österreich. Bei ihren Modernisierungsversuchen hätten SPÖ und ÖVP lediglich "auf zwei tote Körper zwei attraktive Köpfe gesteckt".

Strolz' Vorschlag: Maximal zehn Jahre Regierungsbeteiligung

Strolz wünscht sich eine zeitliche Beschränkung für politische Ämter: Regierungsmitglieder sollen maximal zwei Perioden - also zehn Jahre - und Abgeordnete maximal für drei Legislaturperioden - also 15 Jahre - im Amt sein.

Da er selbst sich als Ziel zehn Jahre in der Politik vorgenommen hätte, sei er jetzt in der Mitte angelangt. NEOS-Politiker seien keine Sesselkleber, betonte Strolz. "Ich halte das für wichtig um die Qualität zu erhöhen."

Bei den NEOS wolle man "alte Zöpfe abschneiden". Anders als die Landeshauptleute, die Strolz "Fürsten der Finsternis" nennt - denn sie würden "strukturelle Korruption" betreiben und die Transparenzdatenbank bei der Verwendung von Förderungen nicht füllen.

"Weil sie ihre Freundeskreise anfüttern wollen. Und ich sag: Sonnenlicht ist das beste Desinfektionsmittel", gab sich Strolz kampfeslustig. "Das ist meine Botschaft für die Fürsten der Finsternis. Sie können mich gern klagen, die Landesfürsten. Das fechte ich gerne vor Gericht aus."

Auf die Allianz der NEOS mit Irmgard Griss angesprochen, sagte Strolz, sie sei eine glühende Europäerin. Wie sie sei er der Meinung man müsse das Miteinander in Europa kultivieren, nicht das Gegeneinander.

Ihn und Griss verbänden die gleichen Themen: Freiheitsliebe, Solidarität und Leistungsbereitschaft, sagte Strolz. Außerdem seien sie beide auf einem Bauernhof aufgewachsen. "Deswegen wächst hier zusammen, was zusammen gehört."

Strolz: "Alles andere ist oasch"

Auf die Frage von Moderator Tarek Leitner, wie er den Beruf des Politikers sehe, seit er selbst einer sei, antwortete Strolz, Politiker zu sein sei einer der heftigsten aber auch einer der schönsten Berufe, die es in unserer Gesellschaft gebe.

Es sei anstrengend und fordernd. Es sei eine permanente Überforderung und die Reizüberflutung sei endlos, aber das sei bei anderen schwierigen Berufen auch so. "Es bereitet Freude, die eigene Selbstwirksamkeit zu erleben. Das wünsche ich jedem Menschen: Dass er einen Job hat, von dem er sagt, das hat Sinn für mich. Weil alles andere ist oasch, ehrlich gesagt", erklärte der NEOS-Chef etwas deftig.

Städtepatenschaften in Afrika: "Perspektiven vor Ort"

Seinen Vorschlag zur Lösung der Flüchtlingsfrage erweiterte Strolz: Nicht nur soll es europäische Enklaven in Afrika geben, die als Registrierungszentren fungieren, er fordert 1.000 Städtepatenschaften zwischen europäischen Städten und Städten in Nordafrika.

So könnte nach Ansicht des NEOS-Chefs die Bildung in nordafrikanischen Partnerstädten gefördert werden. "1.000 Städte in Europa, das wären nur 15 in Österreich, die sich vor Ort engagieren", führte Strolz aus.

Das seien Partnerschaften auf Augenhöhe. "Die lasse ich mir nicht schlechtreden. Es wird funktionieren, indem wir es tun. In diesem Land laufen ganz viele herum, die die Probleme groß machen wollen. Ich will die Lösungen groß machen", betonte Strolz. "Entweder wachsen die Perspektiven vor Ort, oder die Probleme kommen zu uns in den Garten."

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