CDU-Politiker Roderich Kiesewetter hinterließ einen ungläubigen ZDF-Moderator, als er bei "Markus Lanz" über seine Rolle bei den Koalitionsverhandlungen sprach. Friedrich Merz kam an dem Talkshow-Abend nicht gut weg.
Die Sondierungsgespräche entpuppen sich als höchst kompliziert. Während
Das Thema der Runde
Das jüngst beschlossene Sondierungspapier zeigt, dass sich die SPD in den Verhandlungen mit der Union in einigen entscheidenden Punkten durchsetzen konnte. Nachdem Friedrich Merz von vielen Seiten Wortbruch vorgeworfen worden war, analysierte
Die Gäste
- Der Grünen-Vorsitzende
Felix Banaszak echauffierte sich über das geforderte Sondervermögen von Union und SPD: "Friedrich Merz hat entweder keine Ahnung oder keinen Anstand." - CDU-Politiker Roderich Kiesewetter sieht das Sondierungspapier skeptisch: "Ich kann jeden verstehen, der sagt: Das war Wählertäuschung, was wir da gemacht haben."
- Journalistin Kerstin Münstermann warnt vor komplizierten Koalitionsverhandlungen: "Friedrich Merz wird sein Verhandlungsgeschick bei der Abstimmung mit den Grünen beweisen müssen."

Das Wortgefecht
In Bezug auf das Sonderierungspapier von SPD und Union lockte ZDF-Moderator Markus Lanz den CDU-Politiker Roderich Kiesewetter aus der Reserve, als er fragte: "Warum hat die SPD alles, aber wirklich alles durchgekriegt, was sie wollte?" Der Verteidigungsexperte wiegelte ab: "Ich glaube nicht, dass die SPD alles durchbekommen hat." Lanz blieb jedoch dabei und stellte klar: "Ja, gut. Die SPD und Herr Söder." Kiesewetter schüttelte prompt mit dem Kopf: "Na ja, die Union!"
Eine Aussage, die den Moderator wütend machte: "Nein, Nein, Nein. Stopp! Die CSU und die SPD!" Davon ließ sich der CDU-Mann jedoch nicht aus der Ruhe bringen und merkte an: "Also zunächst einmal geht es um eine funktionsfähige Regierung in Deutschland." Mit der schwammigen Aussage ließ sich Lanz nicht abspeisen und warnte: "Lassen Sie den Prolog weg. Sagen Sie einfach, wie es ist."
Roderich Kiesewetter konterte genervt: "Ich will ja nur nicht gleich in den Epilog gehen. Das Entscheidende ist, dass wir so schnell wie möglich eine funktionsfähige Regierung brauchen - und dass jetzt Entscheidungen getroffen werden, die man schon vor einem Jahr hätte treffen können." Lanz stichelte unbeirrt weiter: "Warum wurde Friedrich Merz so über den Tisch gezogen?" Der CDU-Politiker wiegelte jedoch erneut ab: "Er wurde nicht über den Tisch gezogen!"
Laut Kiesewetter habe Merz selbst entschieden - nach dem öffentlichen Eklat zwischen
Der Verteidigungsexperte ergänzte mit strenger Miene: "Wir müssen für unsere Sicherheit Geld in die Hand nehmen und es wäre für die Bevölkerung weitaus wichtiger gewesen, wenn wir das schon im letzten Jahr gemacht hätten."
Gerade aufgrund seiner Haltung in Bezug auf die Ukraine eckte der CDU-Mann in der Vergangenheit häufiger bei Friedrich Merz an. "Ist das der Grund, warum Sie nicht Teil des Teams sind, das die Koalitionsverhandlungen jetzt mit anführt?", wollte Lanz daher wissen. Kiesewetter reagierte vielsagend: "Da müssen Sie Friedrich Merz fragen." Lanz hakte weiter nach: "Sind Sie wütend darüber?" Kiesewetter antwortete prompt: "Im Gegenteil! Ich bin Opa und habe Zeit für meine Enkel nächste Woche." Eine Aussage, die den ZDF-Moderator fassungslos machte: "Hören Sie auf, Herr Kiesewetter!" Der CDU-Mann lenkte daraufhin ein und stellte klar: "Meine Expertise steht bereit. Ich bin bereit zu unterstützen, aber ich muss nicht!"
Die Offenbarung des Abends
Bei "Markus Lanz" zeigten sich CDU-Politiker Roderich Kiesewetter und Grünen-Chef Felix Banaszak überraschend innig. Kiesewetter gab in Bezug auf die Koalitionsverhandlungen sogar zu: "Wir haben fast doppelt so viele Stimmen wie die Grünen, aber es wäre gut gewesen, wenn wir mit SPD und Grünen hätten verhandeln können. Jetzt haben wir halt nur eine sehr eingeschränkte Auswahl."
Eine Aussage, die Journalistin Kerstin Münstermann sichtlich überraschte: "Ich höre immer, wie schön es ist, dass man eigentlich nur eine Zweier-Konstellation nach der Wahl hatte." Jetzt sei Friedrich Merz plötzlich in der Position, "zu dritt die ganze Zeit verhandeln zu müssen". "Mit der SPD will er eine Regierung bilden, aber Geld will er auch noch von den Grünen. Und deswegen habe ich so ein bisschen das Gefühl, wir sind wieder in Dreier-Verhandlungen. So ähnlich unsicher ist das Ganze auch."
Für ihre Aussage erntete Münstermann ein süffisantes Lächeln von Banaszak. Für die benötigte Zweidrittel-Mehrheit zur neuen Schuldenpolitik stellte er Bedingungen wie: "Wir wollen die Schuldenbremse reformieren, um Investitionen zu ermöglichen und um unsere Sicherheit zu gewährleisten." Mit Blick auf das geplante Finanzpaket hakte Lanz prompt nach: "Halten Sie es für möglich, dass Sie nicht zustimmen am Ende?" Banaszak nickte: "Ja, natürlich." Lanz fragte irritiert: "Was ist die Bedingung?" Als der Grünen-Chef wiederholte, dass die Grünen "die Schuldenbremse umfassend reformieren" wollen, konterte Lanz streng: "Sie sind nicht gewählt! Sie können doch jetzt nicht Bedingungen stellen für eine neue Regierung, der Sie noch nicht mal angehören." Eine Aussage, der Banaszak mit einem selbstbewussten "Natürlich!" widersprach.
Der Erkenntnisgewinn
Roderich Kiesewetter und Felix Banaszak verloren am Mittwochabend bei "Markus Lanz" fast kein gutes Wort über CDU-Chef Friedrich Merz. Während Kiesewetter zugab, dass man Merz durchaus Wählertäuschung vorwerfen könne, stichelte der Grünen-Chef gegen Merz, indem er ihm "wenig strategisches Kalkül" unterstellte und bezweifelte, dass er an einem Tisch mit Donald Trump oder Xi Jinping überzeugen könne.
Auch Kerstin Münstermann sah bei Friedrich Merz "eine gewisse Unerfahrenheit" und bezeichnete ihn als einen Mann, "der Kanzler werden will, (...) der aber noch nie Koalitionsverhandlungen geführt hat". © 1&1 Mail & Media/teleschau