Bei Sandra Maischberger ging es am Dienstagabend (28. Mai) um den Zustand der deutschen Verkehrsinfrastruktur, die Kriegsschauplätze in der Ukraine und Gaza sowie den Rassismus-Vorfall auf Sylt. Dabei zeigte Journalist Gregor Schmitz einen Denkfehler auf, der in Sachen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in unserer Gesellschaft verbreitet ist. Für den Moment der Sendung sorgte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, der per Video zugeschaltet war.
"Eine weitere Manifestation des russischen Wahnsinns" – so bezeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Slenskyj den russischen Angriff auf einen gut besuchten Baumarkt in der ostukrainischen Großstadt Charkiw. Russland hatte den Nordosten des Landes am vergangenen Wochenende aus der Luft angegriffen. Nach Behörden-Angaben stand eine Fläche von 10.000 bis 15.000 Quadratmetern in Flammen. Der Ruf nach mehr Waffen aus der Ukraine wird daher wieder lauter – eins der Themen bei "Maischberger".
Das ist das Thema bei "Maischberger"
Bei
Das sind die Gäste
Sigmar Gabriel (SPD): Der ehemalige Bundesaußenminister sagte: "Wenn Russland militärisch gewinnt oder durch Verhandlungen das bekommt, was es mit Gewalt erreichen wollte, aber nicht erreichen konnte, würde dies die Europäische Union existenziell gefährden."Vitali Klitschko : "Ohne Unterstützung des Westens können wir nicht stark sein. Wir brauchen Waffen, wir brauchen moderne Technologie. Heute geht es nicht um die Ukraine, es geht um Werte, es geht um Demokratie", so der Bürgermeister von Kiew. "Die Russen greifen uns an und wir können nicht antworten", zeigte er eindringlich auf. Wladimir Putin akzeptiere nur Stärke.- Volker Wissing (FDP): "Wir müssen Laden so einfach machen wie Tanken", sagte der Bundesverkehrsminister. Die Ladeinfrastruktur müsse weiter ausgebaut werden. Das Problem sei aber nicht der Ausbau, sondern die Preise der Fahrzeuge. "Die sind im Durchschnitt zu hoch", kritisierte Wissing. Viele Bürger könnten nicht umsteigen, weil sie es sich nicht leisten könnten. Ein starres Festhalten am Verbrenner-Aus in 2035 sei nicht zielführend. "Wir brauchen einen realistischen Regelungsvorschlag, der technologieoffen ist, klimaneutrale E-Fuels einbezieht und dadurch sicherstellt, dass individuelle Mobilität für die Bürger in Zukunft bezahlbar bleibt", so Wissing.
- Tina Hassel: Die Moderatorin aus dem "ARD-Hauptstadtstudio" sagte: "Verteidigungsminister
Boris Pistorius sagt die Dinge, die Deutschland nicht hören will. Aber er ist trotzdem der beliebteste Politiker. Scholz sagt hingegen eher Dinge, die im Land und seiner Partei gehört werden wollen und ist es im Moment nicht." Pistorius sei daher derzeit der "Reserve-Kanzler". - Gregor Peter Schmitz: Der Journalist vom "Stern" benannte einen Denkfehler, den viele beim Thema Rassismus machen: "Viele von uns denken immer noch, es ist der völlig abgehängte Ostdeutsche, der mit dem Baseball-Schläger durch die Straßen schleicht. Das ist es nicht. Auch sehr gut situierte Menschen können rassistisches Gedankengut verbreiten und tun das teilweise auch."
- Susanne Gaschke: Die Journalistin von der "NZZ" kommentierte: "
Olaf Scholz benennt immer die roten Linien, die er sich selbst zieht. Das finde ich taktisch ziemlich unklug gegenüber Russland." Die Ukrainer würden derzeit mit einer Hand auf den Rücken gefesselt kämpfen. "Scholz operiert immer mit der Angst vorPutin und benennt dann eine rote Linie – die er allerdings selbst zieht", analysierte sie.
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Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"
Klitschko sprach über die Unterstützung der Ukraine, als er sagte: "Die Waffenunterstützung kommt immer ein bisschen spät." Wenn man Putin nicht stoppe, gehe er als Nächstes nach Moldawien, in die baltischen Länder, aber auch in weitere europäische Länder.
"Ich erinnere daran: In Putins kranker Vision gehört auch ein Teil Deutschlands zum russischen Reich, wo Putin jahrelang als KGB-Agent gearbeitet hat", sagte Klitschko. Man dürfe ihn nicht unterschätzen.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Rede-Duelle blieben an diesem Abend vollends aus. Daher noch ein weiterer Moment der Sendung, als Sigmar Gabriel mahnte: "Wir können den Frieden nur sichern, wenn derjenige, der uns bedroht, weiß: Er wird schweren Schaden nehmen, wenn er uns angreift." Derzeit stehe Deutschland vor der Debatte, ob sich "Frieden sichern" auch auf die Ukraine beziehe. In der Vergangenheit habe man gesagt, die Ukraine dürfe den Krieg nicht verlieren und man wolle nicht selbst in den Konflikt hineingezogen werden.
"Ich glaube, dass sich das gerade verändert", sagte Gabriel. "Dann sind wir in der Vorkriegszeit", warnte er. Man werde immer stärker dazu kommen, den Angriff in der Ukraine als das zu sehen, "was er wirklich ist". Er sei ein Angriff auf die europäische Sicherheitsarchitektur. Die Situation sei vergleichbar mit 1938, als Hitler das Sudetenland bekam. "Das hat ihn nicht befriedet, sondern den Appetit geweckt", so Gabriel.
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Maischberger hat schon bessere Sendungen moderiert. Das Interview mit Klitschko lief bereits unter technischen Gesichtspunkten holprig – minutenlang war der Ton weg. Dann kam Maischberger nicht dazwischen, als sich der Ukrainer in Monologen verlor.
Was von ihr an diesem Abend hängen blieb: die Fragen an Volker Wissing: "FDP und Planwirtschaft, schlimmer geht es nicht?" sowie "Brauchen Sie ein Sondervermögen Bahn?". Ebenso ihre Reaktion auf dessen Eigenlob in Sachen Netzausbau und Flächenabdeckung: "Jeder, der in Deutschland fährt, weiß, dass das einfach nicht stimmt, weil man überall durch Funklöcher fährt", hielt sie ihm entgegen und kassierte direkt lauten Applaus.
Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"
Die Ausbeute der Sendung war mau – zu wenig Debatte keimte auf. Die Runde war sich einig, dass die Ukraine mehr Waffen braucht und auf Worte Taten folgen müssen. Neu war das nicht.
Als es um Klima- und Verkehrspolitik ging, warnte die Runde einstimmig davor, Verabredungen wieder aufzukündigen (Stichwort Verbrenner-Aus) und so erneut Planungsunsicherheit bei Investoren, Unternehmen und in der Bevölkerung zu verbreiten.
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