Ist Israels Antwort auf den Terrorangriff angemessen? Bei "Markus Lanz" wurde die Frage emotional und kontrovers diskutiert wie bislang selten im deutschen Talk-Fernsehen.
Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7.Oktober führt Israel Krieg im Gazastreifen, mit dem Ziel, die Terrororganisation Hamas zu vernichten. Bei "
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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Am morgigen Freitag empfängt Bundeskanzler Olaf Scholz den türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Berlin. Der geplante Staatsbesuch sorgt für Kritik, weil Erdogan jüngst die Mitglieder der islamistischen Terrororganisation Hamas als "Freiheitskämpfer" bezeichnete. Markus Lanz wagte in seiner Sendung am Mittwochabend einen ungeschönten Blick auf die verhärteten Fronten und sprach nicht nur über die Gegenoffensive Israels, sondern auch über die humanitäre Krise im Gazastreifen.
Das waren die Gäste
Serap Güler , CDU-Politikerin: "Eine Ausladung könnte Erdogan wieder dazu nutzen, um gegen den Westen zu hetzen."- Uwe Dziuballa, Gastronom: "Kippa öffentlich tragen ist mittlerweile ein No-Go geworden."
- Yazan Abo Rahmie, Student: "Es gibt Enttäuschung gegenüber der deutschen Politik, dass sie das Leid der Palästinenser nicht miterwähnt."
- Khola Maryam Hübsch, Journalistin: "Wir Muslime werden nur noch auf einige Radikale reduziert."
Das war der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Dass der Besuch Erdogans in Berlin äußerst heikel werden kann, gab auch CDU-Politikerin Serap Güler im Gespräch mit Lanz zu. Sie befürwortete dennoch das Festhalten an dem Treffen und sagte: "Eine Ausladung könnte Erdogan wieder dazu nutzen, um gegen den Westen und in diesem Fall ganz konkret gegen Deutschland zu hetzen." Laut Güler sei es durchaus wichtig, "im Gespräch zu bleiben mit unbequemen Partnern - und das ist Erdogan ohne Zweifel". Die CDU-Politikerin machte in dem Zusammenhang deutlich, dass es nun die Pflicht von
Markus Lanz wandte sich darauf dem 2015 geflüchteten Palästinenser Yazan Abo Rahmie zu. Der Student versuchte, im Gespräch mit dem ZDF-Moderator deutlich zu machen, wie "perspektivlos" Menschen in seiner Heimat aufwachsen und leben.
"Es gibt Häuser, in die kein Sonnenlicht kommt", beschrieb er die Zustände in Gaza und kritisierte deshalb die deutsche Politik für ihre Parteinahme im Nahostkonflikt. Auch Lanz, der den Gazastreifen vor wenigen Jahren bereist hatte, stellte ergriffen fest: "Diese Melancholie und Traurigkeit kann man fast mit Händen greifen."
Yazan Abo Rahmi erklärte, dass er sich "wie auf einem Fußballplatz" fühle, denn "entweder bist du pro-palästinensisch oder du bist pro Israel. Ich halte das gerade als Friedensaktivist für falsch und gefährlich, weil Frieden und Lösungen gibt es nur mit beiden Seiten". Er spüre mittlerweile "eine große Enttäuschung", da die deutsche Regierung sich kaum für die Zivilisten in Gaza einsetze.
Zwar verurteile er "das Massaker" vom 7. Oktober, doch "das, was seit dem 7. Oktober in Gaza geschieht, das ist keine Selbstverteidigung. Das ist eine kollektive Bestrafung. (...) Wer das Selbstverteidigung nennt, der braucht sich mit Menschenrechten gar nicht auseinanderzusetzen". Der Student fügte hinzu, dass er bezweifle, dass ein "Massenmord" zu Friedensverhandlungen führen könne. Da "jede Minute" zähle, forderte Yazan bei "Markus Lanz" einen Waffenstillstand, "weil die Geschichte wird uns das nie verzeihen".
Das ist das Rede-Duell des Abends
Auch Journalistin Khola Maryam Hübsch redete sich in Bezug auf die Situation in Gaza in Rage und sagte: "Internationales Völkerrecht wird gebrochen. Da ist teilweise von Kriegsverbrechen die Rede - auf beiden Seiten. Und wir gucken zu und wir sagen: Das wird schon seine Richtigkeit haben. Diesen Kollateralschaden muss man hinnehmen. (...) Ich finde das unerträglich. Und wer ein Fünkchen Menschlichkeit in sich trägt, der muss sagen: Waffenstillstand, jetzt sofort!"
Hübsch ergänzte wütend: "Ich finde es beschämend, dass unsere Außenministerin, die von einer wertegeleiteten Außenpolitik spricht, (...) nicht in der Lage ist, zu sagen: 'Wir brauchen sofort einen Waffenstillstand.' Wer das nicht über die Lippen bringt, der hat seine Menschlichkeit verloren."
Harte Worte, die CDU-Politikerin Serap Güler so nicht akzeptieren wollte. Sie konterte: "Waffenstillstand können wir morgen haben, (...) wenn die Hamas die Geiseln freigibt." Zudem halte es die Politikerin für "pure Hamas-Propaganda", zu sagen, der Westen schaue nur zu. Laut Serap Güler könne man nicht behaupten, die Regierung schere sich nicht um das Leid der Menschen in Gaza.
Hübsch blieb bei ihrem Standpunkt und warf der Bundesregierung fehlendes Rückgrat vor. Laut der Journalistin müsse sich Deutschland mit der klaren Ansage an Israel richten: "Du hast über die Stränge geschlagen. Genug ist genug!" Lanz hakte überrascht nach: "Hat die Hamas nicht über die Stränge geschlagen?" Khola Maryam Hübsch versuchte daraufhin, einzulenken. Sie sagte, Israel habe zwar "das Recht, sich zu verteidigen" und "die Hamas zu vernichten", aber es gehe um das "Wie".
Der jüdische Gastronom Uwe Dziuballa sagte dazu nüchtern: "Momentan ist es nun mal so, dass die Waffen sprechen." Er ergänzte, dass "das erklärte Ziel der israelischen Regierung" nicht "die Vernichtung des palästinensischen Volkes" sei, "sondern die Vernichtung der Hamas". Dziuballa stellte weiter klar: "Mir zerreißt es bei jedem Toten, egal bei welcher Religion, (...) wirklich das Herz." Er sehe jedoch im Moment "keine andere Lösung als die Zerschlagung dieses Terrornetzwerkes".
Abschließend fragte Lanz: "Ist Israel ein Apartheidsstaat?" Während Serap Güler die Frage mit einem klaren "Nein" beantwortete, geriet Khola Maryam Hübsch ins Stocken und sagte: "Ich fühle mich ehrlich gesagt nicht in der Lage, das angemessen beurteilen zu können." Lanz ließ jedoch nicht locker und stellte fest: "Sie schließen das aber auch nicht klar aus?" Die Journalistin antwortete darauf knapp, dass es in Gaza "keine Menschenrechte" und "keine Bürgerrechte" gebe: "Da ist Besatzung. Da ist Belagerung."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz hatte große Schwierigkeiten, die äußerst hitzige, wenn auch informativen Debatte in der Balance zu halten. Während Khola Maryam Hübsch und Yazan Abo Rahmie ihre Standpunkte ausführlich vertreten konnten, blieben Uwe Dziuballa und Serap Güler nur wenig Möglichkeiten, ihre Gegenargumente vollständig zum Ausdruck zu bringen.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Einem Konsens in der Frage, ob Israels Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas angemessen ist, kam die Runde bei "Markus Lanz" nicht näher. Journalistin Khola Maryam Hübsch sprach sich mehrmals für einen Waffenstillstand aus und fragte kritisch: "Wir leben im Jahr 2023. Glauben wir immer noch, dass Krieg eine gute Lösung ist?" Sie ergänzte wütend mit Blick auf die deutsche Staatsräson: "Solidarität kann nie bedingungslos sein." Laut der Journalistin könne der Konflikt zudem nicht gelöst werden, "solange man nicht über Ursachen spricht". © 1&1 Mail & Media/teleschau
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