"Ich mache keine Politik gegen Ausländer, sondern Politik für Menschen", sagt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Interview mit ORF-Journalist Peter Resetarits und versucht damit auch Wähler außerhalb seines politischen Lagers zu erreichen. Seine Forderung nach Neuwahlen erweisen sich im Gespräch hingegen als Boomerang.
FPÖ-Klubobmann
Seine Politik sei daher auch immer zum Wohle der Österreicher. So auch seine Forderung nach Neuwahlen, denn: "die Regierung hat keine demokratische Mehrheit mehr". Dass sich davon aber kein Volkswille ableiten lässt, musste Strache direkt im Anschluss lernen. Resetarits verwies auf eine Umfrage, der zufolge zwei Drittel der Österreicher Neuwahlen ablehnen und sorgte damit für etwas Verwunderung beim FPÖ-Chef.
"Habe in meiner Partei aufgeräumt"
In einem weiteren Einspieler wurden kritische Meinungen zur Regierungsvergangenheit der FPÖ gezeigt. "Am Ende waren sie fast von allen die Schlimmsten" meinte dazu einer der Befragten. Resetarits wollte daher von Strache wissen, ob seine Partei überhaupt bereit für eine neue Regierungsverantwortung sei. Dass schwere Fehler unter der ÖVP-FPÖ-Regierung gemacht wurden, bestätigte Strache. Fügt aber hinzu: "Ich habe in meiner Partei aufgeräumt". Die Verantwortlichen für das "Regierungsdesaster" sitzen seitdem im BZÖ.
Schließlich kamen die unweigerlichen Themen Ausländer und Migration zur Sprache. Von einem jungen Mann wurde Strache gefragt, gegen wen er denn Politik machen wolle, wenn es keine Ausländer mehr gäbe. "Ich mache keine Politik gegen Ausländer, sondern Politik für Menschen" konterte Strache und legte später nach: "Anstand und Charakter sind keine Frage der Herkunft und Kultur". Auch gegen den Bau von Moscheen habe der FPÖ-Klubobmann nichts, sehr wohl aber gegen den von Minaretten.
Gegen Ende des Interviews wurde Strache von einem Studiogast darauf angesprochen, ob er sich dessen bewusst sei, dass ein Austritt aus der EU, schwerwiegende Folgen für viele österreichische Unternehmen hätte. Auch hier distanzierte sich Strache von einer bloßen Ablehnungspolitik "Wir machen keine europafeindliche Politik, das wäre ja absurd" stellt Strache klar und bezeichnete sich selbst sogar als Pro-Europäer. Doch sei er gegen eine zentralistische EU und für Nachverhandlungen der EU-Verträge.
Vor allem bei den Themen Migration und EU wurde deutlich, dass sich Strache um die Gunst neuer Wähler bemühte, ohne dabei sein Stammklientel vor den Kopf zu stoßen. Ob diese Rechnung aufgeht, werden die nächsten Wahlen zeigen. An Optimismus mangelt es beim FPÖ-Chef auf jeden Fall nicht. Er wolle das "Unmögliche möglich machen" und seine Partei auch in Wien als stimmenstärkste Kraft sehen.
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