Die Verfassungsministerin Karoline Edtstadler teilt gegen Leonore Gewessler aus. Die hatte am Samstag die Unabhängigkeit des dem Kanzleramt unterstellten Verfassungsdienstes in Frage gestellt.

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Nachdem Vizekanzler Werner Kogler und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (beide Grüne) am Samstag Kritik am Verfassungsdienst geäußert hatten, rief das am Sonntag die ÖVP auf den Plan.

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler sprach gegenüber der "Kleinen Zeitung" von einer "furchterregenden Entwicklung", Generalsekretär Christian Stocker fand via Aussendung noch härtere Worte: "Wenn es um ihre grüne Ideologie geht, gilt der Rechtsstaat für die Grünen nicht mehr."

Gewessler und Parteichef Kogler stellten am Samstag die Unabhängigkeit des dem Kanzleramt unterstellten Verfassungsdienstes in Frage, die Ministerin forderte im Ö1-Journal, diesen "weisungsfrei" zu stellen. "Das ist eine Entwicklung, die tatsächlich furchterregend ist, denn der Verfassungsdienst ist mit den besten Juristinnen und Juristen ausgestattet. Ich stehe voll und ganz hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Deren Aufgabe ist es, allen Ministerien zur Verfügung zu stehen, um die Verfassung auszulegen, aber auch, um bei Gesetzesvorhaben zu beraten und Anregungen zu liefern", kritisierte Edtstadler ihre Ministerkollegin.

Was von den Grünen versucht werde, sei "eine Institution der Republik mit juristischen Privatgutachten zu konterkarieren. Das ist eine gefährliche Entwicklung, die Umweltministerin Leonore Gewessler zu verantworten hat."

Thema wurde der Verfassungsdienst, weil sich die Volkspartei bei ihrer Amtsmissbrauch-Anzeige gegen Gewessler nach ihrem Ja zum EU-Renaturierungsgesetz auf eine entsprechende Information des Dienstes stützte, dem die Grünen wiederum mit eigenen Gutachten entgegentraten. "Wenn wir zentrale Institutionen offen infrage stellen, unterwandern wir nichts Geringeres als den Rechtsstaat", so die Sorge Edtstadlers.

"Aus meiner Sicht disqualifiziert das die Grünen für jede weitere Regierungszusammenarbeit."

Karoline Edtstadler, Verfassungsministerin

Ob ein strafrechtlich relevantes Vorgehen vorliegt, werden letztlich Gerichte klären müssen. Die ÖVP-Ministerin hätte sich gewünscht, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen "ein klares Wort" dazu sagt. Eine künftige Zusammenarbeit zwischen ÖVP und Grünen scheint jedenfalls mehr als unwahrscheinlich: "Aus meiner Sicht disqualifiziert das die Grünen für jede weitere Regierungszusammenarbeit."

Noch am Samstagabend reagierte der Rechtsexperte Walter Obwexer auf Gewesslers Forderung: "Die von Bundesministerin Gewessler beschriebene Weisungsgebundenheit des Verfassungsdienstes trifft auf dessen inhaltliche Arbeit nicht zu, ihre Forderung für die Zukunft, den Verfassungsdienst weisungsfrei zu stellen, ist bereits erfüllt." (APA/mbo)

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