Das Rücktritts-Chaos von Christian Kern hat nun ein Ende: Der österreichische Ex-Kanzler macht Schluss mit der Politik. Er sehnt sich stattdessen nach seinem alten Leben zurück.

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Österreichs Ex-Kanzler Christian Kern verabschiedet sich nun doch endgültig aus der Politik. Der 52-Jährige gab am Samstag in Wien bekannt, dass er einen Schlussstrich unter seine Karriere als Berufspolitiker ziehen wolle.

"Ich war mehr als 20 Jahre in Unternehmen, davon 14 in Vorständen. Ich freue mich wirklich, dieses Leben wieder zurückzubekommen und den Weg ins Unternehmertum zurückzugehen", sagte Kern bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Damit wird sich der 52-Jährige auch nicht weiter um die Spitzenkandidatur der europäischen Sozialdemokraten zur Europawahl 2019 bemühen.

Kerns Rückzug kam völlig überraschend

Mit seinem Rückzug aus der Politik setzt Kern fast drei Wochen nach seinem Rücktritt von der SPÖ-Spitze den Schlusspunkt eines chaotischen Abgangs. Der 52-Jährige war am 18. September bereits völlig überraschend vom Vorsitz der SPÖ zurückgetreten. Seine Partei ließ damals stundenlang Spekulationen zu, dass sich Kern komplett aus der Politik zurückziehe und bestätigte diese Gerüchte später sogar. Kern erklärte aber stattdessen, dass er seine Zukunft in der EU-Politik sieht. Einen Tag später sagte er am Rande des informellen EU-Gipfels in Salzburg, dass er die Spitzenkandidatur der europäischen Sozialdemokraten anstrebe. Daraus wird nun nichts.

Stattdessen belässt es der 52-Jährige bei einem kurzen Intermezzo in politischen Spitzenämtern. Kern hatte in der staatsnahen Wirtschaft Karriere gemacht. Zuletzt war er von 2010 bis 2016 Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB. Im Frühjahr 2016 ersetzte er dann als Quereinsteiger den glücklosen SPÖ-Chef und Kanzler Werner Faymann in beiden Ämtern.

Kern hatte Wahl gegen Kurz verloren

Bei der Parlamentswahl 2017 holte Kern mit den Sozialdemokraten stabile 26,9 Prozent. Er musste sich aber dem wegen seines Antimigrationskurses populären Herausforderer Sebastian Kurz von der ÖVP geschlagen geben. Letzte Umfragen sahen die SPÖ trotz des Personalchaos der letzten Wochen bei 27 Prozent. Inzwischen hat die ehemalige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner den Vorsitz der Partei geschäftsführend übernommen, im November soll sie von einem Parteitag als neue Chefin bestätigt werden.  © dpa

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