Fast hätte es die Koalition gesprengt: Leonore Gewesslers Ja zum Renaturierungsgesetz der EU. Die ÖVP hatte das als Gesetzesbruch gewertet und wollte dagegen vorgehen. Doch das ist jetzt vom Tisch. Grund ist einmal mehr Gewessler.

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Österreich wird keine Nichtigkeitsklage gegen das EU-Renaturierungsgesetz einbringen. Einen entsprechenden Bericht des "Standard" bestätigte ein Sprecher von Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) der APA.

Das dafür notwendige Einvernehmen mit den betroffenen Ministerien konnte demnach "nicht hergestellt werden", hieß es in einer Stellungnahme. Die Frist für die Einbringung der Klage wäre nun abgelaufen.

ÖVP wollte Nichtigkeitsbeschwerde einlegen

Die ÖVP hatte die Nichtigkeitsbeschwerde bei der EU angekündigt, nachdem Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Juni gegen den Willen des Koalitionspartners im Rat der EU-Staaten für die Annahme des Renaturierungsgesetzes gestimmt und dem Antrag zu einer knappen Mehrheit verholfen hatte.

Dies ist nun aber vom Tisch: "Die Antwort auf den Gesetzesbruch der Klimaschutzministerin Gewessler darf kein weiterer Gesetzesbruch sein. Als Verfassungsministerin ist es für mich keine Option, mich über die Vorgaben des Bundesministeriengesetzes und die Staatspraxis hinwegzusetzen", so Edtstadler in einem Statement.

Das Einbringen einer Klage ohne Einvernehmen mit der Klimaschutzministerin wäre "ein Abgehen von der seit dem EU-Beitritt gelebten Praxis. Im Gegensatz zur Klimaschutzministerin gehe ich nicht aus ideologischen Gründen von dieser Staatspraxis ab", sagte die Europaministerin.

Die EU-Renaturierungsverordnung könne aber jederzeit durch ein österreichisches Gericht im Rahmen innerstaatlicher Renaturierungsverfahren überprüft werden und "insbesondere die Frage der Gültigkeit der Verordnung dem EuGH zur Entscheidung vorgelegt werden", so die Ministerin.

Positive Reaktion von Greenpeace

Erfreut zeigte sich naturgemäß die Umweltschutz-NGO Greenpeace. "Das Renaturierungsgesetz ist einer der größten Meilensteine im Umwelt- und Artenschutz der letzten Jahre. Die kommende Regierung muss schnellstmöglich Wiederherstellungspläne erstellen und sich darum kümmern, dass diese rasch umgesetzt werden", sagte Sprecherin Ursula Bittner.

Gewesslers Zustimmung hatte im Juni zu einer veritablen Krise innerhalb der schwarz-grünen Koalition geführt. Die ÖVP brachte sogar eine Amtsmissbrauchsklage gegen die Klimaschutzministerin ein, die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) aber bereits Anfang September zurückgelegt wurde.

Renaturierungsgesetz ist zentraler Bestandteil des "Green Deal"

Das EU-Renaturierungsgesetz (Nature Restoration Law) ist ein zentraler Teil des umfassenden Klimaschutzpakets "Green Deal", mit dem die EU bis 2050 klimaneutral werden soll. Übergeordnetes Ziel ist die langfristige und nachhaltige Wiederherstellung biologisch vielfältiger und widerstandsfähiger Ökosysteme. Das bedeutet unter anderem aufgeforstete Wälder, wieder vernässte Moore sowie natürlichere Flussläufe und in der Folge den Erhalt der Artenvielfalt.

Der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission vom Juni 2022 stieß auf viel Kritik. In den Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten und dem Europaparlament wurde die Verordnung aber abgeschwächt und den EU-Ländern wesentlich mehr Flexibilität bei der Umsetzung eingeräumt. Trotzdem schwenkten einige Staaten trotz Kompromiss unter dem Eindruck von Bauernprotesten und der EU-Wahl um. (APA/bearbeitet von ank)

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