Verhaftung mit diplomatischer Brisanz: Einen Tag vor dem Staatsbesuch von Hassan Ruhani in Wien kommt es zu einem Vorfall mit einem iranischen Botschaftsmitarbeiter. Ihm soll der Diplomatenstatus aberkannt werden.

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Am Tag vor dem Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani in Wien ist es zu einem diplomatischen Eklat gekommen. Österreich will einem in Wien stationierten iranischen Botschaftsmitarbeiter den Diplomatenstatus aberkennen, weil er in Anschlagspläne gegen eine Versammlung von 25.000 Exil-Iranern in Paris verwickelt sein soll.

Der Mann war an einer Raststätte in Bayern festgesetzt worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde er im Zusammenhang mit einem geplanten Terroranschlag verhaftet.

Konkret soll es sich um einen geplanten Anschlag auf eine Versammlung von Exil-Iranern in Frankreich handeln. Der Mann soll der Staatsanwaltschaft in Brüssel zufolge ein Kontakt des Ehepaares sein, das am vergangenen Samstag einen Bombenanschlag auf etwa 25 000 Teilnehmer einer Kundgebung in Villepinte geplant haben soll. Über diesen möglichen Zusammenhang hatten zuvor mehrere Medien online berichtet.

Immunität soll aufgehoben werden

Wie das Außenamt am Dienstag der österreichischen Nachrichtenagentur APA in Wien mitteilte, liegt gegen den Mann ein europäischer Haftbefehl vor.

Wegen des Falles sei der iranische Botschafter ins Außenministerium in Wien zitiert worden, sagte ein Ministeriumssprecher.

"Wir haben den Entsendestaat ersucht, die Immunität des iranischen Diplomaten aufzuheben." Dem Diplomaten werde "binnen 48 Stunden aufgrund des Vorliegens eines Haftbefehls der Diplomatenstatus aberkannt".

Das Paar, das in einem Kulturbeutel 500 Gramm Sprengstoff und eine Zündvorrichtung versteckt hatte, war in Belgien festgenommen worden.

Der 46 Jahre alte Iraner ging der Polizei im Rahmen einer Fahndungskontrolle ins Netz. Weil gegen ihn ein europäischer Haftbefehl vorlag, wurden er und die drei weiteren Insassen des Wagens am Sonntagabend vorläufig in Gewahrsam genommen.

Der Wagen des Mannes war außerdem nach einem Hinweis wegen des Verdachts auf Sprengstoff untersucht - wenig später konnte allerdings Entwarnung gegeben werden. Die drei anderen Menschen seien mittlerweile wieder auf freiem Fuß, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte.

Eklat vor Besuch von Ruhani

Der oppositionelle Nationale Widerstandsrat des Irans (NRWI) forderte wegen der Vorwürfe gegen den Diplomaten, den Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani in Wien abzusagen.

"In so einer Situation wird der für den 4. Juli geplanten Empfang von Ruhani in Österreich ein Schandfleck für Demokratie und Menschenrechte sein und Terrorismus und Verbrechen stärken", hieß es.

Ruhani war am Dienstag zu politischen Gesprächen in der Schweiz. Er will bei seinen Treffen den von den USA bekämpften Atomdeal retten und um wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Teheran werben. (ank/dpa)

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