Die NS-Liederbuch-Affäre hat auch die SPÖ erreicht. Einer der Verdächtigen, der das hetzerische Gesangbuch illustriert haben soll, wurde am Dienstagabend aus der Partei ausgeschlossen.
Die Texte, die kürzlich in Liederbüchern der Burschenschaft Germania gefunden worden waren, haben international für Entsetzen gesorgt: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: 'Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'", ist etwa zu lesen.
Der Fall wurde vom "Falter" aufgedeckt und brachte vor allem Udo Landbauer in Bedrängnis, Mitglied in eben dieser Burschenschaft und FPÖ-Spitzenkandidat bei der Niederösterreich-Wahl, die nur wenige Tage nach dem Bericht stattfand.
Illustrator der NS-Liederbücher war SPÖler
Gegen Landbauer persönlich ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht, jedoch gegen vier andere Personen. Die SPÖ bestätigte nun einen Bericht des "Kurier", wonach einer davon ein hoher Beamter in Wiener Neustadt und SPÖ-Mitglied ist.
Der Mann soll in den 90er-Jahren als Hobby-Künstler die Illustrationen zwischen den Texten in dem Liederbuch übernommen haben.
In einer Aussendung teilte die SPÖ mit, der Landesparteivorstand habe den Mann am Dienstagabend aus der Partei ausgeschlossen: "Derartiges Gedankengut ist mit der SPÖ in keinster Weise vereinbar, deswegen haben sofort die Konsequenzen gezogen", erklärte der Landesgeschäftsführer der SPÖ Niederösterreich, Reinhard Hundsmüller.
Ex-SPÖ-Gemeinderat wegen Missbrauchsverdachts in U-Haft
In derselben Sitzung schloss die SPÖ Niederösterreich am Dienstagabend ein weiteres Parteimitglied aus. Der betroffene Funktionär sitzt wegen Missbrauchsverdachts in U-Haft.
Neben schwerem sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung - es wird derzeit von drei Opfern ausgegangen - werden dem Gemeindepolitiker aus dem Bezirk Amstetten Wiederbetätigung und Verstöße gegen das Waffengesetz angelastet. Im Haus des Mostviertlers fanden Ermittler NS-Devotionalien sowie Faustfeuerwaffen, Handgranaten und Schlagringe. (af/APA)
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