Nordkorea droht mit einem "ultra-harten Reaktionskrieg". Tatsächlich könnte es vor allem der südkoreanischen Hauptstadt Seoul erheblich schaden. Doch dazu wird es kaum kommen - denn jeder Angriff käme einem Selbstmord gleich.
Nordkorea ist wieder da. Nach dem Atomtest Anfang 2013 war es allmählich stiller geworden um das abgeschottete Land, bis schließlich die Kämpfer des Islamischen Staates alle Schlagzeilen übernahmen. Doch nun meldet sich der nordkoreanische Diktator
Zuvor hatte US-Präsident
Die USA erwägen deshalb nun, Nordkorea unter anderem wieder auf die Liste der Staaten zu setzen, die Terrorismus unterstützen. Und das Regime in Pjöngjang kocht vor Wut. Die Verteidigungskommission teilte mit, das Land sei zu "einer Konfrontation mit den USA in allen Kriegsbereichen einschließlich des Cyber-Kriegsraums bereit, um diese Festungen in die Luft zu sprengen". Doch wie groß ist die Gefahr eines Krieges wirklich?
Nordkorea würde sich mit einem Angriff nur selbst schaden
Markige Rhetorik ist ein Markenzeichen Nordkoreas. Wann immer sich Pjöngjang provoziert fühlt, reagiert das Regime mit neuen Drohgebärden. Etwa bei jährlichen Manövern von Südkorea und den USA oder im März dieses Jahres, als der UN-Sicherheitsrat einen Raketentest verurteilte und Nordkorea prompt mit einer "neuen Form von Atomtest" drohte. Dass für solche verbalen Attacken aber auch schon kleine Anlässe reichen, zeigt der Streit um den Sony-Film.
Dennoch sind sich Beobachter einig, dass Nordkorea kaum Taten folgen lassen würde: Bei einem Krieg hätte das Land keine Chance gegen die militärische Übermacht der USA. Jeder Angriff käme einem Selbstmord gleich - das gilt auch für das mögliche Ziel Südkorea.
Denn Südkorea ist ein enger Verbündeter Amerikas. Noch immer unterhalten die USA dort die United States Forces Korea mit rund 30.000 Mann. Auch in Japan verfügt Washington über mehrere Militärstützpunkte. Beide Länder können auf den nuklearen Schutzschirm der USA vertrauen, der Angriffe Nordkoreas abschrecken soll.
Bis 2020 wollen die USA außerdem den Großteil ihrer Flotte in den Pazifik verlegen, um Chinas wachsendem Militär die Stirn zu bieten. Schon jetzt tummeln sich zahlreiche US-Kriegsschiffe in der Region, die einen nordkoreanischen Angriff schnell vergelten könnten.
USA halten schützende Hand über Südkorea
Südkorea dürfte die Präsenz der US-Marine beruhigen. Denn: "Das nordkoreanische Militär hätte theoretisch das Potential Südkorea zu schaden", sagt Professor Michael Brzoska vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Die Hauptstadt Seoul liegt nur rund 40 Kilometer von der gemeinsamen Grenze entfernt. Auch wenn die Ausrüstung des nordkoreanischen Militärs inzwischen in die Jahre gekommen ist, die Artillerie reicht noch immer bis nach Seoul.
Dabei ist dieses Szenario auch für Brzoska nicht mehr als ein bloßes Gedankenspiel. "Militärische Maßnahmen wie Atomtests gelten vor allem der Defensive und der Abschreckung", erklärt der Forscher. Nordkorea wolle Angriffe von Außen abhalten und nicht selbst aktiv werden. Die jüngsten Drohgebärden passen in dieses Muster: Sie demonstrieren Stärke und sollen Nordkorea gegenüber dem Westen positionieren.
Und auch China dürfte kein Interesse an irgendeiner Form von Eskalation haben: Als letzter Verbündeter und größter Wirtschaftspartner Nordkoreas müsste sich Peking bei einem Angriff entscheiden, ob es sich auch im Kriegsfall auf dessen Seite schlägt - und sich damit gegen die USA stellt. Eine Wahl, welche die chinesische Führung in jedem Fall vermeiden will.
Washington kann kaum Druck auf Pjöngjang ausüben
Selbst wenn die USA keinen Angriff fürchten müssen, bleiben ihnen umgekehrt kaum Optionen, um mehr Druck auf Nordkorea auszuüben: Denn ihre Sanktionen sind bereits umfassend. Washington kann also nur auf andere Länder einwirken - etwa Japan, China und insbesondere Südkorea.
Doch auch hier sieht Michael Brzoska nur wenig Spielraum: "Südkorea hat eigene Interessen", sagt der Wissenschaftler. Die Regierung in Seoul hatte zuletzt signalisiert, sich dem Nachbarn wieder annähern zu wollen. Eine politische Eiszeit wäre da wenig hilfreich.
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