Maskierte jüdische Siedler stürmen ein Dorf im Westjordanland, dabei stirbt ein Palästinenser. Der Vorfall sorgt EU-weit für Entsetzen, und auch EU-Außenbeauftragter Josep Borrell fordert nun Konsequenzen.

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Nach dem jüngsten Angriff durch extremistische Siedler im Westjordanland hat der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell einen Vorschlag für Sanktionen gegen Verantwortliche in Israel angekündigt. Er werde "einen Vorschlag für EU-Sanktionen gegen die Unterstützer der gewalttätigen Siedler, einschließlich einiger Mitglieder der israelischen Regierung, vorlegen", schrieb Borrell am Freitag im Onlinedienst X. Damit ein solcher Vorschlag umgesetzt wird, müssten alle 27 EU-Länder zustimmen, die im Nahost-Konflikt allerdings zerstritten sind.

"Tag für Tag schüren israelische Siedler fast ungestraft die Gewalt im besetzten Westjordanland und tragen dazu bei, jede Chance auf Frieden zu gefährden", erklärte Borrell weiter. Die Angriffe zielten darauf ab "die palästinensische Zivilbevölkerung zu terrorisieren", fuhr er fort. "Die israelische Regierung muss diese inakzeptablen Handlungen sofort einstellen."

"Inakzeptabel": Angriff bewaffneter Siedler löst Bestürzung aus

Bei einem Angriff bewaffneter Siedler auf die Ortschaft Dschit im von Israel besetzten Westjordanland wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums am Donnerstag ein Mensch getötet und ein weiterer schwer verletzt. International rief der Angriff Bestürzung hervor, das Auswärtige Amt in Berlin und der französische Außenminister Stéphane Séjourné verurteilten die Gewalt als "inakzeptabel".

Auch der britische Außenminister David Lammy schloss sich an: "Die Szenen, die sich in der Nacht abspielten, als Gebäude in Brand gesetzt und abgefackelt wurden, als Molotowcocktails auf Autos geworfen wurden und Menschen aus ihren Häusern verjagt wurden, sind abscheulich", sagte er am Freitag bei einem Besuch in Jerusalem.

Die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros in Genf, Ravina Shamdasani, nannte den Angriff "entsetzlich". Und auch der US-Botschafter in Israel, Jack Lew, hat sich entsetzt über den gewaltsamen Angriff gezeigt.

Westjordanland: Über 600 Palästinenser und 18 Israelis seit Kriegsbeginn getötet

Im von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen deutlich verschärft. Nach einer AFP-Zählung auf Grundlage palästinensischer Angaben wurden seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober im Westjordanland mindestens 633 Palästinenser durch israelische Soldaten oder radikale Siedler getötet.

Mindestens 18 Israelis wurden dort nach israelischen Angaben bei Angriffen militanter Palästinenser getötet. (afp/ bearbeitet von lla)

Drohungen des Iran: Israel fordert vom Westen Hilfe bei möglichem Gegenangriff

Der israelische Außenminister Israel Katz hat mit seinen Kollegen aus Großbritannien und Frankreich über die Lage im Nahen Osten beraten. Dabei spielte offenbar ein möglicher Großangriff des Iran auf Israel eine große Rolle. Katz erklärte, er erwarte in einem solchen Fall die Hilfe der westlichen Verbündeten. Dabei gehe es nicht nur um die Abwehr von iranischen Raketen. Westliche Länder sollten im Fall eines Angriffs auch selbst Ziele im Iran angreifen, forderte Katz.
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