Moskau löst mit einem Großangriff auf die Ukraine und einem Aufrüstungsprogramm bei europäischen Nato-Staaten Befürchtungen aus. Eine Studie im Auftrag von Greenpeace bescheinigt der Nato allerdings eine Übermacht - und zwar deutlich.
Für die Studie werden sechs Parameter verglichen, darunter Militärausgaben: Die Nato-Staaten geben demnach derzeit etwa zehnmal so viel Geld für ihre Streitkräfte aus wie Russland (1,19 Billionen US-Dollar zu 127 Milliarden US-Dollar). Selbst ohne die Ausgaben der USA und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Kaufkraft bleibe das deutliche Übergewicht zugunsten der Nato bestehen (430 Milliarden US-Dollar zu 300 Milliarden US-Dollar).
Laut Studie ist die Nato teils mehrfach überlegen
Bei Großwaffensystemen übertreffe die Nato Russland mindestens dreifach. "Beispielsweise verfügen die Nato-Staaten über 5.406 Kampfflugzeuge (hierunter 2.073 in Europa), wohingegen Russland davon lediglich 1.026 besitzt", heißt es. Lediglich bei strategischen Bombern erreiche Russland fast die USA (129 zu 140).
Zudem habe Russland in vielen Waffenbereichen einen erheblichen technologischen Rückstand auf die Nato, der kaum innerhalb eines Jahrzehnts aufzuholen sei. Ein Vorsprung der Nato wird auch bei der Zahl von Soldaten unter Waffen sowie der Einsatzbereitschaft bescheinigt. Die Nato-Staaten dominierten den weltweiten Rüstungsmarkt mit über 70 Prozent des Gesamtumsatzes.
Forscher plädieren: neues Vertrauen schaffen
Autoren der Studie sind Herbert Wulf, der acht Jahre das Bonn International Center for Conversion (BICC) leitete und am Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) forschte, und der Friedensforscher Christopher Steinmetz.
"Statt weiter aufzurüsten, sollte die bestehende konventionelle Überlegenheit der Nato – bei gleichzeitig potenziell möglicher nuklearer Eskalationsbereitschaft auf russischer Seite – zum Anlass genommen werden, rüstungskontrollpolitische Initiativen vorzubereiten und zu initiieren, die neues Vertrauen schaffen und eine Verifikation der jeweiligen militärischen Potenziale zumindest in Europa erlauben", so die Forscher.
Erster Ansatzpunkt sollte den Wissenschaftlern zufolge die Rettung des NewStart-Abkommens zur Begrenzung von strategischen Nuklearwaffen sein, dem letzten verbliebenen Eckpfeiler der nuklearen Rüstungskontrolle zwischen Ost und West. (dpa/bearbeitet von mbo)
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