Viele Menschen, die in Österreich leben und arbeiten, sind in Nationalrat und Bundesregierung nicht oder wenig repräsentiert. Das zeigt eine Analyse des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts.

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Ein Fünftel der Erwerbstätigen ist mangels österreichischer Staatsbürgerschaft von den demokratischen Prozessen ausgeschlossen. Im Nationalrat gibt es außerdem deutlich weniger Frauen, weniger Junge und Ältere, gleichzeitig aber viel mehr Führungskräfte als in der Erwerbsbevölkerung.

"Deutliche Unterschiede" zwischen der Bevölkerung und der politischen Führungsebene

Nachdem die Abgeordneten die Gesetze beschließen und das Handeln der Regierung kontrollieren, sollen sie auch die Bevölkerung repräsentieren, wird in der Untersuchung betont. Lebenserfahrung, Beruf, Geschlecht und Herkunft hätten schließlich Einfluss darauf, welche Politik gemacht wird. Bei diesen sozioökonomischen Faktoren gibt es der Untersuchung zufolge allerdings "deutliche Unterschiede" zwischen der Bevölkerung und der politischen Führungsebene Österreichs.

So ist der Anteil jüngerer Menschen zwischen 18 und 29 Jahren im Vergleich zur Bevölkerung im Nationalrat vergleichsweise gering (drei gegenüber 17 Prozent), ebenso in der Generation 60 plus (13 gegenüber 33 Prozent). Frauen machen 51 Prozent der Bevölkerung aus, aber nur 37 Prozent der Abgeordneten. Immerhin ist der Anteil im Regierungsteam mit zehn Frauen und elf Männern annähernd ausgeglichen.

Kaum repräsentiert sind im Ausland geborene Menschen in Österreich, das sind über 20 Prozent der Bevölkerung. Durch die österreichische Staatsbürgerschaft wahlberechtigt ist unter ihnen nur ein Zehntel, das entspricht laut Analyse 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Diese Subgruppe ist mit fünf im Ausland geborenen Abgeordneten entsprechend ihrer Größe repräsentiert (2,7 Prozent).

Mehr Doktoratsabsolventen, keine Hackler

Auch der Bildungsstand im Nationalrat ist nicht vergleichbar mit jenem der Bevölkerung. Während insgesamt 21 Prozent ein Studium abgeschlossen haben, sind es unter den Abgeordneten 56. Auch die Zahl der Doktoratsabsolventinnen und -absolventen ist in Nationalrat und Regierung um ein Vielfaches höher (neun bzw. 14 gegenüber einem Prozent).

Überrepräsentiert sind in Nationalrat und Regierung auch Personen in Führungspositionen (60 bzw. 86 Prozent gegenüber fünf Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung). Vergleichsweise viel Gewicht haben im Nationalrat außerdem Landwirtinnen und Landwirte (acht gegenüber drei Prozent; in der ÖVP 18 Prozent) und Personen mit militärischem Beruf (zwei gegenüber 0,2 Prozent). Unterrepräsentiert sind hingegen technische Berufe (vier gegenüber 18 Prozent), Bürokräfte (vier gegenüber neun Prozent) und Dienstleistungsberufe (ein gegenüber 17 Prozent).

Die drei Bereiche Handwerk, Montage und Hilfsarbeit - hier ist ein Viertel der österreichischen Erwerbstätigen beschäftigt - sind im Nationalrat gar nicht repräsentiert. (apa/bearbeitet von sbi)