Seit Monaten machten die Israelis Jagd auf den Chef der radikalislamischen Hamas, Jahia Sinwar. Doch der blieb im Verborgenen, wohl versteckt im umfangreichen Tunnelsystem der Miliz. Bis ihn eine Routinepatrouille entdeckte.

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Mit der Tötung von Hamas-Chef Jahia Sinwar hat Israel der radikalislamischen Palästinenserorganisation einen schweren Schlag versetzt. Auch die Miliz selbst hat den Tod ihres Anführers inzwischen bestätigt. Was über den Einsatz der israelischen Armee gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des Hamas-Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 bislang bekannt ist.

Sinwar wurde durch Zufall erwischt

Nach Angaben des israelischen Militärs stießen Soldaten der 828. Brigade am Mittwoch bei einer Routinepatrouille in Rafah im Süden des Gazastreifens auf drei militante Palästinenser. Die Armee sei bereits in den vergangenen Wochen im Stadtteil Tel Sultan im Einsatz gewesen, um Hinweisen nachzugehen, dass sich dort vermutlich hochrangige Hamas-Führer aufhalten, sagte Armeesprecher Daniel Hagari.

Am Mittwoch hätten sie dann "drei Terroristen" entdeckt, die von Haus zu Haus gingen. Die Soldaten eröffneten das Feuer und trieben die Gruppe auseinander. "Sinwar stürmte allein in ein Gebäude, und unsere Streitkräfte inspizierten das Gebiet mit einer Drohne", sagte Hagari.

Sinwar warf Stock nach Drohne und wurde dann erschossen

Das Militär veröffentlichte Drohnenaufnahmen, die zeigen, wie der später als Sinwar identifizierte Mann allein im ersten Stock eines teilweise zerstörten Gebäudes sitzt. Sein Gesicht ist mit einem Palästinensertuch verdeckt.

Er sei durch Schüsse an einer Hand verletzt worden und habe einen Stock nach der Drohne geworfen, sagte Hagari. "Wir identifizierten ihn als Terroristen und schossen in das Gebäude hinein."

Drohnenvideo soll Hamas-Chef kurz vor Tötung zeigen

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Der Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober 2023 ist nicht mehr am Leben. Israels Militär tötet Jihia al-Sinwar im Gazastreifen. Kurz zuvor scheint ihn eine Drohne noch lebend gefilmt zu haben.

Nach Angaben des staatlichen israelischen Senders Kan wurde das Haus von einem Panzergeschoss und zwei Granaten getroffen. Laut Hagari hatte der Hamas-Anführer eine Pistole und umgerechnet rund 10.000 Euro bei sich.

Erst DNA-Tests bestätigen Sinwars Identität

Im Internet veröffentlichte Aufnahmen, die nicht verifiziert werden konnten, zeigten israelische Soldaten, die sich um eine Leiche versammeln, die Sinwar ähnelt und offenbar eine schwere Kopfwunde aufweist.

Das Militär nahm umgehend DNA-Tests sowie zahnärztliche Untersuchungen vor. Sie bestätigten, dass es sich bei dem Toten um Sinwar handelte.

Am Donnerstag wurde seine Leiche zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Tel Aviv gebracht. Nach ersten Erkenntnissen war Sinwars allgemeiner Gesundheitszustand "gut, obwohl er lange Zeit in Tunneln verbracht hatte", wie Kan berichtete. Er wies demnach mehrere Schusswunden auf, eine davon im Kopf.

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Hamas-Führer versteckte sich seit einem Jahr in Tunneln

Sinwar hatte sich seit dem Beginn des Gaza-Krieges infolge des Hamas-Großangriffs auf Israel vor gut einem Jahr nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Armeeangaben und Medienberichten zufolge versteckte er sich im Tunnelsystem der Hamas unter dem Gazastreifen. Die Armee veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, die zeigen sollen, wie Sinwar einen dieser Tunnel verlässt.

Es gab auch Berichte, wonach Sinwar sich mit mehreren der Geiseln umgeben haben soll, die von der Hamas aus Israel verschleppt worden waren. In dem Gebäude, in dem Sinwar schließlich getötet wurde, befanden sich nach Angaben des israelischen Militärs aber keine Geiseln. (AFP/bearbeitet von ank)

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