Wegen des Kriegs in Gaza steht Israel in der Kritik. Ein Angriff mit vielen Toten auf eine Schule könnte den Druck nun noch erhöhen. Laut Israel hätten Hamas-Terroristen die Schule als Unterschlupf verwendet.
Bei einem israelischen Luftangriff auf eine vom UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA betriebene Schule im Gazastreifen sind palästinensischen Angaben zufolge Dutzende Menschen getötet worden.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde gab an, dass bei dem Angriff in der Nacht auf Donnerstag mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen seien. Die meisten Opfer seien Frauen, Kinder und Jugendliche. Die Hamas sprach von 40 Todesopfern. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Israels Militär habe derzeit keine Kenntnisse über mögliche zivile Opfer infolge des Angriffs, sagte Armeesprecher Peter Lerner am Donnerstag. Nach Erkenntnissen der Armee sollen sich während des Luftangriffs 20 bis 30 Mitglieder der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) in drei Klassenräumen des Schulgebäudes im Flüchtlingsviertel Nuseirat aufgehalten haben.
Erste Erkenntnisse wiesen darauf hin, dass viele von ihnen bei dem Angriff getötet worden seien. Die Schule sei in den vergangenen Tagen beobachtet und der Angriff zweimal verschoben worden, um zivile Opfer zu vermeiden, erklärte der Armeesprecher weiter. Auch diese Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Schule laut Israel Unterschlupf für Terroristen
In dem bombardierten Gebäude hatten palästinensischen Angaben zufolge vor dem Krieg aus anderen Gebieten geflüchtete Palästinenser Schutz gesucht. Die Hamas sprach von einem "grausamen Massaker" an vertriebenen Zivilisten.
Israels Armeesprecher Lerner wiederum sagte, die Binnenflüchtlinge hätten sich nicht in dem angegriffenen Bereich aufgehalten. Auch diese widersprüchlichen Aussagen der Kriegsparteien ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee erklärte, die getöteten Terroristen seien an den Massakern am 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen und hätten weitere Angriffe geplant. Sie hätten den Bereich der Schule als Unterschlupf und für ihre Aktivitäten missbraucht.
UNRWA-Chef kritisiert Angriff
Eine weitere Schule des Palästinenserhilfswerks, die als Notunterkunft genutzt wurde, sei angegriffen worden, kritisierte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf der Plattform X. Die Vertriebenen seien vorab nicht gewarnt worden. In der Schule hätten zum Zeitpunkt des Angriffs 6.000 Menschen Schutz gesucht.
"Ein weiterer schrecklicher Tag in Gaza." Die Anschuldigungen, dass bewaffnete Gruppen sich in der Notunterkunft aufgehalten hätten, seien schockierend. "Wir können diese Behauptungen jedoch nicht überprüfen."
Seit Beginn des Gaza-Kriegs seien bereits mehr als 180 UNRWA-Gebäude getroffen und dabei mehr als 450 Vertriebene getötet worden, so Lazzarini weiter. "UN-Gebäude anzugreifen, ins Visier zu nehmen oder für militärische Zwecke zu nutzen, ist eine eklatante Missachtung des humanitären Völkerrechts." Dies könne nicht zur neuen Norm werden.
Innerhalb eines Monats sei es der fünfte bekannte Fall, in dem Terroristen der Hamas und des PIJ Einrichtungen der UNRWA für ihre Zwecke missbrauchten, so die israelische Armee.
"Sie nutzen diese Einrichtungen, weil sie sich relativ sicher fühlen", so Lerner. "Für uns ist das äußerst besorgniserregend." Dies halte das Militär aber nicht davon ab, gegen die Hamas und den PIJ vorzugehen.
UN-Schulgebäude werden als Zufluchtsort genutzt
Seit Kriegsbeginn dienen Schulgebäude des UN-Palästinenserhilfswerks häufig Binnenflüchtlingen als Zufluchtsort - auch in der Hoffnung, dass Israel die UN-Gebäude nicht gezielt angreift.
Israel wirft wiederum der Hamas vor, aus zivilen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Moscheen zu operieren und dabei Unbeteiligte in Gefahr zu bringen oder bewusst als Schutzschilde zu missbrauchen.
"Es ist ein systematisches Muster von Terroristen der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihad, UNRWA-Einrichtungen, UN-Einrichtungen und UN-Gebäude als Basis für ihre Terroroperationen zu nutzen", sagte Militärsprecher Lerner. "Ihnen ist klar, dass wir in der Nähe von UN-Einrichtungen achtsam und vorsichtig sind."
Das Hilfswerk UNRWA geriet im Januar selbst in die Schlagzeilen. Israel zufolge sollen mehrere Mitarbeiter der Organisation in das Massaker vom 7. Oktober verwickelt gewesen und die Organisation als Ganzes von der Hamas unterwandert sein.
Für einige Behauptungen habe Israel keine Beweise vorgelegt, hieß es in einem Bericht einer unabhängigen Kommission. Darin empfehlen die Experten unter anderem eine genauere Überprüfung aller Mitarbeiter des Hilfswerks, einen besseren Schutz der UNRWA-Einrichtungen vor missbräuchlicher militärischer Nutzung und eine Revision des Lehrmaterials an den von der Organisation betrieben Schulen. (dpa/thp)
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