Jüdische Siedler stürmen vor einer Woche ein Dorf im Westjordanland. Ein junger Palästinenser kommt bei der Gewalt ums Leben. Nun werden vier Verdächtige verhört.
Die israelischen Sicherheitsbehörden haben nach dem jüngsten Vorfall extremistischer Siedler-Gewalt im Westjordanland vier Verdächtige festgenommen. Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei hätten drei Erwachsene und einen Minderjährigen festgenommen, hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung beider Behörden mit Blick auf die "schweren Ausschreitungen am 15. August im Dorf Dschit". Sie würden "mehrerer terroristischer Handlungen gegen Palästinenser" verdächtigt. Gegen die vier mutmaßlich daran Beteiligten sei eine Untersuchung eingeleitet worden.
Dutzende bewaffnete jüdische Siedler waren am vergangenen Donnerstagabend in die Ortschaft Dschit im besetzten Westjordanland eingedrungen und setzten unter anderem Häuser und Autos in Brand und warfen Molotowcocktails. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde ein Mensch getötet und ein weiterer schwer verletzt.
Der Angriff war sowohl in Israel als auch international scharf verurteilt worden. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte nach dem Vorfall, es dürfe "für solche Gewalttaten keine Straflosigkeit geben". US-Außenminister Antony Blinken forderte die Regierung von Benjamin Netanjahu bei seinem jüngsten Nahost-Besuch auf, die Verantwortlichen "zur Rechenschaft" zu ziehen.
Deutlich angespanntere Lage im Westjordanland
Im Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen deutlich verschärft. Nach einer AFP-Zählung auf Grundlage palästinensischer Angaben wurden seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober im Westjordanland mindestens 640 Palästinenser bei Razzien der israelischen Armee oder durch radikale Siedler getötet. Mindestens 19 Israelis wurden dort nach israelischen Angaben bei Angriffen militanter Palästinenser getötet.
Derweil teilte die israelische Armee mit, dass sie in Tulkarem, einer der Hochburgen militanter Palästinenser und islamistischer Gruppierungen im Norden des Westjordanlandes, einen "Anti-Terror-Einsatz" ausgeführt habe. Ein Flugzeug der Luftwaffe habe "mehrere bewaffnete Terroristen getroffen", hieß es in einer Erklärung vom Donnerstag. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden drei Menschen bei einem "Luftangriff auf ein Haus" in einer Flüchtlingssiedlung in Tulkarem getötet. (afp/dpa/bearbeitet von mbo)
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