Zunächst muss Israels Sicherheitskabinett dem Gaza-Abkommen zwischen Israel und der Hamas zustimmen, anschließend die israelische Regierung. Dann kann es planmäßig am Sonntag beginnen – und gleich zu Beginn sollen zahlreiche Geiseln freigelassen werden.
Nach der Einigung auf ein Abkommen für eine Waffenruhe im Gazastreifen hat Israels Regierungschef
Vorbehaltlich der Zustimmung des israelischen Sicherheitskabinetts und der gesamten Regierung werde der Beginn der Freilassungen von israelischen Geiseln, die die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas und mit ihr verbündete Gruppen bei ihrem Angriff am 7. Oktober 2023 verschleppt hatten, für Sonntag erwartet, erklärte Netanjahus Büro am Freitag.
Freilassung von 33 Geiseln geplant
Die Einigung auf das Abkommen zwischen Israel und der Hamas nach 15 Monaten Krieg war am Mittwochabend verkündet worden. Die unter Vermittlung von Katar, Ägypten und den USA zustande gekommene Vereinbarung sieht vor, dass am Sonntag und damit einen Tag vor dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump eine Waffenruhe im Gazastreifen beginnt. In einer ersten Phase sollen insgesamt 33 Geiseln freikommen. Im Gegenzug sollen hunderte palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden.
In Israel kam am Freitagvormittag das Sicherheitskabinett zusammen, um über das Abkommen abzustimmen. Die Sitzung zur Erörterung der Vereinbarung mit der Hamas und zur Abstimmung darüber habe am Freitagvormittag begonnen, sagte ein mit den Vorgängen vertrauter Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP, ohne sich zum Ort der Sitzung zu äußern.
Nach dem Sicherheitskabinett soll nach Angaben von Netanjahus Büro auch noch die gesamte israelische Regierung über das Gaza-Abkommen befinden. Der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir und der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich lehnen die Vereinbarung mit der Hamas nach eigenen Angaben entschieden ab.
Waffenruhe-Deal nimmt Form an
Vor der Sitzung des Sicherheitskabinetts hatte Netanjahus Büro mitgeteilt, dass die letzten Einzelheiten des Waffenruhe-Abkommens geklärt worden seien. Die Familien der Geiseln seien informiert worden, es würden Vorbereitungen getroffen, die freigelassenen Geiseln bei ihrer Rückkehr zu empfangen.
Zwei Quellen aus dem Hamas-Feld sagten der Nachrichtenagentur AFP, dass als Erstes drei israelische Soldatinnen freigelassen würden. Dies sei in letzter Minute vereinbart worden, sagte eine der Quellen. Es werde "erwartet, dass sie am Sonntagabend freigelassen werden", hieß es weiter. Das Rote Kreuz werde die Soldatinnen gemeinsam mit ägyptischen und katarischen Teams in Empfang nehmen.
Die Quelle führte aus, die freigelassenen Geiseln würden nach Ägypten gebracht und dort der israelischen Seite übergeben, die dann auch ihre medizinische Untersuchung übernehme. Nachdem die ersten freigelassenen Geiseln nach Israel heimgekehrt seien, werde die "Freilassung der ersten Gruppe palästinensischer Häftlinge, darunter mehrere mit hohen Strafen, erwartet", hieß es weiter. Eine Bestätigung der Angaben von israelischer Seite gab es zunächst nicht.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1.210 Menschen getötet, 251 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt.
94 der Geiseln sollen sich nach wie vor dort befinden, 34 von ihnen sind laut der israelischen Armee bereits tot. Unter den noch festgehaltenen Geiseln befindet sich auch eine niedrige zweistellige Zahl von Menschen mit Deutschland-Bezug, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Israel ging seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 46.780 Menschen getötet. (AFP/dpa/bearbeitet von lag)
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