Ein Rechtspopulist, der selbst einer Einwandererfamilie entstammt, stellt sich vehement gegen eine EU-Erweiterung: Der Däne Morten Messerschmidt diskutiert in der "Wahlfahrt Europa" mit Hanno Settele über die "Völkerwanderung 2.0".
Für die zweite Folge der ORF-Sendung "Wahlfahrt Europa" ist Hanno Settele in die Slowakei und nach Dänemark gereist. Um es vorweg zu nehmen: Gegensätzlicher hätten seine Reisebegleiter am Donnerstagabend kaum sein können. In der zweiten Sendung von "Wahlfahrt Europa" nahmen im Mercedes des ORF-Journalisten die slowakischstämmige FDP-Politikerin Renata Alt und der dänische Rechtspopulist Morten Messerschmidt Platz. Mit seinen beiden Fahrgästen sprach Settele im Vorfeld der EU-Wahl über die Außengrenzen Europas und den Verlust kultureller Identitäten.
Dass Renata Alt keine Berührungsängste oder Vorurteile gegenüber ethnischen Minderheiten hat, bewies sie in Lunik IX, Europas grösster Roma-Siedlung. Auf nur einem Quadratkilometer leben dort am Rande der slowakischen Stadt Kosice 6.000 Menschen. Für Hanno Settele dolmetschte sie und versicherte sich, dass das Filmteam gefahrlos das verrufene Ghetto besuchen konnte.
Auch für Minderheiten wie Roma und Sinti sollte in Europa Platz sein, findet die im Jahr 2000 in Deutschland eingebürgerte Liberale. "Wenn sie mit uns zusammenleben möchten, so dass wir alle gemeinsam die Grundrechte einhalten und das Rechtssystem respektieren, dann ist für uns alle Platz in der Gesellschaft", argumentiert sie.
Morten Messerschmidt will Asylbewerberheime in Afrika
Morten Messerschmidt hingegen wünscht sich, dass afrikanische Immigranten ihre Asylanträge aus Flüchtlingslagern in Nordafrika stellen. "Falls wir etwas gemeinsam machen", bezog sich Morten Messerschmidt auf die Europäische Union, "sollten wir Asyllager in Nordafrika bauen, wo die Menschen ihre Anträge bearbeitet bekommen und beurteilt wird, ob sie Recht auf Asyl haben oder nicht."
Der dänische EU-Abgeordnete Messerschmidt gehört der EFD (Europe of Freedom & Democracy) an, der kleinsten Fraktion im Europäischen Parlament. Den Mitgliedern seines politischen Verbundes ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass sie weder Ausländerfeindlichkeit, noch Diskriminierung in ihren Reihen tolerieren.
Eine Erweiterung der EU lehnen Messerschmidt und seine Kollegen trotzdem ab: "Je grösser die Unterschiede innerhalb der Europäischen Union sind, desto grösser werden die Probleme. Bei der Türkei ist es ganz und gar irrelevant über eine Mitgliedschaft zu reden." Das Europäische Parlament würde er am liebsten gleich ganz auflösen. Von Brüssel fühlt er sich bevormundet und wünscht sich für sein Land mehr Autonomie.
Integration vs. Wohlstand
Als rechtskonservativer Nationalist möchte Messerschmidt nicht interpretiert werden. Die Einwanderungsgesetze der EU, brächten schlicht den Wohlstand seines Landes in Gefahr. "Es geht um unseren Wohlfahrtsstaat, unsere Einwanderungspolitik, Grenzkontrollen – bei sehr, sehr grossen, einflussreichen Themen müssen wir der EU hörig sein", kritisiert er. Messerschmidts Familie wanderte selbst vor acht Generationen nach Dänemark ein.
Renata Alt hingegen kann sich auch heute noch an ihre eigene kulturelle Integration erinnern. Als gebürtige Tschechoslowakin wuchs an der österreichischen Grenze auf - nah genug, um ORF empfangen zu können. Deutsch lernte sie daher schon in ihrer Kindheit: Sie schaute regelmäßig die Jugend- und Musiksendung "X-Large" mit Arabella Kiesbauer.
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