Mitglieder der hessischen Jungen Union (JU), dem Jugendverband der CDU, haben bei einer Berlin-Exkursion große Empörung ausgelöst. Der Grund: Beim Besuch einer Kneipe sangen sie lauthals ein Wehrmachtslied – und das auch noch am 9. November, dem 80. Jahrestag der Novemberpogrome.

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Eine 15-köpfige Reisegruppe aus hessischen JU-Mitgliedern besuchte am Abend des 9. November 2018 eine Kneipe im Berliner Stadtteil Moabit.

Kaum dort angekommen machte diese wohl mit lautstarkem Gegröle auf sich aufmerksam, wie der Berliner "Tagesspiegel" unter Berufung auf die Augenzeugin Mia Linda Alvizuri Sommerfeld berichtet.

JU-Gruppe singt "Westerwaldlied"

Weil der jüdischen Künstlerin die lärmende Gruppe wiederholt durch homophobe Sprüche auffiel, begann sie, das Gelage der hessischen Nachwuchspolitiker zu filmen.

Als Reaktion darauf habe die JU-Gruppe mehrfach lauthals das "Westerwaldlied" angestimmt – ein Lied, das im Zweiten Weltkrieg von Wehrmachtssoldaten gesungen wurde, als sie in Frankreich, Holland oder Luxemburg einmarschierten.

Das Lied war später auch noch in einem Liederbuch der Bundeswehr enthalten. Dort allerdings bereits mit dem Vermerk: "Dieses Lied ist das wohl bekannteste Lied der ehemaligen deutschen Wehrmacht […] Es sollte daher immer besonders sorgsam abgewogen werden, ob und wo dieses Lied durch Angehörige der Bundeswehr gesungen wird."

Ab 2017 wurde das Lied dann auf Druck des Verteidigungsministeriums aus den Gesangsbüchern gestrichen.

JU Hessen will Angelegenheit aufarbeiten

In dem Video, das sich schnell über soziale Netzwerke verbreitete, sollen JU-Mitglieder aus Limburg und Rheingau-Taunus zu sehen sein. Der Vorsitzende der JU Limburg, Nils Josef Hofmann, hat gegenüber dem "Tagesspiegel" bestätigt, dass er in der Aufnahme zu sehen ist.

Der Landesverband der JU Hessen hat dem Bericht zufolge erst durch eine Anfrage der Tageszeitung von dem Vorfall erfahren. Die Angelegenheit werde "selbstverständlich aufgearbeitet", sagte ein Sprecher des Landesverbandes zum "Tagesspiegel". Ob es Konsequenzen geben wird, ist offen. (jwo)

Verwendete Quellen:

  • Tagesspiegel: "Empörung nach Wehrmachts-Eklat der Jungen Union"
  • "Spiegel Online": Ministerium stoppt Bundeswehr-Liederbuch
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