Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die "Misshandlung" von Asylbewerbern in einem geschlossenen Lager auf der griechischen Insel Samos angeprangert. Bei ihrer Ankunft auf Samos hielten die griechischen Behörden die Menschen "willkürlich und illegal" fest, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Amnesty warnte, die Bedingungen auf Samos dürften nicht als Vorlage für weitere Lager an den EU-Außengrenzen dienen.
"Die Menschen hatten nicht genügend Wasser, keine angemessene medizinische Versorgung und in einigen Fällen nicht einmal ein Bett", erklärte Deprose Muchena, leitender Direktor für regionale Auswirkungen auf Menschenrechte bei Amnesty. Die Betroffenen konnten das Lager demnach wochen- oder sogar monatelang nicht verlassen. "Sicherheitskameras und Stacheldraht säumen das Zentrum und schaffen eine gefängnisähnliche Umgebung", fuhr Muchena fort.
Das ursprünglich auf 2040 Menschen ausgelegte Lager sei im Oktober 2023 mit 4850 Insassen zudem deutlich überbelegt gewesen. Die Bewohner seien in "unwürdigen Lebensbedingungen" teils in Küchen oder Klassenzimmern untergebracht worden, urteilte Amnesty. "All das geschieht in einer von der EU finanzierten Einrichtung, die den europäischen Standards entsprechen soll", betonte Muchena.
Nach einem verheerenden Brand im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos im Jahr 2020 hatte die EU-Kommission in Brüssel Gelder in dreistelliger Millionenhöhe für neue Einrichtungen an den EU-Außengrenzen bereitgestellt. Damit soll auch die umfassende EU-Asylreform umgesetzt werden, die ab Mitte 2026 greifen soll und schärfere Kontrollen an den europäischen Außengrenzen sowie die schnellere Abschiebung von Asylbewerbern vorsieht.
Mitte Juli hatte auch die Anti-Folter-Kommission des Europarats in Straßburg scharfe Kritik an den Bedingungen in geschlossenen Lagern an den EU-Grenzen geübt. Die Lebensumstände "zahlreicher Menschen" in den Lagern könnten "nur als unmenschlich und herabwürdigend" beschrieben werden, urteilte das Menschenrechtsgremium in einem Bericht. © AFP
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