Die Europa-Reise des mutmaßlichen Attentäters von Neuseeland ist Anlass für eine turbulente Debatte im Parlament in Wien. Gab es über eine Spende an eine rechte Organisation hinaus weitere Verbindungen?

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Der mutmaßliche Christchurch-Attentäter hatte nach Darstellung von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) keine persönlichen Beziehungen in die rechte Szene Österreichs. "Persönliche Kontakte zu extremistischen Personen oder Organisationen sind nicht bekannt", sagte Kickl am Donnerstag in einer Erklärung vor dem Parlament.

Der 28 Jahre alte Australier, der vor zwei Wochen 50 Menschen in Moscheen in Christchurch in Neuseeland erschossen haben soll, war laut Kickl vom 27. November bis zum 4. Dezember 2018 durch Österreich gereist. Er sei zuvor in Ungarn, Rumänien und Bulgarien gewesen und danach nach Tallinn in Estland geflogen.

Er werde bei den weiteren Ermittlungen für lückenlose Aufklärung etwaiger Verbindungen sorgen, sagte der Minister. Das nahm ihm die Opposition nicht ab. Angesichts der Kontakte der FPÖ zur Szene der "Identitären Bewegung" verfüge der Minister nur über eine "fragwürdige Glaubwürdigkeit in der Untersuchung der Netzwerke", meinte Oppositionschefin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ).

Die Behörden haben aufgrund einer Spende von 1.500 Euro des mutmaßlichen Attentäters an die "Identitäre Bewegung" in Österreich die rechte Gruppe ins Visier genommen. Es besteht der Verdacht der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung. Die Organisation bestreitet die Vorwürfe. Ähnlich wie der Tatverdächtige wenden sich die "Identitären" unter anderem gegen "unkontrollierte Massenzuwanderung".

Mit Österreichern in Nordkorea

"Wir nehmen sämtliche Spuren sehr, sehr ernst", sagte Kickl. So sei der Verdächtige 2014 mit einer Reisegruppe auch in Nordkorea gewesen. Zu dieser Gruppe hätten drei Österreicher gehört, erläuterte der Minister. "Auch hier laufen aktuell Erkundigungen über den Hintergrund dieser Reise, um mögliche Kontakte genauer zu durchleuchten."

In der turbulenten und mehrfach unterbrochenen Debatte spielten Fotos eine wichtige Rolle. Die SPÖ präsentierte ein schon länger bekanntes Foto von FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, auf dem dieser in einem Gasthaus mit einem Vertreter der "Identitären" zu sehen ist. Daraufhin zeigte die FPÖ ein Foto, das Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit dem "Identitären"-Chef Martin Sellner zeigt. Es gehe verdammt schnell, unter Verdacht zu geraten, meinte FPÖ-Fraktionschef Walter Rosenkranz.  © dpa

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