Erwin Pröll wusste, wie es geht. Der scheidende Landeshauptmann von Niederösterreich hat seine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner über viele Jahre aufgebaut und gefördert. Wenn sie in einigen Wochen sein Amt übernimmt, wird keiner der beiden eine schlechte Nachrede von den konservativen Parteifreunden haben. Erwin Prölls sozialdemokratischer Amtskollege und Spezi im benachbarten Wien hat das nicht zuwege gebracht.

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Nun ist es wohl zu spät: Wie es aussieht, hat Michael Häupl nicht mehr die Macht, selbst einen Nachfolger zu bestimmen. Bei der heutigen Vorstandssitzung der SPÖ Wien wird der Posten von Sonja Wehsely nachbesetzt. Die langjährige SPÖ-Gesundheitsstadträtin hat vergangene Woche das Handtuch geworfen. Wie es aussieht, wird ihr die bisherige Bildungs- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger folgen. Deren Job dürfte Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky übernehmen.

Damit hat Häupl wohl seine letzte Chance vertan, Ruhe in seine zerstrittene Partei zu bringen und einen potenziellen Nachfolger in die Stadtregierung zu bringen. Er hat es nicht geschafft, die Brandherde in der mächtigsten SPÖ-Landespartei zu löschen.

Grabenkämpfe innerhalb der SPÖ

Die deklarierte Linke Wehsely ging auch, weil sie sich in jahrelangen Grabenkämpfen mit dem rechten Parteiflügel rund um Wohnbaustadtrat Michael Ludwig aufgerieben hatte. Beide spitzten auf die Nachfolge von Michael Häupl, beide haben sich dadurch beschädigt und für das hohe Amt unmöglich gemacht.

Es ist kein Geheimnis, dass Michael Häupl Ludwig – der im Gegensatz zu den meisten anderen Genossen einen guten Draht zur FPÖ hat – gerne los werden möchte. Aber dazu fehlt dem Chef im Rathaus wohl mittlerweile die Macht: Ludwig ist als Vertreter der bevölkerungsreichen Außenbezirke zu stark. Der Wohnbaustadtrat spricht für viele Genossen in Simmering oder Favoriten, wo die FPÖ besonders stark ist. Viele Sozialdemokraten dort glauben, dass man sich mit den Rechtspopulisten arrangieren müsste. Das hat Häupl bisher erfolgreich verhindert.

Aber die künftige inhaltliche Ausrichtung der SPÖ Wien ist nur eine von vielen Baustellen. Vordringlich ist derzeit die Personalfrage: Gibt es in Häupls Team derzeitigen jemanden, der die in der Lage ist, die verschiedenen Parteiflügel zu vereinen? Kaum wer bei den Wiener Roten wird diese Frage mit „Ja“ beantworten.

Häupl verpasst Chance seine Nachfolge zu regeln

Häupl hätte heute also die vermutlich letzte Chance gehabt, einen potenziellen Nachfolger von außen in die Stadtregierung zu holen. Finanzstadträtin Renate Brauner, eine seiner engsten Vertrauten, wäre dem Vernehmen nach bereit gewesen, ihren Platz zu räumen – um einem potenziellen Hoffnungsträger die Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Im Gespräch war zuletzt der SPÖ-Klubobmann im Parlament, Andreas Schieder. Doch der wollte nicht.

Mit der kleinen Rochade bei den Wiener Roten bleibt also alles beim Alten: Die Flügelkämpfe zwischen links und rechts werden andauern, eine der beiden Fraktionen wird sich am Ende durchsetzen. Der angezählte Bürgermeister Häupl wird den Übergang moderieren. Steuern kann er ihn offenbar nicht mehr.

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