Mevlüt Cavusoglu greift die österreichische Regierung an - und nennt das Land "Hauptstadt des radikalen Rassismus". Zudem wirft er deutschen Medien vor, fremdgesteuert gegen die Türkei und ihren Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan Stimmung zu machen

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Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat Österreich und Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) massiv angegriffen. Cavusoglu sagte dem regierungsnahen Sender TGRT: "Heute ist Österreich die Hauptstadt des radikalen Rassismus." Der Minister verwendete das Wort Hauptstadt im Sinne von Zentrum.

Kern hatte in einem Interview mit dem ORF gesagt, die Beitrittsgespräche mit der Türkei seien "nur noch diplomatische Fiktion" und ein "alternatives Konzept" gefordert.

Von den Aussagen Kerns sei "eine hässlicher als die andere", sagte Cavusoglu weiter. Mit Blick auf Regierungsvertreter in Wien zeterte er: "Was noch hässlicher ist: Sie nennen unser Volk, das türkische Volk, das in Österreich lebt, radikal. Vor allem lügen sie. Ich sage es offen."

Sebastian Kurz mahnt zur Mäßigung

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) forderte Cavusoglu über Twitter erneut zu Zurückhaltung auf. Die Regierung in Ankara müsse sich sowohl in der Wortwahl als auch beim Vorgehen im Land mäßigen.

Bereits tags zuvor hatte Cavusoglu die Forderung Österreichs nach einem Stopp der EU-Beitrittsgespräche kritisiert. Dass Kern in "Türkei-feindliche Diskurse" verfalle, sei "besorgniserregend", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag in Ankara.

Deutsche Medien "fremdgesteuert"

Kritik äußerte Cavusoglu auch an Deutschland: "In den meisten europäischen Ländern sind die Medien nicht frei. Vor allem in Deutschland sind sie überhaupt nicht frei", sagte Cavusoglu. "Sie werden alle vollständig von einem Kontrollmechanismus geleitet."

Cavusoglu machte keine Angaben dazu, wer diese Kontrolle angeblich ausübt. Er sagte lediglich, dass alle Medien in gleichem Maße "gegen die Türkei und unseren Präsidenten berichten, ist kein Zufall, das wissen wir".

Türkei hat Solidarität erwartet

Insgesamt zeigte sich der türkische Außenminister enttäuscht über die Reaktion der EU nach dem Putschversuch vom 15. Juli. Man habe erwartet, dass Europa der Türkei in Solidarität beistehe, sagte er. Die Türkei erwarte nicht "steigenden Rassismus und Fremdenhass", sondern das Europa den "berechtigten Kampf des türkischen Volkes um Demokratie unterstützt".

In dem Interview mit dem Sender TGRT sagte er weiter: "Von nun an können sie uns keine Demokratie-Lektion mehr erteilen." (cai//ank/dpa)

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