Ein Toter und fünf Verletzte: Das ist die traurige Bilanz nach einem islamistisch motivierten Terroranschlag in Villach. Drei der Opfer müssen intensivmedizinisch betreut werden. Was über die Tat bisher bekannt ist.

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Die Messerattacke in Villach am Samstagnachmittag war ein islamistisch motivierter Terroranschlag. Das gab Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Sonntagvormittag bei einer Pressekonferenz in der Kärntner Stadt bekannt. Der Täter, ein Asylberechtigter aus Syrien, hatte sich innerhalb kurzer Zeit über das Internet radikalisiert. Ein 14-Jähriger starb bei dem Anschlag, drei Personen werden aktuell intensivmedizinisch betreut.

Der 23-jährige Tatverdächtige habe nach seiner Festnahme bei einer ersten Einvernahme erklärt, im Namen der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt zu haben, hieß es aus dem Sicherheitsapparat gegenüber der APA. Bei einer inzwischen erfolgten Hausdurchsuchung an der Adresse des Mannes wurden IS-Flaggen sichergestellt. Der Mann dürfte sich innerhalb weniger Wochen auf TikTok radikalisiert haben, er dürfte Anhänger eines radikalislamistischen Influencers gewesen sein.

Karner fordert mehr Möglichkeiten für Polizei

Innenminister Karner nahm dies zum Anlass, eine rechtliche Weiterentwicklung zu fordern. Der Staatsschutz müsse die nötigen Möglichkeiten bekommen, um einzuschreiten. Die ÖVP fordert schon seit langem dringend die Einführung einer Messenger-Überwachung. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, der mit Karner vor die Presse trat, zeigte sich entsprechenden Überlegungen gegenüber offen.

Messerattentat in Villach forderte einen Toten und fünf Verletzte
Das Messerattentat in Villach forderte einen Toten und fünf Verletzte. © APA/DOKU-NÖ

Als Sofortmaßnahme kündigte der Innenminister eine "anlasslose Massenüberprüfung" in vielen Bereichen an. Darunter fielen "bestimmte Zielgruppen" wie Asylberechtigte mit syrischem und afghanischem Hintergrund. Dies dürfte eine schwierige Aufgabe werden. Alleine in den vergangenen fünf Jahren erhielten mehr als 81.000 Menschen aus diesen beiden Ländern Asyl oder subsidiären Schutz, wie ein Blick in die Asylstatistik zeigt.

Täter seit 2020 in Österreich

Der Täter kam laut Innenministerium im Jahr 2020 nach Österreich. Ihm wurde Asyl gewährt.

Der Mann hatte am Samstagnachmittag offenbar wahllos auf Menschen im Zentrum von Villach eingestochen. Er verwendete dabei ein Messer mit einer zehn Zentimeter langen Klinge. Gestoppt wurde er von einem Landsmann. Der Essensauslieferer hatte den Täter angefahren und damit gestoppt. "Das zeigt, wie eng das Gute und das Böse, auch bei derselben Staatsangehörigkeit, beieinander liegen", betonte Landeshauptmann Kaiser.

Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß betonte erneut, dass es vom ersten Notruf bis zur Festnahme des Täters durch zwei Streifenpolizistinnen sieben Minuten gedauert hatte. Bei der Festnahme mussten die Beamtinnen auch Körperkraft einsetzen. Auf Nachfrage, ob sich der Täter erschießen lassen wollte, meinte sie, laut erstem Ermittlungsstand hätte er wohl auch eine Erschießung in Kauf genommen.

Experte sieht jihadistische Welle

Der Terrorismusexperte Peter R. Neumann vom King's College in London klassifiziert den Anschlag als Teil einer jihadistischen Welle, "die sich seit Monaten angekündigt hat". Die Täter repräsentierten einen "neuen Typus". Bei der Radikalisierung stehe das Internet im Mittelpunkt.

Aus Niederösterreich wurde am Sonntag bekannt, dass alleine dort gegen 25 bis 50 Personen wegen Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt werde. Der Leiter des Landesamts Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE), Roland Scherscher, sagte, dass es sich dabei vornehmlich um den IS handle.

Betroffenheit bei Politik und Glaubensgemeinschaften

Die Messerattacke löste in ganz Österreich Betroffenheit aus. Die Islamische Glaubensgemeinschaft sprach von einem perfiden Vorgehen und einer abscheulichen Tat. "Diese Gewalttaten, die unter missbräuchlicher Berufung auf den Islam begangen werden, haben mit den wahren Werten unseres Glaubens nichts gemein", betonte IGGÖ-Präsident Ümit Vural. Der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz und der evangelische Superintendent Manfred Sauer riefen bei allem Entsetzen zur Besonnenheit auf.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach von einer entsetzlichen Tat: "Kein Wort kann das Leid, den Schrecken, die Angst ungeschehen machen." Grünen-Bundessprecher Werner Kogler meinte, der Täter müsse "mit der vollen Härte des Gesetzes" zur Rechenschaft gezogen werden. Dies ist für FPÖ-Chef Herbert Kickl ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Der FPÖ-Chef fordert einmal mehr eine "Festung Österreich", um den "Schutz der eigenen Bevölkerung" umzusetzen. Dafür müsse aber das Innenministerium freiheitlich geführt werden.

Extremismus und Irrsinn dürfe "kein Millimeter Platz" gegeben werden, erklärte wiederum NEOS-Obfrau Beate Meinl-Reisinger: "Als Politik und Gesellschaft ist es unsere Aufgabe, für ein gutes Miteinander zu sorgen und die Sicherheit aller zu gewährleisten."

Trauerwoche in Villach

Vonseiten der Stadt Villach wurde am Sonntag eine Trauerwoche ausgerufen und eine Gedenkveranstaltung angekündigt. Der genaue Zeitpunkt dafür stand noch nicht fest. Die Stadt selbst hat ihre eigenen Veranstaltungen in der kommenden Woche abgesagt und bat alle Organisatoren in der Stadt, es ebenso zu halten. An der Stadtbrücke wurde ein Gedenkplatz eingerichtet, an dem Kerzen und Blumen abgestellt werden können, teilte die Pressestelle der Stadt mit.

Ab Montag, 8.00 Uhr, können sich Anteilnehmende auch in das Trauerbuch der Stadt eintragen. Die Möglichkeit besteht auch online unter www.villach.at/trauerbuch. Für die Mitschülerinnen und Mitschüler der Opfer werden in den Bildungseinrichtungen Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes vor Ort sein und bei Bedarf unterstützen, das Geschehene aufzuarbeiten. (APA/bearbeitet von tas)

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