Wie bereits von einigen erwartet hat der 61-jährige Unternehmer Martin Winkler seine Kandidatur für den Vorsitz der oberösterreichischen SPÖ angekündigt. Winkler will auf Alternativenergien setzen und schießt schon jetzt gegen ÖVP und FPÖ.
Der Unternehmer Martin Winkler (61) hat am Donnerstag via Facebook seine erwartete Kandidatur als oberösterreichischer SPÖ-Vorsitzender offiziell verkündet. Damit könnte die monatelange Suche nach einem neuen Chef für die Genossen im Bundesland zu Ende gehen. Winklers thematische Ansage: Oberösterreich müsse Industriebundesland bleiben und auf Alternativenergien statt auf Windkraftverbotszonen setzen.
Winkler, der "eine Politik für die Mitte machen will", ist ein Quereinsteiger. Abgesehen vom Bundesvorsitz der Sozialistischen Jugend 1990 bis 1992 war er parteipolitisch bisher nicht aktiv. Der Volkswirt war 30 Jahre lang Geschäftsführer und Miteigentümer des Treasury-Beratungsunternehmens Schwabe, Ley & Greiner (SLG). 2010 gründete er mit Weggefährten die Crowdfunding-Plattform Respekt.net. Diese Projektbörse hat es sich zum Ziel gesetzt, gesellschaftspolitisches Engagement in Österreich zu unterstützen, etwa gegen Fremdenhass, für Steuergerechtigkeit und für mehr Transparenz.
Alternativenergien statt "Schweinsbraten im Verfassungsrang"
"Ich will nicht länger zuschauen, wie ÖVP und FPÖ die Zukunft unseres Bundeslandes mit falschen Prioritäten aufs Spiel setzen", attackierte Winkler das schwarz-blaue Regierungsbündnis. "Der Schweinsbraten im Verfassungsrang und Windkraftverbotszonen im ganzen Bundesland werden unseren Industriestandort Oberösterreich nicht voranbringen." Das Bundesland brauche neue Photovoltaik-, Windkraft- und Pumpspeicherkraftwerke, diese will er "bauen, bauen, bauen".
Die Suche nach einem neuen SPÖ-Landesparteichef dauert bereits geraume Zeit an: Am 9. November des Vorjahres hatte der damalige SPÖ-Landesvorsitzende Michael Lindner angekündigt, sich aus privaten Gründen aus der Politik zurückziehen zu wollen. Landesrat ist er nach wie vor. An der Parteispitze hat ihn mittlerweile Alois Stöger als geschäftsführender Chef abgelöst, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, der Landes-SPÖ einen neuen Chef mit Wirtschaftskompetenz zu verschaffen, der ihre schwächelnden Umfragewerte hebt und sie in die Landtagswahl 2027 führt.
Name Winkler kursierte seit längerem
Stöger führte zig Gespräche, das Interesse an dem roten Top-Job schien nicht überbordend zu sein. Dennoch kursiert seit einiger Zeit der Name Winkler als Stögers Favorit. Dem Vernehmen nach hat er auch Rückhalt in der Partei. Woran es ihm mangelt, ist die Bekanntheit im Bundesland, denn der aus dem Mühlviertel stammende Winkler war beruflich eher in Wien und im Burgenland verortet. Deshalb war er in den vergangenen Wochen auf Vorstellungstour bei diversen Bezirksgruppen. Am Dienstag tagen die Parteigremien, ein Parteitag ist im Herbst geplant.
Unterstützung für Winkler kam am Donnerstag von zahlreichen oberösterreichischen SPÖ-Granden via Social Media. "Meine Unterstützung hast du", ließ der auf Ablöse wartende Michael Lindner wissen. Aber auch der Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer, der dritte Landtagspräsident Peter Binder, Klubvorsitzende Sabine Engleitner-Neu und zahlreiche Abgeordnete signalisierten Unterstützung. Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner, die stellvertretende Parteivorsitzende in Oberösterreich ist, hat einen "sehr positiven" Eindruck von Winkler, er bringe "einige handfeste Vorschläge" mit. Sie plädierte gegenüber der APA dafür, dass Winkler auch Landesrat wird. (APA/bearbeitet von jum/skr)