Dafür, dass Identitären-Chef Martin Sellner als Jugendlicher in Neonazi-Aktivitäten verstrickt war, gibt es nun neue Belege. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich angewidert.
Die "Kleine Zeitung" berichtete am Freitag unter Berufung auf ein Polizeiprotokoll, dass Identitären-Chef Martin Sellner im Jahr 2006, damals 17 Jahre alt, Hakenkreuz-Kleber an der Synagoge in Baden bei Wien angebracht hatte.
Sellner gab sich damals reuig, so die Zeitung, es kam zu einer außergerichtlichen Einigung. Sellner verpflichtete sich, 100 Stunden Hilfsarbeiten auf dem jüdischen Friedhof in Baden zu verrichten.
Martin Sellner: Identitären-Chef verheimlicht Vergangenheit nicht
Bereits im Grazer Identitären-Prozess 2018 war Sellners einschlägige Vergangenheit Thema gewesen. Der Richter sprach ihn auf seinen Kontakt zu rechtsradikalen Personen wie etwa Gottfried Küssel an, mit dem er auf einem Foto zu sehen ist.
"Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich in meiner Jugend in diesen Kreisen war, aber ich habe mich davon gelöst", beteuerte Sellner.
"Aber das Foto stammt aus 2010 oder 2011. Das ist knapp vor der Gründung der IBÖ", warf der Richter ein. Sellner blieb dabei, dass er nun nichts mehr damit zu tun habe.
Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Enthüllungen sind widerlich"
Kurz, der seine Abscheu gegenüber den Identitären bereits am Mittwoch nach dem Ministerrat kundgetan hatte und sich gegen Verflechtungen auch seines Koalitionspartners FPÖ mit der Organisation ausgesprochen hatte, reagierte umgehend in einem Tweet.
"Die Enthüllungen über d Chef d Identitären sind widerlich. Als österreichischer Bundeskanzler werde ich keine neonazistischen Umtriebe dulden. Wir müssen alle Formen von Extremismus entschieden bekämpfen, um d freien & liberalen Rechtsstaat zu schützen", hieß es darin wörtlich. © APA
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