Endspurt bei der Mahü Neu: Nur noch zwei Tage läuft die Befragung zum verkehrspolitischem Wiener Reizthema. Knapp 50.000 Bewohner des sechsten und siebenten Bezirks können über die Zukunft der Mariahilfer Straße entscheiden. Was denken die Betroffenen?

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Seit 17. Februar läuft die Anrainerumfrage zur Neugestaltung von Österreichs wichtigster Einkaufsstraße. Die Bürger der betroffenen Wiener Bezirke sollen darüber entscheiden, ob die Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße beibehalten oder wieder aufgehoben wird.

Mehr Platz, mehr Ruhe, mehr Gemütlichkeit statt Stau: Die neue Verkehrsorganisation in der Mariahilfer Straße soll Freiraum und Lebensqualität für Anwohner und Besucher schaffen und die lokale Wirtschaft fördern. So lautet zumindest das Versprechen der Wiener Grünen. Doch derzeit herrscht das Gegenteil. Chaos auf der Mahü sowie Blechlawinen in etlichen Nebenstraßen führen zu erhitzten Diskussionen.

Gegner kritisieren Kosten der Mahü-Kampagne

Marcus Arige ist Anrainer und strikter Gegner der Mahü Neu. Seiner Ansicht nach profitieren große Handelsketten von der Verkehrsberuhigung, während kleinere Wirtschaftstreibende und Traditionsläden in den Nebengassen zu den Verlieren zählen: Sie bekommen nur den Verkehr ab, aber keine Laufkundschaft. Auch die hohen Kosten der eine eigens initiierten Kampagne der Stadt Wien stören Arige. 850.000 Euro soll sie gekostet haben.

Anrainern und Bewohnern geht es um mehr als nur eine Straße. Eine verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße trennt ihrer Ansicht nach die Bezirke. Das Problem ist nicht nur die Mahü an sich: Auch Begleitmaßnahmen stoßen den Gegnern sauer auf. Es fehlen Querungen für Autos, um von einem Bezirk in den anderen zu gelangen. Zudem gibt es neue Einbahnen im 6. und 7. Bezirk. Verkehr, Stau, Lärm und Abgase verlagern sich in Parallel- und Nebenstraßen, etwa die Stoll- und Lindengasse.

Maria Vassilakou droht das politische Aus

Was Gegner wie Befürworter gleichermaßen kritisieren, sind die Radfahrer. Für diese wünscht man sich eine eigene Spur. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) lehnt Radfahren auf der Mahü strikt ab, die Grünen hingegen sind dafür. Autofahrer pochen auf eine Möglichkeit, die Mahü an mehreren Stellen zu queren. Die Grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou rechnet bei einem "Ja" bei der Befragung mit mindestens zwei Querungen.

Mittlerweile geht es bei der Umfrage nicht mehr bloß um eine Fußgängerzone, an ihr hängt auch das eine oder andere politische Schicksal. Das von den Grünen forcierte Projekt gilt als Kompromiss, der schlecht vorbereitet und mäßig durchdacht umgesetzt wurde. Lehnen die Bürger die Fußgängerzone ab, könnte das auch das Ende von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sein. Sie selbst hatte im Vorfeld einen Rücktritt ausgeschlossen.

Zwar ist die Bürgerumfrage nicht rechtlich bindend, die Politik will sich dennoch an das Ergebnis halten. Jüngsten Informationen zufolge wird das Ergebnis schon am Freitag veröffentlicht - voraussichtlich in den Abendstunden. Bei der Auszählung werden nicht nur Vertreter aller Parteien, sondern auch ein Notar anwesend sein. Das Resultat dürfte denkbar knapp ausfallen.

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