- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die Rechte Marine Le Pen ziehen in die Stichwahl um das höchste Staatsamt.
- Beide gehen als Gewinner aus der ersten Wahlrunde hervor.
- Für die traditionellen Parteien ist das Ergebnis ein Debakel.
Nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl liegen der amtierende Staatschef Emmanuel Macron und die Rechte
Auch wenn viele Franzosen unzufrieden mit Macrons erster Amtszeit waren und er im Wahlkampf nicht begeisterte, profitierte der 44-Jährige von der Schwäche anderer Kandidaten. Wünsche in der Bevölkerung nach Stabilität und einer gemäßigten Politik infolge des Kriegs in der Ukraine kamen ihm ebenfalls zu Gute. Zudem hat er klare Erfolge am Arbeitsmarkt sowie einen robusten Durchstart der französischen Wirtschaft nach der Corona-Krise vorzuweisen.
Le Pen: Inszenierung als gemäßigte Anwältin
Die 53-jährige Populistin Le Pen versuchte dagegen, mit gemäßigteren Tönen als früher zu punkten und inszenierte sich zugleich als Anwältin derjenigen, die unter der Inflation und steigenden Preisen für Strom, Sprit und Lebensmittel leiden. Anders als Macron war sie schon seit Monaten auf zahlreichen Marktplätzen und in Wahlkampfhallen persönlich vor Ort. Die anderen Kandidaten spielten im Wahlkampf eine deutlich geringere Rolle.
Macron und Le Pen treten nun am 24. April gegeneinander an - eine Wiederauflage des Stichwahl-Duells von 2017, in dem Le Pen gegen Macron letztlich klar unterlag. Umfragen sagten für dieses Mal aber einen deutlich knapperen Ausgang vorher. Immer wieder gewann in der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl auch der Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war.
Ein Sieg Le Pens wäre für Deutschland und Europa ein Schock mit bedeutungsschweren Folgen. Le Pen stellt die seit Jahrzehnten enge Zusammenarbeit mit Berlin in Frage und strebt eher nach Kooperation mit anderen Euroskeptikern wie Budapest oder Warschau. In der Europäischen Union könnte Frankreich unter ihr vom Treiber zum Bremser werden, ganz anders als unter dem pro-europäisch engagierten Macron.
Putin-Freundin Le Pen plant mit Russlands Comeback
In der aktuell eskalierenden Krise zwischen dem Westen und Russland befürchten Europa und die USA mit Le Pen ein Bröckeln der festen Pro-Ukraine-Front. Während Macron unermüdlich mit Kremlchef
Auch wenn Umfragen dieses Mal einen weitaus knapperen Ausgang voraussagten, müsste Le Pen erheblich gegen Macron mobilisieren, um zu gewinnen. Zwar kann sie auf Unterstützer von Zemmour und Stimmen der Konservativen setzen, jedoch kaum aus dem Mitte-Links-Lager. Hier würde es ihr vor allem helfen, wenn von Macron frustrierte Linke der Wahl einfach fernblieben und so ihre Prozente in die Höhe trieben.
Für die einstigen Volksparteien der Republikaner und Sozialisten ist die Wahl eine Niederlage historischen Ausmaßes. Bereits im Wahlkampf spielten sie kaum eine Rolle. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon erreichte laut den Sendern gut 20 Prozent. Der Rechtsextreme Éric Zemmour zog mit circa 7 Prozent an der Konservativen Valérie Pécresse mit etwa 5 Prozent vorbei. Die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo lag abgeschlagen bei rund 2 Prozent. Der Grüne Yannick Jadot kam auf etwa 4,5 Prozent.
Macron: Wahlkampf mit angezogener Handbremse?
Le Pen, die bereits zum dritten Mal antritt, war im Wahlkampf um ein gemäßigteres Auftreten bemüht. Die langjährige Politikerin, die ihren Vater in der Parteiführung des Rassemblement National (früher: Front National) beerbte, setzt sich dennoch unter anderem dafür ein, Einwanderung und Sozialleistungen für Ausländer einzuschränken.
Der 44-jährige Macron war im Wahlkampf kaum sichtbar. Macron, der im Wahlkampf auf wirtschaftlichen Fortschritt setzte, hatte 2017 mit seiner Bewegung La République en Marche den Einzug in den Élyséepalast geschafft. Bevor er Präsident wurde, arbeitete er als Investmentbanker, beriet den sozialistischen Präsidenten François Hollande und war unter diesem von 2014 bis 2016 Wirtschaftsminister.
Der französische Staatschef hat weitreichende Machtbefugnisse und amtiert fünf Jahre. Etwa 48,7 Millionen Französinnen und Franzosen waren zur Wahl eingeschrieben. (best/dpa)
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