Nach mehreren Unglücken von Flüchtlingsbooten vor der tunesischen Küste ist die zentrale Leichenhalle der Küstenstadt Sfax überfüllt mit den Leichen der Opfer.
"Am Dienstag hatten wir mehr als 200 Leichen, weit über die Kapazität des Krankenhauses hinaus", sagte Justizsprecher Faouzi Masmoudi am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. "Wir wissen nicht, wer sie sind oder von welchem Schiffbruch sie stammen, und die Zahl steigt."
Die sanitäre Lage sei wegen der hohen Zahl an Leichen prekär. Es gebe "fast jeden Tag Beerdigungen", um die Krankenhäuser zu entlasten. Allein am 20. April seien mindestens 30 Menschen beerdigt worden, sagte Masmoudi. Vor der Beisetzung würden von jedem Toten DNA-Proben entnommen, um eine mögliche Identifizierung durch die Angehörigen zu erleichtern.
Nach Angaben der Hilfsorganisation FTDES beginnen mehr als drei Viertel der Migranten, die Tunesien verlassen, ihre gefährliche Überfahrt in Richtung Europa an der Küste zwischen Sfax und dem weiter nördlich gelegenen Mahdia.
Tunesien ist ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge, die über die Mittelmeer-Route nach Europa gelangen wollen. Die italienische Insel Lampedusa ist weniger als 150 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt.
Seit einer Rede von Tunesiens Präsident Kais Saied im Februar hat die Zahl der Überfahrten zugenommen. Saied hatte gefordert, gegen die illegale Einwanderung von "Horden" von Menschen aus Staaten südlich der Sahara vorzugehen. Danach verloren zahlreiche Menschen aus diesen Ländern ihre Jobs und Unterkünfte in Tunesien. Tunesien steckt derzeit in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflation liegt nach offiziellen Angaben bei 10,4 Prozent.
© AFP
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