Ein veritabler Skandal oder gängige Praxis? Die österreichische Post steht wegen des Verkaufs von Kundendaten in der Kritik, ist sich aber keiner Schuld bewusst.
Die österreichische Post steht wegen des Verkaufs von Daten ihrer Kunden unter anderem zur "Parteiaffinität" in der Kritik. Das Unternehmen ging am Dienstag in die Offensive und erklärte, das Sammeln von Marketinginformationen sei "gängige Praxis seit vielen Jahren".
Die Post berechne Daten wie die Parteiaffinität mit einem ähnlichen Mechanismus wie Hochrechnungen am Wahlabend. "Es handelt sich dabei um statistische Daten, aus denen nicht auf das Verhalten einzelner Personen geschlossen werden kann."
Datenschützer sprechen von einem Skandal
Die Rechercheplattform Addendum hatte am Montag berichtet, die Post verkaufe Datensätze von rund drei Millionen Kunden mit Namen, Adresse, Alter und Geschlecht an andere Unternehmen für Marketingzwecke.
Bei 2,2 Millionen Kunden werde auch die "Parteiaffinität" angegeben; diese Datensätze würden an Parteien verkauft, so dass diese mögliche Anhänger besser erreichen könnten.
Die Datenschutzorganisation Epicenter Works kritisierte, dies verstoße gegen die EU-Datenschutzregeln. Es sei ein "Skandal", dass die Post Angaben über die mögliche Parteiaffinität ohne das Wissen und die Zustimmung ihrer Kunden verkaufe, sagte Wolfie Christl von Epicenter Works.
Verfahren gegen die Post eingeleitet
Die Datenschutzbehörde leitete am Dienstag ein Verfahren ein, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Die Post muss innerhalb von zwei bis drei Wochen Stellung nehmen.
Das Unternehmen betonte am Dienstag, die Daten würden "ausschließlich zu Marketingzwecken" verwendet. Alle Datenempfänger hätten dem Unternehmen dies vertraglich zugesichert.
Auch die Deutsche Post war im vergangenen April wegen der Weitergabe von Kundendaten zu Wahlkampfzwecken in die Kritik geraten. Eine Tochterfirma verkauft ebenfalls Datensätze, die Aussagen zur Parteiaffinität erlauben.
Laut Unternehmen beziehen sich diese Angaben nicht auf Haushalte, sondern auf eine sogenannte "Mikrozelle", die standardmäßig auf Grundlage von im Schnitt 6,6 Haushalten berechnet wird. Dabei würden nur statistische Wahrscheinlichkeitswerte dargestellt. © AFP
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