Die islamistischen Kämpfer der Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) haben die Hauptstadt Damaskus erobert und der "Tyrann" Assad ist geflohen. Damit enden fast 25 autokratische Herrschaft.

Mehr aktuelle News

Die brutale Herrschaft des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in Syrien hat nach fast 25 Jahren ein Ende: Assad floh offenbar aus Damaskus, islamistische Kämpfer verkündeten am Sonntag ihren Sieg. Ein Rückblick auf seine Herrschaft über Syrien:

Am 17. Juli 2000 übernimmt Assad von seinem Vater die Macht

Nach dem Tod seines Vaters Hafis, der Syrien rund 30 Jahre lang mit eiserner Hand regierte, wird Baschar al-Assad der neue Staatschef. Das Parlament senkt eigens das Mindestalter für Präsidenten ab, damit der 1965 geborene Sohn die Macht übernehmen kann. Wenig später wird er auch zum Oberbefehlshaber der Armee und zum Chef der regierenden Baath-Partei ernannt.

Im September desselben Jahres rufen rund hundert Intellektuelle zur Aufhebung des seit 1963 bestehenden Kriegsrechts in Syrien auf – die pro-demokratische Bewegung wird als "Damaszener Frühling" bekannt. Die erhoffte Öffnung ist aber nur von kurzer Dauer: Assads Regierung unterdrückt die Kritiker und lässt zehn Oppositionelle im Juli 2001 festnehmen.

2005 ziehen syrische Truppen aus dem Libanon ab

Nach der Ermordung des libanesischen Regierungschefs Rafik Hariri, für die Syrien verantwortlich gemacht wird, ziehen im April die letzten von zehntausenden syrischen Soldaten aus dem Libanon ab.

Im Oktober desselben Jahres starten Oppositionsparteien die "Erklärung von Damakus" und fordern einen radikalen, demokratischen Wandel. Assad werfen sie einen totalitären Regierungsstil vor. Die Regierung schlägt auch diese Bewegung nieder.

2011: Das Jahr des Arabischen Frühlings

Im März erfasst der Arabische Frühling auch Syrien: In Damaskus und in Daraa im Süden begehren Demonstranten zunächst mit friedlichen Protesten gegen die Herrschaft Assads auf. Angesichts des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten radikalisiert sich die Protestbewegung schnell.

Wenige Monate später gründet der abtrünnige Oberst Rijadh al-Assad mit anderen Deserteuren die Freie Syrische Armee (FSA). Der bewaffnete Widerstand entwickelt sich zu einem umfassenden Bürgerkrieg.

Im Juli erobert die FSA Teile der Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden Syriens, später auch Teile der strategisch wichtigen Stadt Homs. Die Assad-Regierung setzt schwere Waffen gegen die Aufständischen ein, fliegt auch Luftangriffe.

Das Kriegsjahr 2013

Die libanesische, pro-iranische Hisbollah-Miliz greift im April auf Seiten der syrischen Armee offen in den Konflikt ein, auch der Iran entsendet vermehrt "Militärberater". Im August werden bei einem Angriff mit dem Nervengas Sarin in Ost-Ghuta bei Damaskus nach US-Angaben 1.400 Menschen getötet.

Die USA drohen mit einem Militäreinsatz, Assad stimmt daraufhin der Vernichtung des syrischen Giftgasarsenals zu.

Aufbegehren des IS in 2014

Die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erobert im Januar Raka und errichtet in der nordsyrischen Stadt, die sie zu ihrer inoffiziellen Hauptstadt erklärt, eine Schreckensherrschaft. Der Türkei wird vorgeworfen, islamistische Kämpfer gegen die Kurden in Syrien auch militärische zu unterstützen.

Erst im Mai gelingt es syrischen Regierungstruppen nach jahrelanger Belagerung, die Altstadt der einstigen Rebellenhochburg Homs zurückzuerobern.

Zwei Monate später bringen die Islamisten von der IS-Miliz unter Beteiligung von dschihadistischen Kämpfern aus aller Welt weite Teile des Iraks und Syriens in ihre Gewalt, die USA bilden eine internationale Koalition gegen die Dschihadisten.

Das Flüchtlingsjahr 2015

"Wir schaffen das" – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht Ende August ihren Satz für die Geschichtsbücher. Er bezieht sich auf die große Zahl von in Deutschland eintreffenden Flüchtlingen, die insbesondere aus Syrien über die so genannte Balkan-Route nach Europa kommen.

Im September greift Russland in den Konflikt in Syrien ein und fliegt Luftangriffe gegen "Terroristen", die syrische Armee erobert Teile der Provinzen Latakia und Aleppo zurück.

Der Krieg zieht sich hin

Im August 2016 marschiert die türkische Armee in Nordsyrien ein, will angeblich ihre Grenze sichern. Wenige Monate später erobert mit einer Großoffensive die syrische Armee Aleppo zurück.

Bei einem mutmaßlichen Angriff mit dem Nervengas Sarin werden im April 2017 in der Kleinstadt Chan Scheichun mindestens 86 Zivilisten getötet.

Nachdem der IS bereits die letzten Gebiete in Syrien verloren hat, wird IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi im Oktober 2019 im Nordwesten Syriens bei einem US-Angriff getötet.

Zwei Monate später startet die Assad-Regierung, unterstützt von Russland, eine neue Offensive zur Rückeroberung von Idlib, der letzten großen Dschihadisten-Hochburg im Nordwesten des Landes.

Waffenruhe und politischer Stillstand

Unter der Vermittlung von Russland und der Türkei wird im März 2020 ein Waffenstillstand verkündet, der die Offensive der Assad-Streitkräfte stoppt. Es kommt auch danach noch weiter vereinzelt zu Gefechten. Durch den Krieg wurden mehr als 500.000 Menschen getötet und die Hälfte der Bevölkerung vertrieben. Assad ist international geächtet.

Im Mai 2021 wird Assad mit offiziell 95 Prozent der Stimmen für eine vierte Amtszeit wieder "gewählt". Zwei Jahre später kehrt Assad auf die internationale diplomatische Bühne zurück, Syrien wird wieder Mitglied der Arabischen Liga.

Anfang vom Ende Assads

Ende November dieses Jahres starten Islamistische Kämpfer der Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) von Idlib aus eine Offensive gegen die Assad-Truppen. Binnen weniger Tage erobern sie wichtige Städte wie Aleppo, Hama sowie Homs und rücken in Damaskus ein. Die syrische Armee flieht.

Am Sonntag, 8. Dezember, verkünden HTS-Kämpfer im Staatsfernsehen, dass der "Tyrann" Assad gestürzt sei. Assad soll aus dem Land geflohen sein. (afp/bearbeitet von the)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.