20 Tage war der inhaftierte Kremlgegner Nawalny verschwunden. Nun meldet sein Team, er sei gefunden worden. Die Bedingungen im neuen Straflager sollen brutal sein.

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Der seit mehr als zwei Wochen gesuchte Kremlgegner Alexej Nawalny ist wieder aufgetaucht. Er sei in das Straflager IK-3 in Charp im Norden Russlands im Automonen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Montag im Nachrichtendienst X mit. "Er ist in Ordnung", sagte Jarmysch. Von Nawalny hatte seit 20 Tagen jede Spur gefehlt. Sein Team und die Anwälte hatten eine Suchaktion gestartet. Das neue Straflager liegt mehr als 2000 Kilometer von Moskau entfernt.

US-Regierung "tief besorgt" über Haftbedingungen von Kreml-Kritiker Nawalny

Die USA haben sich besorgt über die Haftbedingungen des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny geäußert. Es sei zu begrüßen, dass es nach fast drei Wochen Ungewissheit Informationen über den Aufenthaltsort Nawalnys gebe, teilte das US-Außenministerium am Montag mit. "Wir sind aber weiterhin zutiefst besorgt über das Wohlergehen von Herrn Nawalny und die Bedingungen seiner ungerechtfertigten Inhaftierung". Die US-Regierung verlange weiterhin seine "sofortige Freilassung".

"Wir haben der russischen Regierung mitgeteilt, dass sie dafür verantwortlich ist, was mit Herrn Nawalny in ihrem Gewahrsam geschieht, und dass die internationale Gemeinschaft dies genau beobachtet", hieß es in der Mitteilung des US-Außenministeriums weiter.

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Nawalny in entlegene Strafkolonie gebracht worden

"Wir haben Alexej gefunden!", teilte sein Mitarbeiter Iwan Schdanow mit. Er sei im Straflager "Polarwolf", in einer der nördlichsten und am entlegensten Kolonien überhaupt. "Die Bedingungen dort sind brutal", sagte Schdanow. Dort herrsche auch Dauerfrost. Es sei sehr schwer, dorthin zu gelangen; es würden keine Briefe in das Lager zugestellt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Moskaus Machtapparat den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin vor der Präsidentenwahl am 17. März isolieren wolle. "Sein Aufenthaltsort wurde geheim gehalten", kritisierte Schdanow.

Der unter anderem wegen angeblichen Extremismus zu 19 Jahren Haft verurteilte Nawalny führt immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Er nutzt die Gerichtsauftritte zur Kritik an Putins autoritärem System. Zuletzt war er zu den Verhandlungen nicht mehr zugeschaltet worden.

Seit Anfang Dezember war der Aufenthalt des schärfsten Gegners des russischen Präsidenten unbekannt gewesen. Die Sorge um den 47-Jährigen war auch deshalb groß, weil er gesundheitlich angeschlagen ist. Mitarbeiter des Strafvollzugs hatten bei Gerichtsprozessen nur mitgeteilt, dass Nawalny nicht mehr im Straflager IK-6 rund 260 Kilometer östlich von Moskau im Gebiet Wladimir sei.

Putin-Kritiker Nawalny wieder aufgetaucht

Die Kremlgegner um Nawalny hatten Anfang Dezember auch die Kampagne "Russland ohne Putin" begonnen, mit der sie Wähler vor der Präsidentenwahl dazu aufrufen, durch die Stimmabgabe für andere Kandidaten ihren Protest zu äußern. Putin tritt zum fünften Mal bei der Abstimmung an, mögliche Mitbewerber gelten als chancenlos.

Nawalny, der 2020 auch einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt hatte, ist seit fast drei Jahren in Haft. Er wurde international als politischer Gefangener anerkannt. (dpa/the)

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