Zweieinhalb Jahre nach dem Tod ihres geliebten Monarchen haben die Thais wieder einen gekrönten König. In einer Zeremonie mit großem Pomp setzt sich Rama X. die schwere Krone auf. Vieles wirkt merkwürdig freudlos - was nicht nur an der Hitze liegen kann.

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Keine leichte Sache, so eine Krönung. In Thailand lässt sich sogar ziemlich genau sagen, wie schwer: 7,3 Kilogramm. Zudem 66 Zentimeter hoch, aus purem Gold und bis oben mit Edelsteinen besetzt.

Die "Goldene Krone des Sieges" (auf Thai: Phra Maha Phichai Mongkut) sieht anders aus als die Kronen, die man aus Europa kennt. Eher ein hoher Kegel. König Maha Vajiralongkorn muss kämpfen, bis er sie oben hat. Zwischenzeitlich verheddert er sich in einer Kette.

Fast 70 Jahre ist es her, dass es in Bangkok zum letzten Mal eine Krönung gab. Das war im Mai 1950, der Vater des jetzigen Monarchen: König Bhumibol, auch bekannt als Rama IX.. So ist die Zeremonie im Großen Palast, wo an normalen Tagen viele Tausend Touristen durchgeschleust werden, mit ihrem Prunk und Pomp an diesem Samstag praktisch für alle eine Premiere.

Schon allein die Krone führt zu Nervosität

Auch die Hauptperson. Rama X., inzwischen 66, war damals noch gar nicht geboren. Seit dem Tod des Vaters ist er nun schon zweieinhalb Jahre König.

Viel Zeit davon verbrachte der als Maha Vajiralongkorn geborene Monarch in Bayern, in seiner Villa am Starnberger See, wo sich lockerer leben lässt. Aber in Thailand gilt das strenge Protokoll des Hofes. Überall Aufpasser, bloß keine Fehler. Die Last der Geschichte.

Seit Beginn der Dynastie 1782 haben neun Könige die Krone getragen. Von Rama VI., der vor hundert Jahren noch mit absoluter Macht regierte, weiß man, dass er bei der Krönung große Angst hatte, sie würde ihm herunterfallen. Verständlich, dass der aktuelle Monarch angestrengt wirkt.

Maha Vajiralongkorn, sein Name wird in etwa "Ma-ha Wa-dschira-long-koan" ausgesprochen, ist der einzige Sohn von Bhumibol und dessen Frau Sirikit. Seit jungen Jahren hat er einen Ruf als Lebemann.

Vor der Krönung hat er noch schnell geheiratet, zum vierten Mal. Aus früheren Verbindungen gibt es sieben Kinder. Aber die meisten Thais kennen ihn als jemanden, der selten freundlich dreinschaut.

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Strahlend blickt Rama X. nicht drein

In seiner Amtszeit bewies er bislang vor allem, wie wichtig es ihm ist, Macht über die Politik zu haben. Glücklich sieht er auch jetzt nicht aus.

In manchen Momenten lässt sich das nachvollziehen. Zum Beispiel gleich zu Beginn der zweistündigen Zeremonie, als er von oben eine Dusche reinigendes Wasser über den Kopf bekommt.

Der König trägt dazu nur weiße Schlappen und weiße Toga - ungewohnt schulterfrei, zumindest in der Heimat. Später wird er von buddhistischen Mönchen gründlich gesalbt. Drei Mal muss er sich umziehen.

Bei der eigentlichen Krönung trägt er Knickerbocker und goldenen Mantel. Eigentlich gehörten dazu goldene Pantoffeln. Rama X. bleibt bei Lackschuhen.

Damit er das Sieben-Kilo-Gewicht sicher auf den Kopf bekommt, muss ihm ein Diener helfen, auf Knien selbstverständlich. Bequem kann das nicht sein. Dann, jetzt voll in Amt und Würden, verspricht er: "Ich werde immer zum Glück und Wohl des Volkes regieren." Freude strahlt er keine aus.

Im Saal sind praktisch nur Mitglieder der Königsfamilie und aus der Thai-Elite dabei. An erster Stelle die neue Königin Suthida (40), vor kurzem noch seine Leibwächterin, sowie sein jüngster Sohn, Prinz Dipangkorn Rasmijoti.

Der 14-Jährige, der in Bayern zur Schule geht, gilt als mutmaßlicher Thronfolger. Die Mutter fehlt: Die frühere Königin Sirikit (86) musste vergangenen Monat ins Krankenhaus.

Härteste Aufgabe haben die Soldaten

Zum Ende der Zeremonie müssen sich die Gäste vor dem frisch gekrönten König niederwerfen, auch die Familie. Von draußen erklingen 21 Schuss Salut.

Die Soldaten an den Kanonen haben an diesem Tag vielleicht die härteste Aufgabe von allen. Bei Temperaturen um die 40 Grad müssen sie nicht nur Uniform, sondern auch noch Bärenfellmütze tragen.

Als einziges Land der Region war Thailand nie Kolonie; aber einige sehr unsinnige Dinge hat man sich doch abgeschaut.

Das Volk bleibt bei der Zeremonie außen vor. Die Fernsehsender übertragen alle, aber der Palast ist abgeriegelt. Trotzdem sind draußen Tausende unterwegs - viele in Gelb, der Farbe des Königshauses. Einer hat sogar das gelbe Trikot von Borussia Dortmund an.

Damit niemand in Ohnmacht fällt, wird großzügig Wasser verteilt. Bei Gesamtkosten von 30 Millionen Euro ist das ein Detail. Ohnehin gehört Thailands Königshaus mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 35 Milliarden Euro zu den reichsten Monarchien der Welt.

Die größte Herausforderung der Krönungsfeiern kommt aber erst noch: Am Sonntag wird Rama X. auf einer Sänfte sieben Kilometer durch die Stadt getragen. Dazu werden Hunderttausende erwartet.

Wenn die Hitze so bleibt, werden viele stundenlang in praller Sonne warten müssen. Doch es gibt Hoffnung: Der Wetterbericht sagt zum ersten Mal seit Wochen Regen voraus. (dpa/ank)

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