Wir trennen unseren Müll, fahren Zug, setzen auf alternative Energien und achten auf unseren ökologischen Fußabdruck. Klimaschutz steht bei den Österreichern hoch im Kurs. Doch beim Klimaschutz-Index in Bonn landete Österreich auf Platz Platz 35 - knapp vor den Schlusslichtern Thailand und Indonesien. War etwa alles umsonst?
Setzen, sechs. Für Österreichs Regierung war die Bewertung beim UN-Klimaschutzgipfel ein Schock. Selten wurde ein europäisches Land mit der Note "schlecht" für seine Anstrengungen im Klimaschutz benotet.
Insgesamt wurden 57 Ländern unter die Lupe genommen. Auf den ersten Plätzen rangierten Schweden, Norwegen und Großbritannien. Unter den ersten 15 Ländern waren mit Marokko und Indien nur zwei nicht-europäische Länder. Österreich hingegen reihte sich am Ende ein.
Germanwatch evaluiert mit dem Klimaschutz-Index die notwendigen politischen Maßnahmen, die die Länder in Sachen Klimaschutz umsetzen. Heißt: Die schlechte Note ist vor allem eine Schlappe für die Regierung.
Oder wie es Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, ausdrückte: "Österreich ist noch immer nicht vom Reden zum Handeln gekommen."
Verpasster Windkraftausbau
Bewertet wird beim Klimaschutzindex mit verschiedenen Indikatoren – unter Berücksichtigung der Größe und des Energieverbrauches des jeweiligen Landes. Der Fokus liegt hier vor allem auf den Treibhausgasen und CO2-Emissionen pro Kopf. Auch wird geprüft, welche Entwicklung die Emissionen im Land bei Verkehr, Energie, Gebäude und Infrastruktur nehmen.
Kritik hagelt es unter anderem für den verpassten Windkraftausbau. Dieser geht seit Jahren zurück - anstatt voran. Wurden 2014 noch 402 Megawatt Windkraftleistung errichtet, sind es 2017 wohl nicht mal mehr die Hälfte davon. Von einer raschen Umsetzung keine Spur. Für Germanwatch folglich kein ambitioniertes Klimaschutzprojekt.
Kein Wunder also, dass Österreich beim Klimaschutzindex sogar weniger Punkte als im Vorjahr erhielt - insgesamt nur 49,5 von 100 möglichen Punkten. Der einzige Grund für eine bessere Platzierung als im Vorjahr war das schlechtere Abschneiden anderer Länder.
Treibhausgase steigen – keine Energiestrategie
Ebenfalls stark im Negativfokus: die Entwicklung der Treibhausgase in Österreich. Diese sind laut Greenpeace 2015 um 3,2 Prozent im Vergleich zu 2014 gestiegen.
Treibhausgase greifen den Energiehaushalt an und verändern die irdische Atmosphäre. Sie sollen hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlich sein. Das Senken dieser Gase sei vorrangiges Ziel – heißt es von Germanwatch und Greenpeace gleichzeitig.
Das Bemühen, Treibhausgase einzudämmen wurde beim Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart. Das oberste Ziel sollte laut Greenpeace also die Förderung und Unterstützung dieses Ziel sein. Doch Fehlanzeige.
Angebote fördern, Aufklärung betreiben und Sanktionen verhängen – bislang fehlt es an der richtigen Strategie Österreichs.
Möglichkeiten wären beispielsweise der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Förderung von E-Autos sowie der Ausbau von alternativer Energie – wie Sonnen-, Wind- und Wasserkraftenergie.
Auch eine Erhöhung des Haushalts für thermische Sanierung könnte laut Greenpeace Verbesserungen erzielen. Denn auch eine Gebäudedämmung führt zu weniger Heizkosten – und somit zu weniger Emission. Auch könnte Sanktionen für Kohle- und Öl-Heizungen gesetzt – und saubere Heizungen gefördert werden.
Andere Ländern – gerade in Skandinavien – setzen politisch gerade bei der Förderung von alternativen Energien und der Förderung von klimapolitisch sauberen Möglichkeiten ihren Fokus.
Österreich muss klimapolitisch Gas geben
Für Österreich heißt es also: klimapolitisch Gas geben. Das sehen jedoch nicht alle so: ÖVP-Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter sagte am Rande der Klimakonferenz: "Ich nehme diesen Klimaindex nicht ernst."
Geht es nach Greenpeace, ist das alarmierend. "Seit Jahren erleben wir in Österreich einen klimapolitischen Stillstand", sagte Adam Pawloff von Greenpeace Österreich gegenüber Medien.
Zumindest versprach Rupprechter, bis Mitte 2018 eine neue Strategie für den Klimaschutz darzulegen. Dass diese bereits in diesem Jahr ausgearbeitet werden sollte, die Ministerien von Verkehr, Umwelt, Soziales und Wirtschaft jedoch nicht dazukamen, könnte jedoch als weiteres Zeichen für den berechtigen letzten Platz gewertet werden.
Damit Österreich nicht weiter am Klimaschutzpranger steht, müsse sich definitiv was tun. Hier waren sich alle Umweltexperten einig. Die Bevölkerung selbst ist längst bereit dazu: Müll trennen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen und das Bewusstsein für Klimaschutz schärfen, gehört in den westlichen Ländern längst zum guten Ton.
Übrigens: Seit 2009 werden beim Klimaschutzindex die ersten drei Plätze nicht mehr vergeben, weil kein Land genug für den Klimaschutz unternimmt.
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